Wieder vereint in KölnGeflüchtete aus der Ukraine haben ihre Leguane zurück

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Leguane Zollstock

Olena und Mikas Chudik haben ihre Leguane wieder; Lucas Schnack hat gut auf sie aufgepasst

Zollstock – Mikas Chudik steht im Büro vom Konrad-Adenauer-Tierheim. Er wippt auf und ab, blickt zur Tür, kreuzt die Arme vor der Brust, nimmt sie wieder runter – er ist sichtlich aufgeregt. Mit gutem Grund: Er wird heute Smart und Velociraptor wiedersehen.

Der Ukrainer und seine Frau Olena Hubanowa sind Anfang September aus Darmstadt nach Zollstock gekommen, um ihre sehnsüchtig vermissten Leguane abzuholen. Über vier Monate waren sie von ihnen getrennt. „Can I see them? I can’t wait to see them“, sagt der 36-Jährige ganz hibbelig. Aber ein bisschen muss er noch warten, bis die Abholpapiere fertig sind. Währenddessen erstattet Tierpfleger Lucas Schnack detailliert Bericht, wie es den Echsen ergangen ist. Er hat sich um die beiden gekümmert.

Als sie die Leguane abgeben mussten, sind Tränen geflossen

Mikas und Olena flüchteten Anfang Mai wegen des Krieges aus ihrer Heimatstadt Charkiw. Für sie keine Frage, dass sie ihre beiden Lieblinge mitnahmen auf die knapp 2 500 Kilometer lange Reise. Zwei Tage waren sie in ihrem Auto unterwegs, Smart und Velociraptor auf der Rückbank. Manchmal sei einer von beiden nach vorne gekommen, zum Beifahrer, und habe ein Sonnenbad genommen, erzählt Mikas.

Im Ankunftszentrum am Kölner Hauptbahnhof teilte man ihm und seiner Frau aber mit, sie müssten sich – zumindest vorübergehend – von ihren Lieblingen trennen. So brachten sie sie ins Zollstocker Tierheim. „Da sind Tränen geflossen“, erinnert sich Schnack. Der Tierpfleger, spezialisiert auf Vögel und Reptilien, schickte Mikas und Olena zwischendurch Nachrichten und Fotos. „Sie kamen zwischenzeitlich auch zu Besuch“, erzählt er. Dann ist es endlich so weit, die Papiere sind fertig, es geht zu den Leguanen.

Die Tiere begleiten ihre Besitzer schon von klein auf

Die hatte Schnack in einem schönen, großen Raum mit Baumstämmen und kleinen Wasserbecken untergebracht. Als er die Tür der Hütte aufmacht, geht ein Strahlen über die Gesichter von Mikas und Olena. Sie gehen hinein, er zu Smart, sie zu Velociraptor und begrüßen ihre Tiere. „Die beiden sind total freundlich und wirklich erstaunlich menschenbezogen“, berichtet Schnack. Tatsächlich scheinen die Reptilien das Streicheln ihrer Besitzer zu genießen.

Mit einem breiten Lächeln kommt das ukrainische Paar aus der Hütte, jeder mit einem Leguan auf dem Arm. „I am so glad! I have been waiting so much for this day“, sagt Mikas selig. Er verrät, dass die beiden in ihrer Wohnung in Charkiw sich komplett frei bewegen durften. Sie leben bei ihnen von klein auf.

Das Paar möchte sich in Deutschland ein neues Leben aufbauen

Gerührt bedankt er sich bei Schnack für die gute Pflege seiner Echsen. „I was worried when we had to let them here. But I was so glad when I received the mails and the fotos from Lucas“, sagt er. Mikas, der ausgebildeter Jurist ist, hatte zuletzt ein kleines Logistikunternehmen in Charkiw, erzählt er. Das gäbe es jetzt nicht mehr, sagt er. Seit Kurzem leben er und Olena in einer kleinen Wohnung in Babenhausen in der Nähe von Darmstadt und haben nun die Möglichkeit, die Leguane wieder bei sich aufzunehmen.

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Das Paar will in Deutschland bleiben, sich hier ein neues Leben aufbauen. Zunächst steht weiter Deutschlernen auf dem Stundenplan. Glücklich ziehen Mikas und Olena mit Smart und Velociraptor ab, die Fahrt nach Darmstadt dürfte ein Klacks für sie sein. „Ich werde die Echsen vermissen, sie sind mir echt ans Herz gewachsen“, sagt Schnack.

Die Kosten für ihren Aufenthalt im Tierheim trägt die Einrichtung. Die Stadt zahlt eine Pauschale nur für Fundtiere. „Auch wenn es finanziell immer schwer ist, machen wir das gerne, weil wir den Besitzern so helfen können, ihre Tiere zu behalten“, sagt Tierheimleiterin Petra Gerigk.

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