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AuszeichnungDieser Kölner Verein setzt sich für queere Geflüchtete und Migranten ein

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Personen stehen Arm in Arm nebenbeinander.

Die Preisträgerinnen und Preisträger bei der Auszeichnung im Gürzenich.

Am Rande des CSD wurde am Samstag der Kölner Verein Sofra im Gürzenich mit der „Kompassnadel“ des Jahres 2023 ausgezeichnet.

„Sofra ist für mich eine Familie und ein sicherer Ort“, sagt Noim Sharafi aus Bangladesch, der sich ehrenamtlich in diesem Kölner Verein engagiert. 2016 gegründet, heißt der Verein mit vollem Namen „Sofra – Queer Migrants“.

In Nordrhein-Westfalen ist er die erste Selbstorganisation von Geflüchteten und anderen Migranten und Migrantinnen, die queer sind, also zum Beispiel schwul, lesbisch oder trans. Bei Sofra finden sie einen geschützten Raum, in dem sie sich gegenseitig stärken. Der Verein bietet Beratung, gemeinsame Aktivitäten und Schulungen, leistet politische Arbeit gegen Rassismus und Queerfeindlichkeit und mischt sich in die Stadtgesellschaft ein.

Sofra wird mit der „Kompassnadel“ des Jahres 2023 ausgezeichnet

Am Samstag ist Sofra beim CSD-Empfang des Queeren Netzwerks NRW und der Aidshilfe NRW im Gürzenich mit der „Kompassnadel“ des Jahres 2023 ausgezeichnet worden. Mit diesem Preis ehrt das Queere Netzwerk alljährlich Organisationen und Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um die queere Community verdient gemacht haben.

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Zu den rund 650 Gästen des Empfangs zählten Kulturstaatssekretärin Claudia Roth, Sven Lehmann, Queerbeauftragter der Bundesregierung, NRW-Ministerin Josefine Paul und Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Alle, die Diskriminierung und Ausgrenzung erleben, brauchen einen Ort, an dem sie sich sicher und aufgehoben fühlen.
Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung

Das Beispiel von Sofra mache „allen Mut, die für eine offene und freie Gesellschaft eintreten“, sagte Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, in ihrer Laudatio. Das Besondere des Vereins sei, dass er sich sowohl gegen Fremdenfeindlichkeit, als auch gegen die Ausgrenzung wegen der sexuellen oder geschlechtlichen Identität wende. Beides sei nötig. Queerfeindlichkeit gebe es nicht nur in der Mehrheitsgesellschaft, sondern auch unter Migranten und Migrantinnen, und queere Communitys seien vor Rassismus nicht gefeit.

Um gesellschaftlichen Rückschritten entgegenzuwirken, sei der „Einsatz auch im vermeintlich Kleinen, vor Ort“ nötig, so wie Sofra es vormache, sagte Ataman. „Alle, die Diskriminierung und Ausgrenzung erleben, brauchen einen Ort, an dem sie sich sicher und aufgehoben fühlen. An dem es Unterstützung und Hilfe gibt. Der dabei hilft, dass sie ihre Stimme erheben können. Damit wird eine Demokratie stark.“ Per Videobotschaft dankte Ibrahim Willeke vom Vereinsvorstand für die Auszeichnung und unterstrich, für die Arbeit brauche es „strukturelle Förderung“.

Klare Forderung an die NRW-Landesregierung

In ihrer gemeinsamen Rede forderten Laura Becker, Vorstandssprecherin des Queeren Netzwerks NRW, und Arne Kayser, Vorsitzender der Aidshilfe NRW, von der Landesregierung, dem Anspruch gerecht werden, queere Geflüchtete adäquat unterzubringen und vor Gewalt in Asylunterkünften zu schützen.

Dass Menschen in Scharen ‚trans werden‘, nur um das kurz darauf zu bereuen, ist ein Mythos.
Laura Becker, Vorstandssprecherin des Queeren Netzwerks NRW

Verbesserungen mahnten sie auch mit Blick auf das Gesundheitswesen an, in dem zum Beispiel HIV-Infizierte immer noch diskriminiert würden. Zur Debatte über das Selbstbestimmungsgesetz, das das Transsexuellengesetz ablösen soll, sagte Kayser, in den letzten Monaten habe man eine „Schacherei mit Grundrechten und Menschenwürde“ erlebt.

„Unsäglich“ seien die „Einschränkungen in der Selbstbestimmung“, die der aktuelle Gesetzesentwurf für Jugendliche und Menschen mit Behinderung vorsehe. Becker merkte zu den Warnungen vor einem voreiligen Wechsel des Geschlechts an: „Dass Menschen in Scharen ‚trans werden‘, nur um das kurz darauf zu bereuen, ist ein Mythos.“

Zu den weiteren Forderungen der Rede gehörte, Artikel 3 des Grundgesetzes um die Merkmale sexuelle und geschlechtliche Identität zu erweitern und die Rechte von Regenbogenfamilien zu stärken. Becker brachte das zentrale Anliegen so auf den Punkt: „In einer offenen, toleranten und inklusiven Gesellschaft müssen die Freiheitsrechte ausnahmslos und bedingungslos für alle Menschen gelten, sonst sind es hohle Phrasen.“ Der Beifall war ihr sicher.