Zum CSDRumänisches Paar heiratet in Köln, weil das in ihrer Heimat nicht möglich ist

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Adina Lupu (rechts) und Valeria Gavrilă stehen vor einem Hintergrund aus Pflanzen. Gavrilă lehnt an Lupus Schulter, lächelt in die Kamera. Lupu schaut sie an.

Adina Lupu (r.) und ValeriaGavrilă haben in Köln geheiratet, weil das in ihrer Heimat Rumänien nicht möglich wäre.

In Rumänien werden homosexuelle Ehen nicht anerkannt. Adina Lupu und Valeria Gavrilă haben deshalb zum CSD in Köln geheiratet.

Als Adina Lupu und Valeria Gavrilă am Freitag eng umschlungen auf der Couch von Freundinnen sitzen, können sie es noch immer nicht fassen. „Wir sind verheiratet“, sagt Lupu ein wenig ungläubig zu ihrer Ehefrau. Mit breitem Grinsen und strahlenden Augen. Am Mittwoch haben sie sich im Kölner Rathaus das Ja-Wort gegeben. In ihrer Heimat Rumänien wäre das nicht möglich gewesen. Eine Ehe zwischen homosexuellen Paaren wird dort nicht anerkannt. 

Die Idee bekam das Paar vergangenes Jahr auf dem Kölner CSD. Sie waren über das „Sister Cities Stand Together“-Programm als offizielle Gäste der Stadt Köln eingeladen. Überwältigt und begeistert von der Demonstration und der Menge an Menschen witzelten sie, ob sie nicht einfach hier heiraten könnten.

Adina Lupu (rechts) und Valeria Gavrilă bei ihrer Hochzeit in Köln. Sie lachen beide. Gavrilă lehnt sich an Lupu.

Adina Lupu (rechts) und ValeriaGavrilă bei ihrer Hochzeit in Köln

Thiemo Burghof-Parkin im Amt für Integration und Vielfalt für die LSBTI-Community zuständig, meinte darauf zu ihnen, das ginge sofort, wenn sie alle Dokumente dafür hätten. „In Deutschland kann jede, jeder heiraten, die, der will“, erklärt Burghof-Parkin, der lange im Standesamt gearbeitet hat und das rumänische Paar am Mittwoch auch verheiratet hat. „Die beiden haben mich mit riesigen, leuchtenden Augen angeschaut“, erzählt er lachend. „Das war irre, wir konnten es nicht glauben“, erinnert sich auch Lupu.

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Hochzeit in Köln: In Rumänien erhielten sie abwertende Kommentare

Ganz so einfach war es jedoch nicht. Denn die Dokumente in Rumänien zu besorgen, sei ein großer Aufwand gewesen – auch finanziell. „Wir mussten jedes Dokument einzeln besorgen“, so Lupu. Ausweiskopien, internationale rumänische Geburtsurkunden, Bescheinigungen, dass sie noch nicht verheiratet sind und den Mietvertrag. „Manche brauchten wir aus Cluj-Napoca, wo wir wohnen, andere aus unseren Heimatstädten. Es war ein Hin und Her“, berichtet Lupu. 

Außerdem hätten sie von öffentlichen Stellen oft unterschiedliche Informationen und abwertende Kommentare bekommen. „Mir wurde ein Dokument ausgestellt, mit den Worten: Du weißt, dass das eine Sünde ist, oder? Wie soll man darauf reagieren?“, erzählt Gavrilă bedrückt. Öffentlich lesbisch in Rumänien zu leben, sei eine Herausforderung, auch wenn es offiziell nicht illegal ist. „Die Menschen sehen Homosexualität noch immer als Krankheit an, wundern sich, dass wir ja ganz ‚normal‘ sind“, so Gavrilă. 

Adina Lupus und Valeria Gavrilăs Hände sind verschlungen. Sie zeigen ihre Eheringe. Lupus trägt ihn an der rechten Hand, Gavrilă an der linken.

Adina Lupu (r.) und Valeria Gavrilă tragen ihre Ringe schon seit einem Jahr, jetzt sind sie ein offizielles Zeichen ihrer Liebe. Lupu trägt ihren Ring trotzdem weiterhin an der rechten Hand. „Warum auch nicht“, sagt sie grinsend.

Deshalb sei ihnen diese Ehe-Schließung auch so wichtig. Es soll ein Zeichen ihrer Liebe sein, wie bei allen anderen Paaren auch. Sie wollen offiziell eine Familie sein. „Aber es ist auch eine Form des Aktivismus für uns“, erklärt Lupu. „Wir hoffen, dass es Leuten in Rumänien Hoffnung gibt. Wir wollen, dass sich auch in unserem Land etwas ändert.“ Deshalb wird das Paar, wenn es nach dem CSD nach Hause fährt, die Regierung verklagen. „Wir wollen, dass wir auch in Rumänien offiziell die gleichen Rechte wie verheiratete Menschen bekommen. Wir wollen, dass unser Ehezertifikat anerkannt wird“, sagt Gavrilă. Dann wollen sie auch endlich den selben Nachnamen tragen.

Auf dem CSD in Köln können Lupu und Gavrilă ihre Liebe feiern

Damit schließen sie sich einer Aktion der Organisation „Accept Romania“ an, bei der mehrere homosexuelle Paare die Regierung verklagen. „Wir hoffen, dass das Druck aufbaut, damit sie merken, dass wir die gleichen Rechte verdienen“, so Gavrilă. Wie lange es dauern wird, bis ihre Ehe in Rumänien anerkannt wird, und ob es überhaupt klappt, können sie noch nicht einschätzen. „Wir haben jetzt offizielle Dokumente, die zeigen, dass wir eine Familie sind“, sagt Gavrilă lächelnd, „das können sie uns nicht nehmen.“

Ihren Freundinnen und Freunden war das am Mittwoch im Kölner Rathaus sehr bewusst, erzählen die beiden. „Es war sehr schön, sehr eindrucksvoll. Alle wussten, was die Hochzeit bedeutet“, sagt Lupu. Und nun können sie ihre Eheschließung auf dem Kölner CSD feiern, wo irgendwie alles angefangen hat. „Wir haben die Hochzeit extra an die Veranstaltung gelegt, damit wir das wieder miterleben können“, sagt Lupu. Die Demonstration mit Millionen von Menschen beeindrucke sie. Und auch in die Stadt Köln hätten sie sich verliebt.

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