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RettungsprojektTierschützer finden Quarantänegebäude für Großmarkt-Katzen und klagen gegen die Stadt

3 min
Der Kater ist einer von mehr als 100 verwilderten Katzen des Großmarkts in Raderberg, der bereits umgesiedelt werden konnte.

Der Kater ist einer von mehr als 100 verwilderten Katzen des Großmarkts in Raderberg, der bereits umgesiedelt werden konnte.

Tierschützer haben nach langer Suche eine Unterkunft für die Katzen vom Großmarkt gefunden. Eine Klage gegen die Stadt wurde eingereicht.

„Wir sind unfassbar glücklich, dass wir jetzt ein Gebäude gefunden haben, in dem wir die Katzen während der Quarantäne und der Zeit der medizinischen Versorgung unterbringen können“, sagt Mania Leveringhaus. Sie leitet das Projekt zur Rettung der Katzen, die seit Jahren auf dem Kölner Großmarkt leben. Gemeinsam mit den Vereinen Straßenkatzen Köln und Katzenschutzbund Köln kümmert sie sich seit Mai um die Tiere.

Noch immer leben mehr als 100 verwilderte Katzen auf dem Gelände – viele einst von Händlern angesiedelt, um Ratten und Mäuse zu fangen. Mit der Schließung des Großmarkts Ende des Jahres drohte den Katzen, von denen viele jetzt schon in einem schlechten Zustand sind, die völlige Verwahrlosung und der Hungertod. Die Tierschützer wollen die Katzen einfangen, medizinisch versorgen, kastrieren und chippen lassen, um sie anschließend kontrolliert an geeigneten Orten auszuwildern. Einige Bauern- und Pferdehöfe haben bereits zugesagt. „Die Katzen sind extrem scheu und nicht für Wohnungshaltung geeignet, höchstens die Kitten“, erklärt Leveringhaus.

Mania Leveringhaus und ihre Mitstreiter richten das Quarantänegebäude  für die Großmarkt-Katzen her.

Mania Leveringhaus und ihre Mitstreiter richten das Quarantänegebäude für die Großmarkt-Katzen her.

Seit Monaten füttern die Tierschützer die Katzen morgens und abends auf dem Gelände. Doch es fehlte bisher ein Ort für die Quarantänezeit während der medizinischen Versorgung. Die Tierschützer baten die Stadt um Unterstützung, diese lehnte jedoch ab. Zwischenzeitlich konnten einige der Katzen in einem Tierheim in der Nähe von Köln unterkommen. Das kann jedoch keine weiteren Tiere aufnehmen, ebenso wenig die Kölner Tierheime, die voll belegt sind.

Leerstehende Büros für Quarantäne

Über einen Makler fanden die Tierschützer schließlich ein leerstehendes Bürogebäude im Kölner Süden, das sie für sechs Monate mieten können. „Wir haben viele Absagen bekommen, wegen der befristeten Nutzung und der Art der Nutzung. Der jetzige Vermieter war aber sofort überzeugt von unserem Projekt, und wir sind ihm sehr dankbar“, sagt Leveringhaus. Der Vermieter möchte anonym bleiben, ebenso solle der genaue Standort des Gebäudes aus Sicherheitsgründen nicht erwähnt werden, erläutert sie. Was der Vermieter nach den sechs Monaten mit den Räumlichkeiten vorhat, ist nicht bekannt.

Ende Oktober unterschrieben die Tierschützer den Mietvertrag und begannen umgehend, das Gebäude für die Katzen nach veterinärhygienischen Vorgaben herzurichten. Sie strichen die Wände mit Latexfarbe, entfernten den Teppichböden und trugen einen flüssigen PVC-Boden auf. Jetzt statten sie die Räume mit Quarantäneboxen, Regalen, Handtüchern und weiteren Materialien aus. Die Kosten dafür stemmen sie selbst, ebenso die Miete. „Der Vermieter hat uns einen fairen Preis gemacht, aber mit Strom, Wasser und Entsorgung von Infektionsmüll kommen wir auf rund 3500 Euro im Monat. Dafür sind wir auf Spenden angewiesen“, sagt Leveringhaus. Die Stadt übernimmt die Kastrations- und Behandlungskosten, da dies eine kommunale Pflichtaufgabe ist.

Durch das Quarantänegebäude können die Tierschützer nun nach und nach alle Großmarkt-Katzen sichern. Die Betreuung der Tiere dort organisieren sie im Schichtdienst.

Tierschützer klagen gegen Stadt

Zudem haben sich die Tierschützer juristischen Beistand geholt und diese Woche Klage gegen die Stadt eingereicht. „Es geht dabei nicht nur um die Katzen, sondern auch um andere geschützte Tierarten wie Fledermäuse, Mehlschwalben und Zauneidechsen, die auf dem Großmarktgelände leben“, erklärt Leveringhaus. Dazu, welche Maßnahmen sie zum Schutz dieser Tiere getroffen oder geplant habe, habe die Stadt bislang keine umfassenden, öffentlich zugänglichen Informationen bereitgestellt, ein Antrag auf Akteneinsicht sei unbeantwortet geblieben, berichtet Leveringhaus. Mit der Klage wollen die Tierschützer ihr Recht auf Zugang zu den Unterlagen durchsetzen.