Warum es Köln gelungen ist, den Januar zu meinem Lieblingsmonat zu machen.
Wofür ich Köln liebeDu bist der Konfetti-Streuer meines Lebens


Zick eröm: Aufräumen nach dem Rosenmontagszug in Köln
Copyright: Martina Goyert
Es hat ein paar Jahre gebraucht, bis ich begriffen habe, warum es für mich nur, nur, nur in Kölle eine fünfte Jahreszeit gibt, die zwar für alle Jecken im Feuerschein des Nubbel endet, deren Anfang hingegen höchst individuell ist. Für mich beginnt sie irgendwann in den ersten Januartagen, mit einem kleinen Moment, der plötzlich, doch nicht unerwartet kommt.
Das ist der Moment, wenn aus einem Reisebus, der neben einem trostlosen Haufen am Straßenrand abgelegter Weihnachtsbäume parkt, mit Pauken und Trompeten irgendeine Karnevalskapelle purzelt, um sich in alle Himmelsrichtungen zu verstreuen. Als sei ihr einziger Auftrag, etwas Farbe auf die grauen Straßen zu tupfen. Um mir damit zu sagen: Et is widder suwigg!
Das ist wie ein Weckruf. Ich bedaure alle Menschen, die nicht das Glück haben, einer Gemeinschaft anzugehören, die sich von diesem Moment an ohne schlechtes Gewissen bis Aschermittwoch mit den wirklich wichtigen Fragen des Weltgeschehens beschäftigt.
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Mit dem Wurfmaterial. Wie ist die Flugeigenschaft eines Pralinenkartons? Mit der Kostümfrage. Wie verkleidet man sich eigentlich als Energiewende? Und natürlich damit, was den Karneval zusammenhält. Der Mutter aller Fragen. Als da wären Sicherheitsnadel, Tacker, Heißklebepistole, Panzerband, Klettband und Kabelbinder. Und Kölsch.
Stimmungsaufheller und Licht-Tusch-Erfinder
Wie kann man diesen furchtbaren Januar in all den anderen Großstädten überstehen, in denen keine Karnevalskisten aus den Kellern geholt werden müssen? Wo keine Apotheker ihre Fensterfronten mit Lappenclowns dekorieren, die sich an Luftschlangen an Aspirin-Schachteln hochhangeln? Und in deren Bäckereien keine Eierlikör-Berliner gleichberechtigt neben den Handbrötchen in der Auslage liegen? Ich weiß es nicht.
Im Januar kennt die karnevalistische Kreativität keine Grenzen. Einer meiner Freunde hat es sich zur Aufgabe gemacht, selbstgestrickte Mini-Sitzungen in Kneipen aufzurüsten und lebt dort seine Begeisterung für Unterhaltungselektronik aus. Der Mann verkleidet sich als Diskothek und hat – als Stimmungsaufheller – sogar einen Licht-Tusch erfunden. Tätä, Tätä, Tätä in den Farben des Regenbogens. Weil jede Jeck halt anders ist.
Eine Stadt, in der so etwas möglich ist, darf durchaus stolz auf ihre Bürger sein. Auch wenn die sich in der fünften Jahreszeit in „liebe Jeckinnen und Jecken“ verwandeln und Dinge tun, die sie sich selbst nicht erklären können. Ich mir auch nicht.
Danke, Köln. Du bist mein Konfetti-Streuer. Irgendwie hast Du es geschafft, den Januar zu meinem Lieblingsmonat zu machen. Das ist vor Dir noch keiner Stadt gelungen. Und genau dafür liebe ich Dich.