Schutzkittel und DesinfektionsmittelMalteser Logistikzentrum Kerpen gut ausgestattet

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Einkäuferin Jasmin Bretz im Malteser Logistikzentrum in Kerpen-Türnich

Einkäuferin Jasmin Bretz im Malteser Logistikzentrum in Kerpen-Türnich

Kerpen-Türnich – Mundschutz, Atemschutzmaske, Schutzkittel, Desinfektionsmittel – alles Engpassartikel. Selbst da, wo sie dringend gebraucht werden. In Krankenhäusern, in Alten- und Pflegeheimen sowie ambulanten Pflegediensten sind diese Dinge häufig nicht mehr in ausreichender Zahl vorhanden. Ganz anders im Malteser Krankenhaus St. Hildegardis.

Dort funktioniert der Nachschub mit diesen Artikeln aus dem Malteser Logistikzentrum in Kerpen-Türnich reibungslos, wie Carsten Jochum, Geschäftsführer des St. Hildegardis, bestätigt. Das mag ein Glücksfall sein, hat aber ansonsten nichts mit Glück zu tun. Vielmehr mit Weitsicht, Mut, Planung und Jasmin Bretz. Sie ist die Leiterin des Bereichs Einkauf Medikal und kümmert sich mit ihrem Team um die Bestellungen von medizinischen Verbrauchsgütern. Das umfasst alles von der Spritze bis zum Herzschrittmacher, von der Kanüle bis zum Hüftgelenk, vom Papierhandtuch bis zum Stent. „Ich überlege zum Beispiel gemeinsam mit den Chefärzten in den Kliniken, welches Kniegelenk gebraucht wird. Anschließend verhandele ich mit den Lieferanten über die Konditionen“, umreißt Jasmin Bretz einen wichtigen Punkt ihrer Arbeit.

Immer noch Verhandlungen nötig

Verhandeln muss sie aktuell immer noch, täglich unzählige Stunden. In Corona-Zeiten sind der OP-Bedarf und die Endoprothetik in den Hintergrund gerückt. Bereits am 5. Februar entschieden Joachim Bähner, Leiter des Logistikzentrums sowie Leiter der Malteser Apotheke, und Jasmin Bretz, den Hebel umzulegen und zu handeln. Zu diesem frühen Zeitpunkt, als hierzulande das Coronavirus noch kein Tagesthema war, richtete Bretz ihr Hauptaugenmerk auf die Beschaffung von Schutzkleidung und Desinfektionsmittel. „Als Ende Januar aus China die ersten Nachrichten zum Ausmaß dieser Infektion bekannt wurden, haben wir uns umgehend um die Engpassartikel gekümmert und größere Kontingente angelegt“, sagt Bretz, „das war unser Vorsprung, im Grunde hat uns das gerettet.“

Das Malteser Logistikzentrum

Das Malteser Logistikzentrum im benachbarten Kerpen-Türnich versorgt Einrichtungen in ganz Deutschland, dazu zählen mehr als 150 Rettungsdienste, acht Malteser Krankenhäuser sowie zahlreiche Senioren- und Pflegeheime, ambulante Pflegedienste und Medizinische Versorgungszentren.

In Köln gehören unter anderem dazu: St. Hildegardis Krankenhaus, die Malteser Residenz in Ehrenfeld (Betreutes Wohnen) sowie der Malteser Rettungsdienst mit Mitarbeitern in drei Rettungswagen, einem Notarzteinsatzfahrzeug, einem Rettungshubschrauber und einem Intensivtransportwagen. (mos)

Das sieht Geschäftsführer Jochum ähnlich: „Jasmin Bretz kennt den Markt sehr gut und findet immer neue Quellen, über die der dringend benötigte Nachschub schrittweise beschafft werden kann. Dass wir über unsere Zentrallogistik durch den Einsatz von Frau Bretz regelmäßige Lieferungen erhalten, ermöglicht uns, unsere Patienten und Mitarbeiter zu schützen. Dafür bin ich sehr dankbar.“

3700 Quadratmeter

Das Malteser Logistikzentrum befindet sich seit 2015 in Kerpen-Türnich. Der zweigeschossige Bau umfasst etwa 3700 Quadratmeter. Darin enthalten ist die 1200 Quadratmeter große St. Hildegardis-Apotheke. Die Apotheke gehört zu dem Kölner Haus und versorgt von Kerpen aus unter anderem 15 stationäre Einrichtungen (nicht nur Malteser Krankenhäuser). Die Apotheke hat etwa 1150 Artikel auf Lager.

60 Frauen und Männer arbeiten in dem Logistikzentrum. Annähernd 1400 Produkte aus dem Medikal-Bereich lagern in Kerpen, davon zählen laut Jasmin Bretz 30 zu den Engpassartikeln. Derzeit würden pro Woche an Schutzmaterialien etwa 75 000 Stück, an Desinfektionsmitteln zirka 3500 Stück ausgeliefert. Das sind die Gesamtzahlen, Kontingente für einzelne Häuser wie das St. Hildegardis werden nicht veröffentlicht. Fest steht, dass die Entwicklung sehr dynamisch ist.

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„Ich sitze jede Sonntagnacht am Computer und vergebe die Kontingente neu. Wir beobachten die Lagerbestände sehr genau und haben es geschafft, bis jetzt die Lieferungen komplett aufrecht zu erhalten. Bislang gibt es keinen einzigen Lieferausfall“, sagt Jasmin Bretz.

Die Mutter von zwei kleinen Kindern arbeitet im Wechsel im Zentrum und im Home-Office. Vieles erledigt die 37-Jährigen zwischen 22 bis 2 Uhr. Die nächste Zeit wird für sie wohl noch turbulenter. Das liegt nicht nur an der Corona-Krise. In acht Wochen soll Jasmin Bretz’ drittes Kind zur Welt kommen.

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