Ukrainische GeflüchteteStadt Köln richtet mobile Arztpraxis am Breslauer Platz ein

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Johannes Nießen vor dem Medibus

Köln – Auch zehn Wochen nachdem Russland die Ukraine angegriffen hat, fliehen Zehntausende Menschen aus dem Land. Köln hat mittlerweile schätzungsweise 10.000 Menschen aufgenommen, täglich kommen aber noch bis zu 200 Geflüchtete. Einige haben eine lange Flucht mit traumatisierenden Erlebnissen hinter sich, andere müssen ärztlich versorgt werden. Die Stadt Köln hat nun am Ankunftszentrum am Breslauer Platz eine mobile ärztliche Praxis in einem Bus eingerichtet, um Geflüchtete möglichst früh behandeln zu können.

Der sogenannten Medibus ist mit einem Warte-, Sprech- und Behandlungsraum sowie einem Labor ausgestattet, erläuterte der Leiter des Gesundheitsamts, Johannes Nießen, am Freitag bei der Präsentation. Damit Ärzte und Patienten trotz Sprachbarrieren miteinander kommunizieren können, werden  bei Bedarf per Video Dolmetscher zugeschaltet. Der Einsatz am Breslauer Platz ist zunächst für drei Monate geplant, so Nießen. Möglich ist es auch, den Bus mobil in Flüchtlingsunterkünften einzusetzen.

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Der Medibus, der nun werktags von 8 bis 22 Uhr am Hauptbahnhof steht, wurde 2016 als Prototyp gestaltet, sagte Mirko Baß, Manager von Cisco. Der IT-Anbieter hat das Projekt weitgehend finanziert. Mittlerweile gebe es sieben solcher Busse, die unter anderem nach der Flutkatastrophe im Ahrtal und in Nordhessen zum Einsatz kamen. In Nordhessen wird mit dem Bus aufgefangen, dass es immer weniger Landärzte gibt, um die Bevölkerung zu versorgen. Ähnlich wie in Köln nutzen Berlin und Hamburg die Busse, um ukrainische Geflüchtete nach ihre Ankunft direkt behandeln zu können.

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Zwei Notfälle wurden behandelt

Der Bus ist seit vergangenem Montag im Betrieb. Täglich werden etwa 50 Flüchtlinge untersucht. Manche kommen wegen Kopf- oder Bauchschmerzen, andere benötigen Medikamente etwa gegen Bluthochdruck oder Insulin gegen Diabetes. Auch Noteinsätze mussten Ärzte und Pflegepersonal bereits bewältigen. So seien eine hochschwangere Frau und ein Flüchtling versorgt worden, der einen epileptischen Anfall hatte. Der Medibus verfügt über eine Hausapotheke. Was nicht vorrätig ist, kann zeitnah aus einer Apotheke besorgt werden, auch in den Abendstunden.

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Bei Bedarf können Dolmetschende per Video zugeschaltet werden.

Der Stadt entstehen durch den Bus keine Kosten. Der Bus wurde von der Deutschen Bahn Regio zur Verfügung gestellt, die technische Logik wurde von Cisco übernommen, das medizinische Personal wird von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein organisiert. Auch die Behandlungen können über die Krankenkassen abgerechnet werden. 16 Solarzellen auf dem Dach des Busses gewährleisten die Stromversorgung.

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