Umbau der Sürther Straße„Wir müssen uns über 30 Jahren verschulden”

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Entlang der Sürther Straße wird tüchtig gebaut.

Entlang der Sürther Straße wird tüchtig gebaut.

Rodenkirchen – Nach einem langwierigen Rechtsstreit zwischen Rat und Bezirksvertretung haben die Rodenkirchener Politiker nun über das künftige Gesicht der Sürther Straße abgestimmt. Sie billigten die Pläne für den Abschnitt zwischen Friedhof und Bezirkssportanlage weitestgehend. Ursprünglich stammen sie aus dem Jahr 2017.

Demnach kostet der Umbau 2,1 Millionen Euro. Aus der Straße, auf der fast 10.000 Fahrzeuge am Tag unterwegs sind, soll eine Allee werden. Statt Ampeln sollen dann Kreisverkehre für Sicherheit an den Einmündungen zu der Eygelshovener und der Martinstraße sorgen. Die Straße wird schmaler. Auf der Fahrbahn werden Schutzstreifen für Radfahrer markiert. Parkbuchten und Bäume sollen sich am Rand abwechseln. Die Bürgersteige werden durchgehend 2,50 Meter breit sein. Die Eygelshovener Straße, eine der Hauptzufahrten für das angrenzende Sürther Feld, wird ebenfalls umgestaltet. Ihre Bedeutung werde durch das Baugebiet noch weiter steigen, schreibt die Stadtverwaltung.

Streit um Zuständigkeit

Nachdem die Richterin wenig Aussicht auf Erfolg angedeutet hatte, zogen die Rodenkirchener Bezirksvertreter ihre Klage vor dem Verwaltungsgericht zurück. Sie hatten die Zuständigkeit für die künftige Einstufung der Sürther Straße beansprucht. Die Richterin sah die Entscheidung als laufendes Geschäft der Verwaltung, das ohne Beschlüsse getätigt wird. Sie deutet zudem an, dass solche „maßgeblichen straßenrechtlichen Regelungen“ grundsätzlich in die Zuständigkeit des Verkehrsausschusses fielen, sie Auswirkungen auf die ganze Stadt hätten. Bezirksbürgermeister Mike Homann, SPD, nannte die Auffassung „schwierig nachzuvollziehen“ und „zutiefst irritierend“. Sie stelle die Befugnisse der Bezirksvertretung grundsätzlich infrage. (phh)

Die Bezirksvertreter nahmen die Vorlage mit großer Mehrheit an. SPD und Grüne brachten jeweils Änderungsvorschläge ein, die ebenfalls angenommen wurden. Sie fordern unter anderem eine Verlängerung der Allee, konsequent Abstände zwischen Schutzstreifen und Parkbuchten, sowie eine Ladestation für Elektroautos auf der Höhe des Friedhofs. Die Sürther Straße lag lange im Niemandsland zwischen Rodenkirchen und Sürth. Mittlerweile entsteht ringsum ein neuer Stadtteil. Die Diakonie Michaelshoven, der wohl größte Anlieger, baut ihre Einrichtungen aus.

Auch Wohngebäude sind geplant. Das Sürther Feld auf der anderen Seite ist bereits teilweise bewohnt. Frank Theilen-von Wrochem kritisierte in der Sitzung, dass dieser Bedeutung nicht genügend Rechnung getragen werde. Er plädierte dafür, sich nicht nur mit einer Verkehrsplanung zufrieden zu geben. Die BV soll sich den „Einfluss darauf sichern, ob die Straße künftig trennt oder verbindet“.

Ein Bebauungsplanverfahren sei dafür der richtige Weg. Das würde den Baubeginn gleichwohl verzögern. Auch seine Fraktion wollte das offenbar nicht mittragen. Außer Theilen-von Wrochem stimmte lediglich Thorsten Ilg von den Freien Wählern gegen die Vorlage.

Im mit der SPD eingebrachten Änderungsantrag ist lediglich festgehalten, dass die frei werdenden Grundstücke den ebenfalls seit Jahren stagnierenden Plänen für eine Ortsmitte für den entstehenden Stadtteil zugeschlagen werden sollen.

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Nach dem Beschluss beginnt die Stadtverwaltung nun mit der Ausführungsplanung. Bevor allerdings der Bau in Auftrag gegeben werden kann, muss sie sich noch mit der Diakonie einig werden. Für die Planung werden mehrere hundert Quadratmeter benötigt, die der Einrichtung gehören.

Durch die geplante neue Klassifizierung der Straße müssen sich die Anlieger mit 90 Prozent an den Baukosten beteiligen, sagt Uwe Ufer, kaufmännischer Vorstand der Diakonie. Wie viel davon auf sein Unternehmen entfällt, sei noch völlig unklar. „Wir unterstützen die Planung. Aber für uns ist das viel Geld. Wir müssen uns womöglich über 30 Jahre verschulden“, sagt er – Geld, das für die Arbeit der Einrichtung fehlen würde. Er wolle zumindest wissen, welche Belastung auf ihn zukomme. „Vorher verkaufen wir keinen Quadratmillimeter“, sagt er.

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