Godorf – Bei Pannen auf ihrem Betriebsgelände will die Shell Rheinland Raffinerie die Anwohner im Kölner Süden künftig früher und eindringlicher warnen als bislang.
Auf Anraten und in Abstimmung mit der Berufsfeuerwehr habe man das interne Meldesystem zwischen Konzern und Berufsfeuerwehr angepasst, berichtete Shell-Sicherheitsmanager Christoph Hoppe. „Wir richten unser Meldesystem in Zukunft mehr darauf aus, was die Bevölkerung empfindet.“ Bislang habe man sich eher an fachlichen Kriterien orientiert.
Als Beispiel nennt Hoppe den Brand eines Chemietanks im Januar. Eine schwarze Rauchsäule war weithin sichtbar und sorgte für starke Verunsicherung unter den Anwohnern. Dennoch hatte das Feuer – wie sich später herausstellte – keine direkten Auswirkungen auf das Gebiet außerhalb des Firmengeländes. Daher gab Shell den Vorfall nur mit der zweithöchsten Alarmstufe an die Feuerwehr weiter – mit der Folge, dass die Warnsirenen für die Bevölkerung zunächst stumm blieben, denn die werden erst ab Stufe 3 ausgelöst. Die Feuerwehr aktivierte die Sirenen aber später, nachdem sie sich ein eigenes Bild von den Ausmaßen gemacht hatte.
Als weiteren „Baustein für mehr Sicherheit“ präsentierte Shell am Mittwoch das neue, für mehrere hunderttausend Euro errichtete „Safety Center“ auf dem Werksgelände. Kein Beschäftigter der Raffinerie und von Partnerfirmen dürfe künftig für die Rheinland Raffinerie tätig werden, ohne das Schulungszentrum für Arbeitssicherheit durchlaufen zu haben. In der Halle ist ein Trainingsparcours mit raffinerietypischen Szenarien aufgebaut wie Gerüstbau, Kran-Arbeiten oder Rohrmontage. In die Szenarien sind jeweils Fehler eingebaut, die die Arbeiter finden müssen. Zwei Stunden dauert die Schulung, mindestens eine weitere Einweisung soll in den Tagen darauf folgen. Insgesamt 3000 Menschen arbeiten auf dem Werksgelände.
„Es geht sicher, oder es geht nicht“, zitiert Raffinerie-Direktor Bram Steenks das Konzernmotto. Die Häufung von Schadensfällen in den vergangenen beiden Jahren nannte Steenks „absolut außergewöhnlich“ und zugleich „nicht akzeptabel“. Oberbürgermeister Jürgen Roters dankte bei der Eröffnung des „Safety Centers“ für den „wichtigen Beitrag, das Vertrauen in das Unternehmen zu stärken“. Er sei „sehr zuversichtlich“, dass Shell die Defizite beheben werde.
Bis 2018 will der Konzern alle etwa 80 000 Rohrleitungen in den Werken Godorf und Wesseling kontrolliert haben. Jeden Montag treffen sich alle verfügbaren Mitarbeiter zum „Sicherheitsmeeting“ und diskutieren aktuelle Sicherheitsfragen oder Pannen und Beinahe-Unfälle. Vor einigen Tagen haben zudem externe Fachleute damit begonnen, das Sicherheits-Management-System der Rheinland-Raffinerie zu prüfen.