Sexuelle BelästigungInitiative veröffentlicht App mit Kölner Schutzorten für Frauen

Lesezeit 3 Minuten
Gesine Qualitz (l.) mit Influencerin Diana zur Löwen (M.) und Bettina Mötting (r.)

Gesine Qualitz (l.) mit Influencerin Diana zur Löwen (M.) und Bettina Mötting (r.)

Köln – „Warst du nicht ein wenig zu betrunken?“, „warst du nicht zu freizügig gekleidet?“ – noch immer müssen sich Mädchen und Frauen solchen Fragen stellen, wenn sie sexuell belästigt oder gar Opfer von sexueller Gewalt werden. Damit sie sich im öffentlichen Raum sicherer fühlen, hat die Kölner Initiative gegen sexualisierte Gewalt mit ihrem Projekt „Edelgard“ mittlerweile ein Netzwerk aufgebaut, das aus 140 sogenannten Schutzorten besteht – Tendenz steigend. Apotheken, Agenturen, Vereine, Buchhandlungen, Gaststätten: Jeder kann seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen und vor allem Erste Hilfe leisten.

„Man kann an den Schutzorten erst einmal zur Ruhe kommen, die Eltern oder ein Taxi rufen“, sagt Gesine Qualitz von der Edelgard-Initiative. Das ersetze zwar nicht eine professionelle Beratung, soll die Frauen aber auf unkomplizierte Art akut unterstützen. Nun soll dieses Netzwerk auch medial sichtbar werden. Mit einer neuen Web-App können Frauen und Mädchen direkt auf ihrem Smartphone sehen, wo sich die nächste Anlaufstelle befindet und herausfinden, ob diese geöffnet ist. Voraussetzung ist, dass sie funktionierendes Internet haben.

Kölner Youtuberin Diana zur Löwen als Botschafterin

Als Botschafterin für die Kampagne setzt die Edelgard-Initiative die Kölner Youtuberin Diana zur Löwen ein, die mit ihren rund 640.000 Abonnenten in den sozialen Medien besonders junge Frauen zwischen 14 und 25 Jahren erreicht. „Viele Frauen haben das Gefühl, sie selbst seien Schuld an den Belästigungen. Ich werde oft gefragt, wie ich nur früh morgens laufen gehen kann und ob ich keine Angst hätte. Sie sollen sich wieder freier fühlen“, sagt die 23-Jährige, die viel Zuspruch auf ihr Video über „Edelgard“ erhalten habe – auch von jungen Männern.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Es ist auffällig, dass gerade beim Edelgard-Transporter, mit dem wir auf Großveranstaltungen unterwegs sind, auch Väter und Brüder dankbar über ein solches Angebot sind“, sagt Frauke Mahr von der Initiative. „Die jungen Männer fühlen sich darin bestärkt, dass es nicht cool ist, Frauen blöd anzumachen“, so Mahr weiter.

Stadt Köln fördert das Projekt jährlich mit 40.000 Euro

Die Stadt unterstützt das Projekt bereits von Anfang an und steuert jährlich 40.000 Euro bei. Außerdem unterstützt sie die Vereine, aus der die Initiative sich zusammensetzt, mit zwei Stellen. „Edelgard ist aus den Vorfällen der Kölner Silvesternacht heraus entstanden. Gewalt gegen Frauen ist aber kein Kölner Problem, sondern ein gesellschaftliches“, betont Bettina Mötting, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln.

Inzwischen seien 400 Mitarbeiter an den Schutzorten von Fachfrauen geschult worden, der Andrang sei groß, so Mahr. Ende des Jahres könnten es schon an die 200 sein. Gerade an Karneval besteht erhöhter Bedarf. An Weiberfastnacht parkt das Edelgard-Mobil von 11 Uhr bis 1 Uhr am Zülpicher Platz.

map.edelgard.koeln

KStA abonnieren