Satirischer WochenrückblickKarneval bis zum Erbrechen

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Feiernde Jecken auf der Zülpicher Straße

11.11 Uhr am 11.11. auf der Zülpicher Straße: Der Sessionsauftakt zieht jedes Jahr mehr Menschen an.

Warum der Elfte im Elften in Köln jetzt schon mit Warmlaufpartys gefeiert wird.

Eine meiner traditionellen Karnevalskneipen, in der zwischen Weiberfastnacht und Nubbelverbrennung nach bester Brauchtumsart kölsche Töne in einer Überdosis verabreicht werden, dass es den Rest des Jahres keiner Auffrischung mehr bedarf, hat mir in dieser Woche einen Schock versetzt und sich den Alaafisten angeschlossen, die selbst die Fastenzeit negieren und konsequent ein Ziel verfolgen: Karneval bis zum Erbrechen.

Im Kwartier Latäng sind die Alaafisten mit diesem Motto am Elften im Elften über die Jahre Hauseingang für Hauseingang vorgedrungen, haben inzwischen die Uniwiesen eingenommen und das Brauchtum aus den Kneipen vertrieben.

Deren Besitzer bitten ihre Stammgäste um Verzeihung und verrammeln ihre Türen, während der Krisenstab in der Stadtverwaltung immer detailliertere Pläne zur Gefahrenabwehr erarbeitet, die Zahl der Absperrgitter erhöht und die Anwohner in der Altstadt warnt, dass sie ohne fälschungssichere Anwohnerausweise kein Recht auf Rückkehr in ihre Häuser haben, sollten sie das Sperrgebiet einmal verlassen.

Alles zum Thema Elfter Elfter

Alaafisten wollen Ganzjahres-Ballermann

Das kostet Millionen. Da bleibt für die Veedelsvereine, die bisher großzügig mit 90.000 Euro unterstützt wurden und die Absperrungen selbst zahlen müssen, leider kein Cent mehr übrig. Zur Not fällt d’r Zoch halt aus.

Brauchtum oder Ballermann? Der Straßenkampf ist entschieden. Jetzt sind die Kneipen dran. Das Ziel der Alaafisten ist klar. Ganzjahres-Ballermann, im Winter drinnen, im Sommer draußen. Kölle, ein Eldorado für alle Feierwütigen aus ganz Deutschland. Mit immer neuen Formaten, mit denen die Partylücken zwischen Frühlings- und Oktoberfest, Maifeiern, Mitsommerparties, Jeck im Sunnesching und Halloween geschlossen werden können. Die Adventszeit könnte auch ruhig noch etwas Spaß vertragen. Sie ist einfach zu still.

Eines dieser neuen Formate hat meine Stammkneipe erreicht. Ende Oktober gibt’s dort ein Warmlaufen in den Elften im Elften. Damit zum Sessionsauftakt auch ja nichts schiefgeht. Mit dem Brauchtum. Es ist zum Weglaufen.

KStA abonnieren