Kostenexplosion in KölnSanierung des Funkhauses soll 100 Millionen Euro mehr kosten

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Der Blick auf das Gebäude des Deutschlandfunks

Der Blick auf das Gebäude des Deutschlandfunks

Statt rund 188 Millionen Euro geht das Deutschlandradio nun von rund 289 Millionen Euro Kosten aus. Das sagt ein Verantwortlicher dazu.

Die Sanierung des denkmalgeschützten Hochhauses des Deutschlandfunks im Kölner Süden soll rund 100 Millionen Euro mehr als geplant kosten. Statt mit rund 188 Millionen Euro rechnet das Deutschlandradio als übergeordnete Rundfunkanstalt mit Kosten von etwa 289 Millionen Euro, das entspricht einem Plus von rund 53 Prozent. Das berichteten mehrere Medien wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung und die Nachrichtenagentur epd.

Rainer Kampmann, Verwaltungsdirektor des Deutschlandradios, bestätigte die erhöhte Kostenprognose gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, begründete sie unter anderem mit dem späteren Baubeginn, den gestiegenen Baupreisen, neuen Vorgaben zur Energieeffizienz und dem Denkmalschutz. Das Amt für Denkmalschutz meldete sich laut Deutschlandradio erst, als die Pläne für die Sanierung fertig waren.

Fassade muss demontiert werden

Kampmann sagte: „Dass unser Haus denkmalwürdig sein könnte, hat uns nicht überrascht. Und dass Denkmalschutz Mehraufwand bedeutet, das ist nun mal so.“ Nun müssen Experten unter anderem die Fassadenelemente demontieren, wieder aufbereiten und dann wieder anbringen.

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Die Sanierung soll statt 2034 erst 2036 beendet sein, erste Arbeiten finden schon statt. Zur Sanierungsmaßnahme zählen auch der mehrstöckige Flachbau und der Kammermusiksaal am Raderberggürtel. Sie werden laut Kampmann zuerst saniert, der Turm soll etwa ab 2030 folgen.

Vergangene Sanierung endete erst 2013

Schon zwischen 2000 und 2013 hatte der Sender das Gebäude für insgesamt 47 Millionen Euro teilweise saniert, frühere Mitarbeitende hatten sich in der Vergangenheit gegenüber dieser Zeitung gewundert, warum schon wieder eine Sanierung nötig sei. Ein Sprecher sagte 2022, man könne die beiden Sanierungen nicht vergleichen: „So wurden damals zum Beispiel das Bauwerk, die Fassade sowie auch vereinzelte Anlagen und Einrichtungen nicht vollumfänglich saniert.“

Es ist nach dem WDR-Filmhaus in der Kölner Innenstadt das zweite Bauprojekt der öffentlich-rechtlichen Sender in Köln, dessen Kosten explodieren. Wie berichtet, soll das WDR-Filmhaus statt 130 Millionen Euro Stand jetzt 240 Millionen Euro kosten. Das hat der Sender 2019 mitgeteilt.

WDR prüft Auswirkungen der Kündigung

Doch aktuell prüft der WDR, welche Konsequenzen es für Termine und Kosten hat, dass die verantwortliche Firma während der Sanierung für die Gebäudetechnik voriges Jahr gekündigt hat. Sie sollte 2024 beendet sein. Der Landesrechnungshof NRW hat die Wirtschaftlichkeit der Sanierung in einem Prüfbericht infrage gestellt, der WDR sieht das im Wesentlichen anders.

Wie viel Geld die öffentlich-rechtlichen Sender ausgeben, ist vor allem seit dem Skandal um den RBB und dessen früherer Intendantin Patricia Schlesinger ein sensibles Thema. Schlesinger war fristlos entlassen worden, es ging um Vorwürfe der Vetternwirtschaft und Verschwendung, sie wies die Vorwürfe zurück.

Neubau hatte der Sender verworfen

Kampmann sagte auf die Frage, ob es ihm angesichts der Diskussionen um die öffentlich-rechtlichen Sender schwerfalle, die neue Summe mitzuteilen: „Wir haben uns das nicht leicht gemacht, aber wir haben die Risiken für die Sanierung gesehen und darauf regiert. Wir glauben, dass die Sanierung eine runde Sache ist.“

Seit Montag steht das 102 Meter hohe Hochhaus des Deutschlandfunks aus dem Jahr 1978 unter Denkmalschutz, dort produziert das Deutschlandradio die Programme Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Nova. Das Gebäude ist ein Hängehochhaus, seine Etagen sind also am Dach aufgehängt. Wie berichtet, hatte der Sender in der Vergangenheit einen Neubau geprüft, aber verworfen. Laut Kampmann ist es auch denkbar, dass der Sender später einzelne Etagen vermietet.

Risikozuschläge von 30 Prozent

Der Sender hat sein Sanierungskonzept wegen des Denkmalschutzes angepasst, ein Sprecher teilte mit: „Die einzelnen Bauabschnitte sind in sich geschlossen und werden in Zyklen von jeweils zwei bis vier Jahren abgewickelt. Die angemeldeten Mittel für den gesamten Zeitraum beinhalten die aktuellen Prognosen zur Baukostenentwicklung und aus heutiger Sicht angemessene Risikozuschläge von 30 Prozent.“

Auch die Stadt Köln kalkuliert mit Risikozuschlägen, doch in der Vergangenheit haben diese häufig nicht ausgereicht und es brauchte für schon laufende Baumaßnahmen mehr Geld, weil ein Baustopp angesichts des schon ausgegebenen Geldes wenig sinnvoll erschien.

Das Deutschlandradio hat die Kostensteigerung auch bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) angemeldet, am 23. Februar kommt der 24. Bericht des Gremiums. Die KEF analysiert den Finanzbedarf von ARD, ZDF, Deutschlandradio und Arte. Die Kommission ist der Öffentlichkeit vor allem bekannt, weil sie die Höhe der Rundfunkgebühr vorschlägt.

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