Wir haben mit der „Joe Champs“-Besitzerin über Gastronomie, Unterschiede von amerikanischer und deutscher Esskultur und über die Sportsbar selbst geredet.
„Bei der Bundesliga wird mehr gegrölt“So hält sich das „Joe Champs“ seit 30 Jahren auf den Kölner Ringen

Menoubia Khamassi und Oualid Ghodhben (v.l.) vor dem Joe Champs am Rudolfplatz: Khamassi führt die Sportsbar in zweiter Generation.
Copyright: Arton Krasniqi
Als ihr Vater nach New York reiste, brachte er die Idee der Sportsbar mit. So etwas hatte er in Köln bis dahin nicht gesehen, erzählt seine Tochter. „Wir waren die erste Sportsbar und auch die ersten, die neben den Fast-Food-Ketten amerikanischen Burger angeboten haben“, sagt Menoubia Khamassi. Die 47-Jährige hat das „Joe Champs“ von ihrem Vater, dem Gastronom Elias Khamassi übernommen, der früher unter anderem den Wartesaal am Dom, die Flora und die Wolkenburg betrieb und zuletzt in Düsseldorf ein bekanntes Brauhaus übernommen hat.
Am 4. Juli 1995 eröffnete der Deutsch-Tunesier das Lokal am Rudolfplatz, an der Ecke zur Aachener Straße: jetzt 30 Jahre später punktet es immer noch mit dem gleichen Konzept, frei nach dem Motto „Never change a winning team“. Und Khamassi, die seit 2010 Geschäftsführerin ist, sagt stolz: „Wir haben den Laden kaum verändert, nicht die Einrichtung, nicht die Speisekarte. Warum sollte man das Konzept verändern, wenn es funktioniert? Das wäre so, als wenn ich hier Schnitzel anbieten würde, das würde nicht passen.“
Die Fernseher im „Joe Champs“ sind essenziell
Die rot-weiß-karierten Tischdecken, genau die gleichen Holzstühle: Muss was ersetzt werden, dann bitte nur im amerikanische Diner-Look. Trends wolle man aber auch nicht ausklammern. Neben der bewährten Speisekarte mit Chicken Wings, Pommes oder Double Burger gibt es eine Karte mit Specials. Die führt zum Beispiel den Smashed-Burger, eine Mode aus den USA, die längst Köln erreicht hat. Hierbei wird das Burger-Patty auf dem Grill flach gedrückt. „Meine Töchter haben gesagt, dass wir den Smashed Burger einfach haben müssen“, sagt Khamassi.
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Menoubia Khamassi (l.) ist die Geschäftsführerin. Typisch für den amerikanischen Look: die rot-weißen Tischdecken.
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Was jedoch nie in die Jahre kommen darf: die Technik. Hier muss die Ausstattung top-modern sein. Egal, wo man im Lokal sitzt, soll man einen der 40 Flachbildfernseher in Sichtweite haben. Das Herzstück des Joe Champs ist die 15 Quadratmeter große LED-Leinwand, die über der ovalen Holztheke thront. 250.000 Euro soll diese gekostet haben. Eine Investition, die nötig gewesen sei.
„Der Gast soll ja schließlich hier besser schauen können als zuhause, sonst kommt er nicht“, sagt Khamassi. „Die Leute können hier ein Stadionerlebnis haben: Als der FC aufgestiegen ist, war die Stimmung irre. 400 Leute haben gejubelt.“ An spannungsreichen Spieltagen wie einem Champions-League-Finale bildet sich eine große Menschentraube vor dem Lokal. Die vielen Monitore begünstigen auch so manch kurioses Verhalten.
„Manchmal kommen Gruppen, da schaut einer auf den Bildschirm, wo das Dortmund-Spiel läuft, einer schaut Bayern und der andere den FC.“ Auch je nach Sportart verhalte sich das Publikum unterschiedlich. „Bei der Bundesliga wird mehr gegrölt. Wenn wir sonntags die amerikanische National Football League (NFL) zeigen, kommen mittlerweile Amerikaner aus dem Raum Köln und treffen sich hier.“ Die Spiele dauerten länger, auch das Essverhalten sei dann anders. „Die fangen dann mit Fingerfood an, bestellen viel zum Teilen – Sharing ist wichtig – und bleiben über Stunden hinweg, sind aber meist sehr ruhig“, so Khamassi.
Diverse Krisen wie die Corona-Pandemie, der Fachkräftemangel und die gestiegenen Kosten: Das „Joe Champs“ hat sich trotz Widrigkeiten gehalten. Und das, weil sie trotz personeller Fluktuation auf ihre „zwei alten Hasen“ bauen könne, so Khamassi. Über ihre Manager, die das Alltagsgeschäft seit 20 und 28 Jahren stemmen, spricht sie nur wertschätzend.

Oben links ein Foto mit NSYNC, ganz rechts in der Mitte mit Lukas Podolski: Ins Joe Champs haben sich über Jahrzehnte auch immer wieder Promis eingefunden.
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Gute Verknüpfung mit den Gastrobetrieben in der Nähe
Auch mit den umliegenden Hotels arbeitet Khamassi seit Jahren verlässlich zusammen: Touristen, Messe-Gäste, auch größere Gruppen wissen sie im Joe Champs kurzfristig zu versorgen. Von ihrer prominenten Lage aus können sie die Entwicklung des Rudolfplatzes und der Ringe aus beobachten. Mit den Ringen hadern sie etwas, „wir sind froh, dass sich ein Teil des Lokals auch auf der Aachener Straße befindet, die sehr gut frequentiert wird. Die Kölner meiden eher die Ringe. Die sind nicht mehr so attraktiv.“ Auch in der direkten Nachbarschaft habe sich einiges verändert: die Institution „La Strada“ gibt es nicht mehr. Khamassi schwelgt in Erinnerungen und ist traurig über den Schwund der stadtweit bekannten Gastronomie.
„Früher sind wir nach Ladenschluss noch rüber gegangen und bis morgens geblieben“, sagt Khamassi. Doch im Joe Champs hält man es wohl auch gut aus, am Eingang gibt es eine Fotowand mit Bildern von Stars, die die Sportsbar schon aufgesucht haben. Man sieht einen jungen Lukas Podolski, aber auch Stars wie Eminem, die Boyband NSYNC und Bon Jovi. Und müde wird Khamassi, die praktisch in der Gastro groß geworden ist, nicht vom Geschäft. Die nächsten Jubiläen sollen in Fünferschritten gefeiert werden. Nächstes Ziel: 35 Jahre.