AboAbonnieren

„Vereine heulen leise“Kölner Sport- und Kulturbetriebe enttäuscht über neuen Lockdown

Lesezeit 6 Minuten
Coronavirus_Tschechi_66951873

Hallenbäder müssen vorerst geschlossen bleiben. (Symbolbild)

  1. Ab dem 2. November gelten wieder strengere Corona-Maßnahmen. Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch verkündet.
  2. Der neue Lockdown trifft neben der Gastronomie auch Schwimmbäder, Hochschulen, Sportbetriebe und Künstler hart.
  3. Betroffene wie der Kampfsport-Trainer Jörg Kretzschmar kritisieren eine Ungleichbehandung.

Köln – Der von Bund und Ländern beschlossene Teil-Lockdown, der von kommendem Montag an bis Ende November gelten soll, sorgt in vielen Branchen für Unsicherheit, aber auch Unverständnis. Wer muss schließen? Wer nicht? Und dauert der Lockdown tatsächlich nur einen Monat? Vor allem die unklaren Aussichten seien für viele ein Problem. Reaktionen im Überblick.

Die Schwimmbäder werden ab kommendem Montag ihren Betrieb einstellen. „Sämtliche elf Hallen- und Kombibäder können bis Ende November weder von Einzelbesuchern noch von Vereinssportlern und Schulklassen betreten werde“, so Köln-Bäder-Sprecherin Franziska Graalmann. Auch Saunalandschaften, Fitnessbereiche und die Eislaufflächen des Lentparks werden geschlossen, Veranstaltungen und Kurse bis auf Weiteres ausfallen. Graalmann wünscht sich nun Planungssicherheit für die Zeit nach dem Teil-Lockdown, weil es Zeit brauche, um die Bäder wieder hochzufahren.

An den Kölner Hochschulen herrscht Unsicherheit

An den knapp 20 Kölner Hochschulen herrscht Unsicherheit, wie der Vorlesungsbeginn am 2. November mit rund 100.000 Studierenden gehandhabt werden soll. Bislang gebe es keine Vorgaben aus dem Düsseldorfer Wissenschaftsministerium, heißt es aus der Landesrektorenkonferenz NRW. Noch am 12. Oktober hatte das Ministerium mitgeteilt, dass sich die meisten Hochschulen auf ein „Hybridsemester“ vorbereiten, also auf eine Mischung aus Online-Unterricht und Präsenzlehre für Veranstaltungen bis 50 Menschen.

Alles zum Thema Angela Merkel

Hier lesen Sie mehr: „Fühlt sich verarscht“ – So reagieren Kölner Wirte und Veranstalter auf Shutdown

An der Uni Köln wird derzeit intern diskutiert, wie man das Wintersemester gestaltet. Die Universität hatte 31 große und gut lüftbare Hörsäle für eine Präsenzlehre vorbereitet. Die Begrüßung der Erstsemester am kommenden Montag um 9 Uhr war bereits zuvor ins Internet verlegt worden. Die Deutsche Sporthochschule habe sich dagegen entschieden, einen Hybridunterricht anzubieten, sagt Sprecherin Julia Neuburg. Vorlesungen und Seminare werden online angeboten, Praxiskurse sollen unter Beachtung der Hygienevorschriften stattfinden.

Auch die Mensen in der Stadt bleiben nach jetzigem Stand geöffnet. Bund und Länder hatten sich darauf geeinigt, Kantinen weiter offenzuhalten. Fraglich sei aber, ob Mensen als Kantinen gelten, so die Sprecherin des Kölner Studierendenwerks, Cornelia Gerecke.

Kölner Künstlerin: „Ich finde die Entscheidung unmöglich“

Die seit Monaten andauernde Krise des Kulturbetriebs verändert die Lebensumstände von freischaffenden Künstlern: Die Kabarettistin Anny Hartmann konnte ihre Miete in Köln nicht mehr zahlen und ist kürzlich mit ihrem Mann nach Hessen gezogen. „Ich finde die Entscheidung, die Theater zu schließen, unmöglich. Die Hygieneauflagen sind so hoch – da ist das Theater sicherer als jeder Supermarkt, wo es keine festen Sitzplätze oder Abstände gibt“. Sie sieht die Bundesregierung in der Verantwortung, da sie sich nicht gut genug um die Bedürfnisse der Solo-Selbstständigen kümmere – häufig bleibe ihnen nur die Grundsicherung, und wie in Hartmanns Fall nicht einmal diese. „Wir werden nicht die letzten sein, die unfreiwillig aus der Großstadt wegziehen.“

