Satirischer WochenrückblickEine letzte Chance für den Ebertplatz

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Ebertplatz

Der Ebertplatz soll neu gestaltet werden. 

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  • Diesmal geht es um eingebundene Bürger und das Aus für den Kreml am Ebertplatz.

Köln – Mein lieber Ebertplatz! Gräme Dich nicht. Es geht doch voran. Du wirst schöner werden. Diesmal ganz bestimmt! Weil das in dieser Woche nahezu alle im Stadtrat beschlossen haben: die Grünen, die Schwarzen, die Hell- und die Dunkelroten, die Gelben und die Violetten. Jetzt müssen nur noch die Bürger eingebunden werden. Anschließend musst Du Dich einer städtebaulichen Vorqualifizierung unterziehen, in der erst viele verschiedene Ideen gesammelt und hernach von Experten begutachtet werden.

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Später startet ein europaweites Verhandlungsverfahren, bei dem man Dich noch einmal mit Paris, London und Barcelona vergleichen wird. Das ist so üblich unter Metropolen von Weltruf. Dem wird ein mehrstufiges Wettbewerbsverfahren folgen, bei dem wieder die Bürger eingebunden werden, bevor darüber entschieden kann, dass der Kreml in Moskau bleibt. Auch wenn die Bläck Fööss das nicht wahrhaben wollen.

Das Wettbewerbsverfahren kann aber erst beginnen, wenn vorab in einem weiteren Verfahren zunächst die verkehrlichen Rahmenbedingungen geklärt werden, also beispielsweise die Frage, ob es überhaupt noch Fahrräder geben wird, wenn das alles irgendwann abgeschlossen ist. Oder nur noch E-Bikes und Pedelecs und Du deshalb bloß noch eine große Ladezone wirst, deren Kabel in Deinem Untergeschoss verlegt werden müssen, damit bloß keiner drüber stolpert.

Na klar! Du hast ein Mitspracherecht und kannst die vielen alten Ideen einbringen, die seit den 1990er Jahren entstanden und wieder verworfen wurden. Ohne Dich zu fragen! Ich bin mir aber nicht sicher, ob das in Deinem Interesse liegt.

Der eingebundene Bürger

Bevor es dann los geht mit Deiner Schönheitsoperation, müssen noch die Bürger befreit werden. Je nachdem, wie fest sie eingebunden waren, in Beton, in Zement oder nur mit Kabelbindern fixiert, kann das ein wenig dauern.

Aber das geht nicht anders. Weil Du nur eine Chance hast, wenn Du die nächsten 50 Jahre überzeugen willst. Sagt zumindest der CDU-Politiker Niklas Kienitz. Wann diese 50 Jahre beginnen, sagt er nicht. Vermutlich ungefähr in 20 Jahren.

Wie? Noch 20 Jahre. Das willst Du nicht glauben? Doch, mein lieber Ebertplatz. Das ist in Kölle keine lange Zeit. Frag’ mal beim Bürger- und Heimatverein Buchheim nach, der seit 16 Jahren um eine Querungshilfe kämpft, damit die Bürger ihre Heimat, die Merheimer Heide, ohne Umweg erreichen können. Damals hieß die Querungshilfe noch Zebrastreifen, zwischendurch mal Fahrbahnteiler. Warum das bis heute nichts geworden ist? Weil die Buchheimer Bürger sich nicht haben einbinden lassen. Die wollten einfach nur spazieren gehen.

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