Nach 30 Jahren wiederholt das WDR-Fernsehen eine Revue zu Ehren Trude Herrs. Produzent Thomas Brück erinnert sich an die Entstehungsgeschichte.
1995 auf dem RoncalliplatzAls Köln seine größte Volksschauspielerin feierte – WDR zeigt legendäre Revue

Tommy Engel sang 1995 auf dem Roncalliplatz voll Gefühl das Trude-Herr-Lied „Ich sage, wat ich meine.“
Copyright: Stefan Worring
Es gibt nicht viele Konzerte oder Veranstaltungen in der jüngeren Stadtgeschichte, die nicht nur Kölnerinnen und Kölnern, sondern auch Zugezogenen unter die Haut gegangen sind. 1992 etwa, als die Künstlerinitiative Arsch huh geboren wurde und sich 100.000 Menschen auf dem Chlodwigplatz versammelten und ein gewaltiges Zeichen gegen Fremdenhass und Rassismus setzten. Zu den emotionalen Höhepunkten für die kölsche Seele zählen sicher auch die Jubiläumskonzerte der Bläck Fööss am Dom zum 40. und 50. Bandgeburtstag.
Der WDR hat nun tief im Archiv gegraben und wiederholt nach 30 Jahren am Freitag um 24 Uhr eine einzigartige Hommage an eine große Kölner Künstlerin, die sich nicht nur, aber vor allem mit einem Song im Gedächtnis dieser Stadt verewigt hat: „Niemals geht man so ganz“ – Trude Herr.
Trude Herr: Hommage an Kölner Volksschauspielerin
1995 fand auf dem Roncalliplatz an zwei Abenden eine Gedenk-Revue zu Ehren der großen Volksschauspielerin und Theater-Chefin statt. Mehr als 10.000 Zuschauer nahmen an der Veranstaltung teil, die heute auch deshalb als nachhaltiger Teil Kölner Musikgeschichte gilt, da einige der damals mitwirkenden Künstler heute nicht mehr leben.
Alles zum Thema Westdeutscher Rundfunk
- Denkmalschutz Wie Düsseldorf sich seiner Kunst und Wahrzeichen entledigt
- ARD-Promi-Quiz Kölner Schüler bei großer Maus-Show – Moderation überrascht
- Vorschau auf die Cologne Jazzweek Zum ersten Mal auch im Dom
- Măcelarus Rachmaninow-CDs Abschiedsgeschenk an das Kölner Publikum
- Reaktion auf Trumps Ukraine-Gipfel Russland tötet Kinder, provoziert mit US-Flagge auf Panzer und schickt klare Signale
- Höchste zivile Auszeichnung Drei Kölnerinnen und ein Kölner erhalten Bundesverdienstkreuz
- 100 Ideen für Köln „Ich wünsche mir mehr Girlanden über den Straßen in den Veedeln“

Trude Herr wurde am 4. Mai 1927 in Köln geboren und starb am 15. März 1991 in Aix-en-Provence
Copyright: dpa
Trude Herr gilt als die wohl populärste Kölnerin der Nachkriegszeit, landete bundesweite Erfolge, ob als Sängerin oder Schauspielerin an der Seite von Heinz Erhardt und Willy Millowitsch. In seinem Theater an der Aachener Straße, der heutigen Volksbühne, stand Herr auch auf der Bühne, ehe sie an der Severinstraße 1977 das „Theater im Vringsveedel“ eröffnete.

„Niemals geht man so ganz“ mit Tommy Engel, Trude Herr und Wolfgang Niedecken (v.l.) 1987 in der Sendung „So isses“
Copyright: imago images/Horst Galuschka
Dem Gesamtkunstwerk Trude Herr widmeten sich damals Dirk Bach, Jürgen Becker, Bläck Fööss, Tommy Engel, Anne Haigis, Höhner, Gaby Köster, Gerd Köster und Frank Hocker, Samy Orfgen, Hella von Sinnen und Jürgen Zeltinger. Außerdem dabei: Gigi Herr, die später unter anderem im Scala-Theater große Erfolge feierte. Trude Herrs Nichte starb 2023.
Eigentlich hätte die Revue schon unmittelbar nach dem Tod Trude Herrs stattfinden sollen, die 1991 im Alter von 63 Jahren an Herzversagen in ihrem Haus in Südfrankreich verstorben war. „Aber es gab gleich mehrere Gründe, die das zunichte machten“, erinnert sich Musikproduzent Thomas Brück, der mit Pianist Jürgen Fritz die Veranstaltung mit Unterstützung von den Musikmanagern Karl-Heinz Pütz und Walter Pütz plante und durchführte.

Trude Herr wirkte in zahlreichen Filmen mit, wie hier in „Robert und Bertram“ (1961) mit Willy Millowitsch, Vico Torriani (r.) und Marlies Behrens (l.)
Copyright: imago images/United Archives
Das WDR-Rundfunkorchester sei „mal nicht eben so“ zu haben gewesen. „Das ist so gut gebucht, dass da schon mal Jahre ins Land ziehen“, sagt Brück. Zudem habe es gedauert, bis man die Stadt Köln überzeugt hatte, dass der Roncalliplatz ein geeigneter Ort für die Revue sei. „Da hatte es zuerst geheißen, das sei des Doms nicht würdig, da könnte ja dann auch jemand wie Howard Carpendale spielen“, so Brück und lacht. Der langjährige Höhner-Produzent macht auch keinen Hehl daraus, dass es unter den Künstlerinnen und Künstlern zudem ein langes Hin und Her gab, wer nun welchen Song von Trude Herr singen darf.

Produzent Thomas Brück hatte mit Pianist Jürgen Fritz die Idee zur Trude-Herr-Revue.
Copyright: Max Grönert
Knatsch gab es auch schon in den letzten Lebensjahren Herrs, als „Niemals geht man so ganz“ entstand. Wolfgang Niedecken, der mit Tommy Engel an der Seite der Entertainerin den Song sang, wollte partout nicht hochdeutsch singen – das könne er als Rockmusiker den Fans nicht zumuten, das Lied klinge zu sehr nach Schlager. So kam es, dass Niedecken seine Strophe kurzerhand op kölsch umtextete. Bei der Revue 1995 war der BAP-Frontmann nicht dabei. Die Differenzen seien heute Schnee von gestern und schon längst ausgeräumt, betont Brück.
Bevor das Lied zum Finale von allen teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern gesungen wurde, gab es in dem von Jürgen Becker moderierten Programm immer wieder Einspieler, in denen auf einer großen Leinwand Trude Herr in Interviews, Sketchen und Theater-Szenen zu sehen war. Der damals noch nicht so bekannte Dirk Bach wurde für seine Interpretation von Herrs Evergreen „Ich will keine Schokolade“ gefeiert, während Tommy Engel unter anderem mit dem bekannten Herr-Song „Die Stadt“ begeisterte. Es hätte durchaus ein noch größeres Star-Aufgebot geben können, blickt Thomas Brück zurück. Gitte Haenning und Mario Adorf hätten kurzerhand abgesagt: „Aber frag mich nicht, warum. Das ist 30 Jahre her.“