ADFC-FahrradklimatestRadfahrer geben vier Kommunen im Kreis Euskirchen schlechte Noten

Lesezeit 4 Minuten
Ein Fahrradfahrer fährt auf einer Straße in der Euskirchener Innenstadt.

Die Erreichbarkeit der Euskirchener Innenstadt wird positiv bewertet, doch in der Gesamtnote kommt die Stadt nicht gut weg.

Fahrradfreundlich ist anders: Diese Kommunen im Kreis Euskirchen wurden im ADFC-Test negativ bewertet.

Das Fahrradfahren ist im Kreis Euskirchen alles andere als ein Vergnügen. Das geht aus dem aktuellen Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) hervor, der kürzlich vorgestellt wurde.

„In den Euskirchener Kommunen gibt es erhebliches Verbesserungspotenzial, es ist noch viel Luft nach oben“, stellt Silke Bräkelmann, Sprecherin des ADFC in Euskirchen, fest.

Nur vier Kommunen aus dem Kreis Euskirchen wurden bewertet

Vier Kommunen im Kreis schafften es laut ADFC in die Bewertung, weil dort ausreichend Bürger an der Befragung teilgenommen hätten, um die Situation der Radler einschätzen zu können. „Obwohl die Stadt Euskirchen seit 28 Jahren und der Kreis seit 21 Jahren Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW sind, kommen Euskirchen, Mechernich, Zülpich und Weilerswist im neuen Fahrradklimatest des ADFC nicht über die Schulnote 4 hinaus“, stellt der ADFC fest.

514 Radfahrer in den vier Kommunen haben dem ADFC zufolge   beim Fahrradklimatest, den das Bundesverkehrsministerium gefördert hat, über die Bedingungen zum Radfahren abgestimmt. Demnach haben die Radfahrer das Fahrradklima in der Stadt Euskirchen nur mit der Note 4,1 bewertet, etwas schlechter als bei der letzten Befragung 2020 (4,0).

Kreis-Kommunen landen nicht auf den vorderen Plätzen

Weilerswist hat sich laut ADFC stärker verschlechtert – von 4,1 auf 4,4. Mechernich hat sich leicht verbessert von 4,3 auf 4,2. Zülpich, das erstmals die Mindestteilnahmezahl erreicht hat, wurde mit 4,0 benotet.

Mit diesen Noten liegen die Euskirchener Kommunen im bundesweiten Vergleich nur im Durchschnitt oder weit hinten. Unter den landesweit 46 Städten mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern landet Euskirchen auf Rang 19 im Mittelfeld. Bei den 125 Kommunen im Land mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern kommt Zülpich auf Platz 64 und Mechernich auf 95. Im Ranking der 68 NRW-Kommunen unter 20.000 Einwohnern erreicht Weilerswist Rang 60.

In Euskirchen wird die Breite der Radwege kritisiert

Die Erreichbarkeit der Innenstadt, die Öffnung der Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung, die Wegweisung und die Möglichkeit zum zügigen Radfahren werde in der Kreisstadt positiv bewertet, so der ADFC: „Deutliche Kritik üben die Radfahrer dagegen an der mangelnden Breite der Radwege (Note 4,7), an der schlechten oder fehlenden Führung des Radverkehrs an Baustellen, an den hinderlichen Ampelphasen für den Radverkehr und der mangelnden Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (Note 5).“

In Weilerswist gab's 14 Mal die Note 4,5 oder schlechter

Die Erreichbarkeit des Ortszentrums, der öffentliche Fahrradverleih und die Möglichkeit, relativ zügig Rad fahren zu können, werden in Weilerswist mit Noten zwischen 3,2 und 3,4 noch am besten bewertet. Allerdings werden 14 Kriterien mit 4,5 und schlechter benotet.

Das reicht von fehlenden Abstellanlagen über ein schlechtes Sicherheitsgefühl auf Radwegen und die geringen Breiten der Radverkehrsanlagen bis zur hin Kritik am schlechten Winterdienst, rauen Oberflächen, schlechten Ampelschaltungen und der mangelhaften Führung des Radverkehrs an Baustellen. Für ihre Radverkehrsförderung der vergangenen beiden Jahre bekommt die Gemeinde sogar die Note 4,9.

Mechernich erhält spärliches Lob und umfangreiche Kritik

Auch in Mechernich fällt das Lob spärlich, die Kritik aber umfangreich aus. Gelobt werden die Wegweisung, die Erreichbarkeit des Ortszentrums und der vergleichsweise geringe Fahrraddiebstahl, der öffentliche Fahrradverleih und die geringe Zahl von Konfliktpunkten mit Fußgängern.

Kritisch gesehen werden jedoch generell das Fahren auf Radwegen und Radstreifen, etwa wegen zu geringer Breiten, fehlender Reinigung und schlechter Oberflächen. Auch die hinderlichen Ampelschaltungen für Radfahrer, die Führung an Baustellen und die fehlende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen wird bemängelt. Für die Radverkehrsförderung der vergangenen zwei Jahre geben die Radfahrer der Kommune nur eine 4,7.

Zülpich wurde zum ersten Mal bewertet

Erstmals bewertet wurde Zülpich – und das mit einer Gesamtnote von 4,0. Dabei gibt es allerdings großes Lob mit einer Note von 2,2 für die Öffnung von Einbahnstraßen, für die Wegweisung und die Erreichbarkeit des Ortszentrums.

„Dennoch gibt es noch viel zu tun“, stellt der ADFC klar. Es fehlten genügend Abstellanlagen (Note 4,5), das Fahren auf den Radwegen und Radstreifen werde wegen zu geringer Breiten, schlechter Oberflächen und nicht genügender Reinigung kritisch bewertet. Das Sicherheitsgefühl im Verkehr bewerten die Radfahrer mit 4,3. Die schlechtesten Noten mit 4,9 gibt es für die Führung an Baustellen und für die Ampelschaltungen für den Radverkehr.


Die Befragung

245 000 Radfahrer haben am zehnten bundesweiten ADFC-Fahrradklimatest, der vom 1. September bis zum 30. November 2022 stattfand, teilgenommen. Im Kreis Euskirchen waren es 514. Mehr als 1100 Städte und Gemeinden aus sechs Ortgrößengruppen – vier davon im Kreis Euskirchen – hätten die geforderte Mindestteilnehmerzahl erreicht und seien so in die Wertung für das Städte-Ranking gekommen, so der ADFC. (sch)

KStA abonnieren