Serie „Die Spezialisten“Kölner Designerin verkauft Schuh-Unikate

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Ricarda Philipps in ihrem Art+Design-House in der Südstadt

Ricarda Philipps in ihrem Art+Design-House in der Südstadt

Köln – Ricarda Philipps macht das, was auch Hebammen machen: Hausbesuche. Dass eine Diplom-Designerin das Köfferchen voll mit Schuhen packt – oft sind es auch zwei Koffer – dürfte jedoch eher ungewöhnlich sein. Aber Ricarda Philipps mag ungewöhnliche Strategien und hat damit Erfolg. Bestes Beispiel ist ihr im Mai in der Südstadt eröffnetes Geschäft „Art+Design-House“.

Schöne Schuhe

Art+Design-House, Hirschgässchen 2a, 50678 Köln

Öffnungszeiten: Donnerstags und freitags 11-18.30 Uhr sowie samstags von 10.30 bis 16 Uhr.

www.artanddesign-house.de

Dort hat sie sich unter anderem auf Thierry Rabotin spezialisiert, jenen italienischen Hersteller federleichter Lederschuhe, den auch Marjanca Gruhl in ihrer legendären Boutique 69 führte, „weil sie wie ich findet, es sind die bequemsten Schuhe überhaupt“, sagt Philipps und fügt hinzu: „Wer die einmal anhatte, will keine anderen mehr.“

Nun ist chic und bequem in der Regel eine Kombination, die in der Schuhwelt Seltenheitswert hat. Aber Philipps beweist das Gegenteil, indem sie bei Rabotin in Italien ihre eigenen Farbentwürfe umsetzen lässt, und somit Extravaganz mit Komfort paart. „Das macht sonst in Köln niemand.“

Ricarda Philipps verkauft exklusive Designer-Schuhe

Ricarda Philipps verkauft exklusive Designer-Schuhe

Ursprünglich hatte die 57-Jährige gar nicht vor, ins Schuhgeschäft einzusteigen. Nachdem sie sich das Nähen beigebracht und ihre eigenen Entwürfe aus Walk-Loden gefertigt hatte, machte sie sich nur deshalb zur Düsseldorfer Schuhmesse auf, weil sie hoffte, am Stand von Rabotin ein paar Modelle leihen zu können, um ihre Kreationen besser zu präsentieren.

Sie erzählte den Geschäftsführerinnen von dem Plan, in Köln ein Art+Design-House zu eröffnen, woraufhin die ihr vorschlugen, die entliehenen Modelle doch gleich mit zu verkaufen. Philipps hatte nichts dagegen, aber damals nicht das Kapital, um viel Ware zu finanzieren – geschweige denn, Paare in allen Größen. Mit ihrem Internet-Auftritt gelang es ihr aber, so viel Eindruck bei den Italienern zu schinden, dass man ihr zweierlei anbot: jedes gewünschte Modell als Einzelpaar bekommen und eigene Farb- und Muster-Ideen einbringen zu können.

Modell exklusiv angefertigt

Wenn eine Kundin etwa zu einem türkisfarbenen Kleid einen Pumps sucht, an dem diese Farbe ebenfalls auftauchen soll, macht Philipps einen Entwurf, lässt überprüfen, ob der Hersteller diese Farbe im Programm hat – „was meistens der Fall ist, weil Rabotin über eine riesige Palette verfügt“, und dann werde das Modell exklusiv angefertigt. Für dieses Unikat werde nur ein Aufpreis von 20 Prozent zum regulären Preis berechnet.

Im Gegensatz zu den meisten Schuhgeschäften, die zum Herbst und Winter Schuhe in dunklen Tönen präsentieren, erwartet einen bei Philipps ein eindrucksvolles Farbspektrum und phantasievolle Muster. Tatsache sei, dass die Kundin sich beispielsweise einen braunen oder schwarzen Schuh nur schlecht in einer anderen Farbe vorstellen könne. Die Designerin hingegen kann genau das am PC visualisieren und schickt der Kundin den Entwurf zu. Oder sie packt Modelle in den Koffer und startet Hausbesuche.

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„Ich bin offenbar die einzige, die das so macht“, stellt die gebürtige Recklinghausenerin fest und zeigt einen blauen Pumps mit violetten Riemchen sowie Leder-Ballerinas in farbigem Schlangen- oder Leopardenmuster. Da sich unter ihren Kundinnen viele große Frauen befänden, freue sie sich, Damenschuhe auch in Größen bis 45 anbieten zu können.

Ledertaschen, Kleidung, Schmuck

Außer ihrem Angebot an Schuhen führt Philipps Handschuhe aus feinem Leder, Ledertaschen, Kleidung, Schmuck, Kopfbedeckungen von ausgewählten Designern wie der Kölnerin Meike Diedeling, die im Siebdruckverfahren Kniestrümpfe, Overknees oder Strumpfhosen bedruckt, oder Modedesignerin Kathere Shirvany aus Oldenburg, deren zeitlos-eleganten Entwürfe sonst nirgendwo in Köln zu haben sind.

Beim Schmuck hat Philipps sich neben anderen für die Kölnerin Gabriele Klumpp und deren schlichte, maßgefertigte Filz-Silberserie entschieden. Außerdem führt sie den Mannheimer Designer Andreas, der Wunschringe anfertigt (der Text ist im Inneren des Rings lesbar und erscheint außen in Spiegelschrift) sowie Roswitha Petersen aus Leipzig, die Computerplatinen zusammen mit Silber zu Ringen, Ohrhängern oder Manschettenknöpfen verarbeitet. Jedes Stück ist ein Unikat.

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