Volksbühne am RudolfplatzIm Millowitsch-Theater gehen Ende März die Lichter aus

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Peter Millowitsch mit der Büste seines Vaters Willy

Peter Millowitsch mit der Büste seines Vaters Willy

Köln – Keine neue Spielzeit mehr, kein „Etappenhase“: Die Ära der Theater-Dynastie Millowitsch endet schon in neun Wochen, am 25. März. „Es geht einfach nicht mehr. Ich habe beschlossen, mit Ende dieser Spielzeit an der Aachener Straße Schluss zu machen“, sagt Peter Millowitsch gegenüber dem Express.

Das Betriebskapital des Millowitsch-Theaters war all die Jahre immer privat investiertes Geld, das aber am Ende einer Spielzeit wieder eingespielt wurde. „Das hat sich geändert: Ich zahle nur noch drauf“, erläutert Peter Millowitsch. „Wenn ich weiter meine Rücklagen in das Theater stecke, verspiele ich meine Rente.“ Also zog er die Reißleine, kündigte bei der Volksbühne am Rudolfplatz an, das Theater für keine neue Spielzeit mehr zu buchen.

Christian Seeler hat das Theater ab Dezember gebucht

„Wir haben die Verträge ja nur von Spielzeit zu Spielzeit gemacht“, erklärt er. Und fügt hinzu: „Ersatz gibt es schon. Christian Seeler, Ex-Intendant des Ohnesorg-Theaters, hat das Theater ab Dezember gebucht. Die Verträge sind unterschrieben“. Gegeben wird der Klassiker „Tratsch im Treppenhaus“. Natürlich mit Heidi Mahler – und Peter Millowitsch. Die beiden sind schon seit Kindesbeinen befreundet und wurden in diesem Stück schon in Düsseldorf auf der Bühne gefeiert.

Wird es nicht schrecklich, im eigenen Theater als angestellter Schauspieler aufzutreten? Peter winkt ab. „Da gab es Schlimmeres in meinem Leben. Ich komme abends und gehe nicht mehr über Los – also übers Büro, sondern gleich in die Garderobe. So wie alle anderen Kollegen auch.“

In der Familien-Tradition gefangen

Vor 62 Jahren, damals war er sechs Jahre alt, hat Peter Millowitsch das erste Mal neben seinem Vater Willy auf der Bühne gestanden. Als der 1999 starb, führte Peter Millowitsch das Haus schon ein Jahr allein. „Mich hat immer eine Hassliebe mit dem Theater verbunden“, sagt er rückblickend. 

„Ich war innerlich zerrissen, weil ich schnell erkannt habe, das es das sein wird, was ich mein Leben lang machen werde. Es gab keine Befreiung, weil ich heiße, wie ich heiße. Mir bot niemand eine Rolle in Brechts Stück »Herr Punitila und sein Knecht Matti« an. Ich war in der Familien-Tradition gefangen.“

Peter Millowitsch macht als Letzter das Licht aus

Das größte Glück auf der Bühne – für Peter Millowitsch war es nicht der Erfolg eines neuen Schwanks. Sondern das Einpersonenstück „Die Sternstunde des Josef Bieder“ spielen zu dürfen – und damit Erfolg zu haben. „Dieses Stück kommt meinem Naturell sehr viel näher.“

Peter Millowitsch seufzt und sagt dann: „Eigentlich würde ich jetzt schon mit Barbara Schöller Ideen für das nächste Stück entwickeln. Und jetzt ist da plötzlich kein Druck mehr, jetzt bin ich schon halb Privatier. Aber ich wusste schon mit zwanzig, dass ich als letzter Millowitsch-Mohikaner das Licht ausmachen muss. Ich hatte also fast 40 Jahre Zeit, mich darauf vorzubereiten. Aber ehrlich? Doch, es tut weh.“ (red)

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