Brandbrief gegen Woelki-HochschuleUni Bonn geht auf Konfrontation mit Erzbistum

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Der Rektor der Uni Bonn, Michael Hoch (2.v.r.), bei der Eröffnung des akademischen Jahrs.

Der Rektor der Uni Bonn, Michael Hoch (2.v.r.), bei der Eröffnung des akademischen Jahrs.

Köln/Bonn – Die Universität Bonn geht auf Konfrontationskurs mit dem Erzbistum Köln. Für die von Kardinal Rainer Woelki protegierte kirchliche „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ als weiteren Standort für die Priesterausbildung gebe es keinen Bedarf, heißt es in einer gemeinsamen Resolution des Rektorats, des Senats und des Hochschulrats der Universität.

Im „Preußischen Konkordat“, einem völkerrechtlich bindenden Vertrag zwischen dem Land NRW als Rechtsnachfolgerin des Freistaates Preußen und dem Vatikan aus dem Jahr 1929, ist die Universität Bonn als Ausbildungsort für Geistliche festgelegt. Ihre „exzellente Ausbildung“ mache einen weiteren Standort überflüssig, so die Uni-Gremien.

Gegen schleichende Verlagerung

„Die Universität, der Senat und der Hochschulrat erklären ausdrücklich, dass für sie das Konkordat beziehungsweise die religionsverfassungsrechtlichen Verträge hinsichtlich der theologischen Fakultäten maßgeblich sind. Alle direkten oder indirekten Versuche, das Konkordat auszuhöhlen, lehnen wir ab und sprechen uns gegen eine schleichende Verlagerung der Priesterausbildung an Institutionen wie die KHKT aus.“

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Eine Sprecherin Woelkis sagte auf Anfrage, das Konkordat werde auch vom Erzbistum „selbstverständlich gehalten“. Dies vorausgesetzt, sei es dem Erzbistum „ein großes Anliegen, eine gute und solide Ausbildung für künftige Priesteramtskandidaten zu sichern und zu gestalten“.

„Beratungsprozess im Erzbistum“

Aus diesem Grund laufe derzeit „ein Beratungsprozess, in welchem sowohl inhaltliche als auch wirtschaftliche Kriterien sorgsam geprüft und abgewogen“ würden. Diese Auskunft lässt die Lesart offen, dass die KHKT als eine alternative Ausbildungsstätte für Priester neben der staatlichen Fakultät betrachtet werden könnte. Schon jetzt studieren die angehenden Geistlichen des sogenannten Neokatechumenalen Wegs aus dem Priesterseminar „Redemptoris Mater“ an der KHKT.

Teil der Beratungen ist auch eine Fusion des Collegium Albertinum in Bonn, wo die Priesteramtskandiaten des Erzbistums während ihres Studiums leben, mit dem bislang in Köln angesiedelten Priesterseminar. Woelki möchte beide Einrichtungen künftig am Bistumssitz haben. Der Priesterrat votierte künftig für die gegenteilige Lösung, den Sitz des Seminars in Bonn.

Widerstand vom Bonner Stadtdechanten Picken

Zuletzt hatten sich bereits der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Jochen Sautermeister, und der Bonner Stadtdekan Wolfgang Picken gegen die „Woelki-Hochschule“ gewandt und sich für den Standort Bonn eingesetzt. Sautermeister verwies im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ darauf, dass die Bonner Fakultät der Kirche keine Kosten verursache. Auch inhaltlich spreche wenig für die KHKT. Es sei die Universität, die Räume für die theologische Forschung und das Gespräch mit anderen Wissenschaften und mit der Gesellschaft biete.

Picken reagierte zustimmend und bekräftigte Sautermeisters Argument, dass künftige Seelsorger nicht in einer Blase studieren sollten. Auch der oberste Bonner Katholik verwies auf den Millionenaufwand für die 2020 von Woelki übernommene ehemalige Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin. Die Finanzierung der KHKT ist ungesichert und wird derzeit aus einem Sondervermögen des Bistums bestritten. Picken sprach von einem fragwürdigen Luxus. Das Erzbistum könne in ohnehin schwieriger Lage „keine weiteren atmosphärischen Belastungen gebrauchen. Die Hochschulfrage erscheine hier „als zusätzlicher Ballast“.

Möglicher Vertragsbruch durch Woelki

Der Bonner Staatskirchenrechtler Christian Hillgruber stützt die Auffassung der Universität, dass Woelkis Pläne für seine Hochschule einen Bruch des Konkordats bedeuten könnten. Die Kirche sei vertraglich daran gehindert, durch den Aufbau eines konkurrierenden Hochschulwesens den Bildungsauftrag der staatlichen Fakultäten in Frage zu stellen.

In ihrer Erklärung bekennen sich die Universitätsgremien entschieden dazu, dass das die theologische Ausbildung für verschiedene pastorale Berufe wie Pfarrer, Pastoralreferenten und -referentinnen, Lehrkräfte sowie oder Tätigkeiten in Diakonie und Caritas „zum Selbstverständnis der Universität Bonn zählt und es als Studienangebot explizit bejaht und gewollt wird“. Die Katholisch-Theologische Fakultät sei zusammen mit ihrer evangelischen Schwester-Institution Teil der Exzellenzstrategie der Universität, betont die Erklärung, die von Rektor Michael Hoch, dem Senatsvorsitzenden Rainer Hüttemann und dem Hochschulratsvorsitzenden Dieter Engels unterschrieben ist.

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Zuletzt hatten der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und andere Medien berichtet, dass das Erzbistum derzeit mehr als drei Millionen Euro jährlich aus einem Sondervermögen für den Betrieb der KHKT aufwenden muss. Veranschlagt waren nur 1,2 Millionen Euro. Zudem würden unter anderem bislang nicht berücksichtigte Pensionsrückstellungen weitere Risiken in Millionenhöhe bergen, für die das Erzbistum geradestehen müsste – notfalls mit Kirchensteuermitteln.

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