Der Verein „Côte da Sürth“ löst sich überraschend auf. Damit wird auch das von ihm organisierte Fest auf dem Marktplatz keine zehnte Ausgabe erleben.
Tradition in Köln-Sürth„Fest in Blau-Weiß“ steht vor dem Aus

Biertische und Menschen färbten jeweils am ersten Samstag nach den Sommerferien den Sürther Marktplatz in Blau-Weiß.
Copyright: Inge Swolek
„Das Sürther Bürgerfest ‚Tischlein deck Dich‘ auf dem schönsten Marktplatz Kölns, wird es nicht mehr geben. Der Schritt fällt uns nicht leicht, wir wissen, dass es ein Verlust für das Miteinander im Veedel ist“ - so heißt es in der Pressemitteilung des Vereins Côte da Sürth.
Gründe werden nicht genannt. Auf Nachfrage dieser Zeitung sagt die Vereinsgründerin und zweite Vorsitzende Claudia Franzen: „Einige Mitglieder sind krank, andere fühlen sich zu alt oder sind schlicht amtsmüde. Von den insgesamt neun Vereinsmitgliedern sind es leider nur noch drei, die weitermachen würden, die Buchhändlerin Nadine Sander, Inge Blameuser und ich. Das sind definitiv zu wenige.“
Fest in Blau-Weiß orientiert sich an Tradition englischer Picknicks
Bei dem in Sürth und den benachbarten Veedeln beliebten, fast schon kultigen Fest, das sich an den traditionellen Picknicks in Frankreich und England orientiert und immer am ersten Samstag nach den Sommerferien stattgefunden hat, verwandelte sich der alte Sürther Marktplatz in ein blau-weißes Farbenmeer. Das Motto ‚Blau-Weiß‘ spiegelte sich sowohl in den Tischdekorationen als auch in der Kleidung. Sowohl die 100 Biertischgarnituren als auch die rund 1000 feiernden Menschen unterwarfen sich freiwillig einem Dresscode.

Vereinsgründerin Claudia Franzen (2.v.r.) mit ihren Mitstreiterinnen vor dem Buchladen in der Falderstraße
Copyright: Inge Swolek
Schon früh reservierten zahlreiche Bürger aus Sürth, Weiß und Rodenkirchen einen Tisch, um dann im voraus gemeinsam mit Freunden zu überlegen, wie sie ihren Tisch gestalten sollten. Denn: Die kreativsten Tischgestaltungen wurden regelmäßig prämiert – dafür legten sich viele Gäste mit großem Engagement, viel Ideenreichtum und handwerklichem Geschick ins Zeug.
Verein wird nicht formal aufgelöst
„Wir wollten, dass die Sürther sich mit ihrem Wohnort identifizieren, man sollte sich mit Nachbarn, Freunden, Familien an einem Tisch zusammensetzen und feiern. Deshalb ist diese Idee entstanden und ich denke, genau das ist uns gelungen“, sagt die Künstlerin Claudia Franzen und man merkt ihr an, wie sehr sie das Aus für ihr Sürther Baby bedauert. Aber ohne ausreichendes Engagement und genügend Personen, die sich um die Organisation kümmern, ist ein solches Fest nicht zu stemmen. Deshalb mussten die Vereinsmitglieder einen Schlussstrich ziehen, nicht ohne jedoch eine Tür offenzulassen. In ihrer letzten Sitzung haben sie entschieden, den Verein nicht juristisch aufzulösen, sondern zunächst nur „ruhen“ zu lassen. In diesem Status kann er jederzeit ohne großen bürokratischen Aufwand reaktiviert werden.
Die Mitglieder hoffen, dass sich unter den Fans des „Festes in Blau-Weiß“ doch noch einige Freiwillige zusammenfinden und das Bürgerfest retten. „Wir stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite, würden unsere Kontakte und Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren gesammelt haben, weitergeben. Die Vorbereitungsarbeiten sind sehr überschaubar, man braucht eine Genehmigung der Stadt Köln, muss den Getränkemarkt Kilic für die Biertischgarnituren anrufen, die katholische Jugend für den Aufbau aktivieren und die Wirtsleute von der Gastwirtschaft Krone, die den Bierkreisel betreiben, einbinden“, so Franzen, die hinzufügt: „Dieses Jahr hätte es ein ganz besonderes Event werden können, ‚Tischlein Deck Dich‘ wird zehn Jahre alt.“
Ein kleiner Hoffnungsfunke für die Geburtstagsfeier glimmt noch, denn bis zum ersten Samstag nach den großen Sommerferien kann noch viel passieren. Vielleicht erstrahlt der Sürther Marktplatz dann doch wieder in Blau-Weiß.