„Die Sportvereine in Köln heulen leise“

Holger Dahlke, geschäftsführender Vorstand des MTV Köln, der mit seinen 5800 Mitgliedern und Kursen in rund 60 Sportstätten zu den größten Sportvereinen der Stadt zählt, fürchtet die langfristigen Konsequenzen von ausbleibendem Sport für Jung und Alt. „Wir haben eine sehr wichtige soziale Funktion, das haben wir besonders jetzt gemerkt. Quer durch alle Altersgruppen kommen die Menschen, um sich auszutauschen.“ Kinder hatten während des Lockdowns im Frühjahr wochenlang keinen Schulsport und ältere Mitglieder im Rehasport oder Behindertensport würden besonders unter dem Ausfall leiden. Während die Kündigungsrate seit Beginn der Pandemie nicht übermäßig in die Höhe gegangen sei, melde sich kaum jemand neu an. „ Das macht ein Minus von 400 Mitgliedern aus, was deutliche Einnahmeverluste bedeutet. Die Sportvereine heulen leise, gehen nicht auf Demos. Aber die Nöte sind da.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit einem Umsatzverlust von bis zu 40.000 Euro in diesem Jahr rechnet Jörg Kretzschmar, der an der Beethovenstraße ein Aikido-Dojo, also eine Schule für die japanische Kampfkunst betreibt. „Für einen Solo-Selbstständigen ist das schon schwer zu verkraften“, sagt er. Während des ersten Lockdowns hat er 25 Prozent seiner Schüler verloren, er musste Lehrgänge absagen, Einnahmen aus Untervermietungen blieben aus. „Wie hoch die Einbußen diesmal ausfallen, hängt davon ab, ob es wirklich bei einer einmonatigen Schließung bleibt.“ Er glaubt nicht daran. Diese Unsicherheit sei es, die besonders kräfteraubend ist.

Frustration bei Fitnessstudio-Betreibern

Dass auch Fitnessstudios jetzt wieder schließen müssen, dafür hat Cem Corlu, Inhaber von Centerfit 24 in Porz, wie viele seiner Kollegen kein Verständnis. „Wir haben hohe Investitionen getätigt, um die Hygieneauflagen strikt zu erfüllen. Der erneute Lockdown ist deshalb für uns wie ein Peitschenhieb“, sagt der 32-jährige. Corlu hat allein im ersten Monat 12000 Euro ausgegeben, etwa um Umkleiden und Sanitäranlagen umzubauen. Er müsse mehr Personal zur Kontrolle der Vorschriften einsetzen, und auch die Kosten für Desinfektionsmittel hätten sich nahezu verdoppelt. Schon der erste Lockdown im Frühjahr hat ihm ein deutliches Minus bei den Mitgliedern beschert, das er bis heute nicht habe ausgleichen können.

Wo Kölner einen Corona-Test machen können

Corona-Teststellen in Köln

Personen mit Covid-19-Symptomen sollen ihren Hausarzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Nummer: 116117) kontaktieren. Wer akute Atemnot hat, soll sofort den Notruf 112 wählen.

Bei Hausärzten kann sich jeder testen lassen, ob man nun zur Risikogruppe gehört, aus einem Risikogebiet eingereist ist, eine rote Warnung über die Corona-App erhalten hat oder sich ohne triftigen Grund auf das Coronavirus untersuchen lassen möchte. Es gelten die Öffnungszeiten des jeweiligen Arzts.

Im Infektionsschutzzentrum Uniklinik können sich montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr Einreisende aus Risikogebieten, Angehörige einer Risikogruppe und Menschen mit roter App-Meldung testen lassen.

Im Infektionsschutzzentrum Neumarkt (Gesundheitsamt) können sich montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen.

Am Hauptbahnhof können sich täglich von 7 bis 23 Uhr Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. Ein Test ohne konkreten Anlass kostet 59 Euro.

Am Flughafen können sich jeden Tag 24 Stunden lang Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. Ein Test ohne konkreten Anlass kostet 59 Euro.

Mein Corona-Schnelltest in der Lintgasse 14 bietet Antigen-Schnelltests an. Das Angebot kostet 35,90 Euro, online muss ein Termin vereinbart werden. Menschen mit Symptomen dürfen nicht kommen.

Den „Corona Walk-in in der Bonner Straße 178 kann man ohne Termin aufsuchen. Der Test kostet 75 Euro.

Die Firma Medicare Logistic, bietet im Josef-Haubrich-Hof 5 Antigen-Schnelltests für 39,90 Euro einen mobilen Testservice für Unternehmen, Schulen und sonstige Einrichtungen an. Online-Termin erforderlich.

In der Schildergasse 24 hat die Firma Smart-med-Test ein Zentrum eröffnet. Antigen-Schnelltests kosten 37,80 Euro, PCR-Tests 87,98 Euro, Antikörpertests, mit denen eine durchgemachte Corona-Infektion nachgewiesen werden sollen, kosten 47,80 Euro. Online-Termin erforderlich.

In medizinischen Laboren können sich Einreisende aus Risikogebieten oder Angehörige einer Risikogruppe testen lassen – mit einer ärztlichen Überweisung oder als Selbstzahler (die Kosten variieren). Die Labore raten jedoch davon ab, direkt dort hin zu gehen, da die Einrichtungen derzeit stark überlastet sind.

In Rodenkirchen ist Anfang Dezember ein neues PCR-Testzentrum in der Ringstraße 44 eröffnet worden. Ein Test kostet 81 Euro, der Befund soll nach 24 Stunden vorliegen. (og)