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Expertin fordert weniger AutoverkehrStarkregen und Hitzetage – Wie Köln sich auf die Klimawandelfolgen vorbereiten will

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Uralte Pfähle einer ehemaligen Steg-Anlage ragen  aus dem trockenen Ufer unterhalb der Rheinterrassen. Der Rhein führt starkes Niedrigwasser, sodass die Schifffahrt eingeschränkt ist. Der Pegel ist unter einen Meter gefallen.

Niedrigwasser im Rhein (Aufnahme aus 2022): In Zukunft wird die Stadt mehr Hitzetage erleben.

Bereits in diesem Jahr kommen einige Sofortmaßnahmen - darunter für 50.000 Euro Wassersprenkler in der Stadt, die für Abkühlung sorgen sollen.

Die Stadt will sich künftig verstärkt auf die Folgen der Klimakrise vorbereiten. Der Rat hat eine Strategie zur „Integrierten Klimafolgenanpassung“ beschlossen, auch eine Stelle für eine oder einen „Klimafolgenanpassungsmanager“ soll geschaffen werden. Die Klimafolgen, auf die Köln sich einstellen muss, werden so aussehen: 30 bis 70 Prozent mehr Sommertage bis zur Mitte des Jahrhunderts. 60 bis 150 Prozent mehr heiße Tage. Zunehmende Starkregenereignisse.

Das ist die Prognose für Kölns Klima aus der zehn Jahre alten Studie „Klimawandelgerechte Metropole Köln“. Mittlerweile könnte die Vorschau also sogar noch drastischer ausfallen.

Hitzeaktionsplan, Entsiegelung, Überflutungsvorsorge: Das sind Maßnahmen gegen Klimafolgen

Um sich dagegen zu wappnen, sollen bereits bestehende und noch geplante Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung zu einer Strategie ausgearbeitet werden. „Wir haben bereits viele Maßnahmen in Köln, wie eine klimawandelangepasste Stadtentwicklung, einen Hitzeaktionsplan, Maßnahmen zur Entsiegelung und zum Baumschutz und eine Überflutungsvorsorge“, sagt Denise Abé (Grüne), Vorsitzende des Umweltausschusses.

Projekte zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung seien dabei zwei unterschiedliche Dinge, so Constanze Aengenvoort (CDU): „Die Klimafolgenanpassung ist nach der Klimaneutralitätsstrategie die zweite Säule, damit wir auch in Zukunft in Köln gut leben können.“

Die Unterführung zwischen Pohligstraße und Weißhausstraße ist komplett überflutet und ein Auto ist im Wasser stecken geblieben. Dauerregen seit dem Morgen führt in der Stadt zu zahlreichen Schäden.

Starkregenereignisse, wie hier im Sommer 2021, kommen in Köln in Zukunft häufiger zu.

Im Zuge der Anpassungs-Strategie hat der Rat auch Mittel für einige Sofortmaßnahmen freigegeben, die bereits in diesem Jahr greifen sollen. Dazu zählt die Umsetzung des Masterplans Stadtgrün, bei dem in den ersten Veedeln nun unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger Potenziale für neue Grünflächen und Entsiegelungen ausgearbeitet werden sollen.

50.000 Euro für Wassersprinkler in Köln

Außerdem werden 50.000 Euro für das Projekt „Cooling Cologne“ bereitgestellt. Dahinter verbergen sich Wassersprinkler, die an heißen Orten aufgestellt werden und für Abkühlung sorgen sollen. Im Juli 2022 hatte es dazu schon einen Testlauf am Heinrich-Böll-Platz in der Altstadt gegeben, was von 90 Prozent der befragten Passantinnen und Passanten positiv bewertet wurde.

Porträtfoto von Anja Bierwirth

Anja Bierwirth ist Leiterin des Forschungsbereichs Stadtwandel am Wuppertal Institut.

Damit Köln für die immer heißer werdenden Sommer und drohenden Überschwemmungen besser aufgestellt ist, müsse sich aber ganzheitlich etwas in der Stadt ändern, sagt Anja Bierwirth. Sie ist Leiterin des Forschungsbereichs Stadtwandel am renommierten Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. „Fakt ist: Bauliche Masse heizt sich auf. Da, wo es viele Gebäude, viele Straßen und wenig Grün gibt, entstehen Hitzeinseln, beispielsweise am Barbarossaplatz“, erklärt sie.

Tropennächte in Kölner Innenstadt-Veedeln

„Dort ist es nicht nur tagsüber heißer, sondern die aufgeheizten Gebäude geben nachts die Hitze wieder ab. Die Luft kühlt sich hier weniger ab, was zu sogenannten Tropennächten führt, in denen die Lufttemperatur nicht unter 20 Grad fällt.“

Dieses Phänomen erleben bereits jetzt viele Innenstadt-Bewohner in Köln, und es wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verstärken. Laut Bierwirth ist es daher enorm wichtig, die Energieeffizienz von Gebäuden zu stärken. Mit der richtigen Dämmung von Fassaden und Dächern könne nicht nur Heizenergie gespart werden, sondern die Hitze auch draußen gehalten werden. Hitzeinseln entstehen besonders in stark versiegelten Innenstadt-Quartieren und in Gewerbegebieten. Aber auch rund um Kitas, Altenheime und Schulen müsste man verstärkt Maßnahmen ergreifen, so Bierwirth. „Denn diese Gruppen leiden besonders unter der Hitze.“

Die Stadt starte bei den Maßnahmen nicht bei Null, die Wissenschaftlerin hebt ebenfalls den Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter hervor. Es gebe genug Konzepte. „Es fehlt aber an der Umsetzung. Die muss Geschwindigkeit aufnehmen.“ Entscheidend ist für sie im Gros aller Maßnahmen vor allem eins: „Wir brauchen mehr Platz für Begrünung. Aber jedes Mal, wenn ein Parkplatz wegfallen soll, beginnen die Diskussionen. Dabei müssen wir die Flächen neu verteilen“, sagt Bierwirth. „Heißt: Flächen für den Autoverkehr – und dabei auch den ruhenden Verkehr – müssen reduziert werden, um Platz für Entsiegelung und Begrünung zu schaffen.“