Kunstprojekt in KölnDie Deutzer Brücke macht Musik

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Der Künstler Bernd Schurer in der Deutzer Brücke.

Der Künstler Bernd Schurer in der Deutzer Brücke.

Köln – Schon der Weg ins Innere ist beeindruckend. Jeder Schritt, jedes gesprochene Wort hallt sekundenlang in die warme, halbdunkle Leere nach. Die Besucher gehen auf eine Wand aus Geräuschen zu und sind dabei von nichts als Beton umgeben. Unter ihnen fließt der Rhein, von oben lärmt der Verkehr der Autos und Straßenbahnen, die über die Deutzer Brücke fahren.

Der Hohlraum der Deutzer Brücke macht Musik – zumindest an diesem Wochenende. Für die 21. Auflage der Brückenmusik hat der Berliner Künstler Bernd Schurer im 180 Meter langen und zwischen sieben und zehn Meter breiten Mittelstück eine elektroakustische Klanginstallation aufgebaut. Dafür sorgen acht spezielle Miniaturlautsprecher, die fast über die gesamte Länge des Mittelstücks installiert sind und in unterschiedliche Richtungen klingen.

Durch die spezielle Akustik breitet sich das Zusammenspiel der Klänge im kompletten Hohlraum aus. „Die Lautsprecher erzeugen Hunderte verschiedene Klänge“, erklärt der gebürtige Schweizer. „Der Besucher bewegt sich durch ein hypodynamisches Klangfeld.“

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Das bedeutet, dass die Boxen in der Brücke mal leise und monotone Töne von sich geben, die man mit tranceähnlichem Zuständen assoziieren könnte – nur um kurz darauf von einem gleichermaßen schrillen wie lautem Klang überrollt zu werden, der sich wie ein Mix aus der berühmten Filmmusik des Hitchcock-Klassikers „Psycho“ und Fingernägel auf Schiefertafeln anhört. Der Künstler selber hat keinen Einfluss auf die Geräuschkulisse, sie ist zufallsgesteuert. Schurers Installation gingen mehrere Monate Vorbereitungszeit voraus, alleine vier Mitarbeiter waren nur mit der Organisation beschäftigt.

Klang ändert sich je nach Klima

Trotzdem kann der 45-Jährige nicht genau sagen, wie sich sein Kunstwerk an den einzelnen Tagen anhört. „Das Klangerlebnis ist klimaabhängig, es ändert sich je nach Wetterlage total. Wenn es warm und schwül ist, wandern die tiefen Frequenzen viel langsamer durch den Raum. „Dann hört man einen fast zwanzig Sekunden langen Nachhall“, sagt Schurer. Er hat für seine Installation mit einem speziellen Kompositionsprogramm gearbeitet. „Im Prinzip ist jedes der Stücke ein eigenes kleines Computerprogramm.“

Der Hohlkörper der Deutzer Brücke ist Donnerstag, den 09. Juli, ab 19 Uhr; sowie am 10. und 12. Juli jeweils zwischen 15 und 19 Uhr offen. Letzter Einlass ist um 18.30 Uhr. Am Tag der Kölner Lichter bleibt die Brücke geschlossen. Eine Eintrittskarte kostet fünf Euro und berechtigt zum mehrmaligen Besuch.

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