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„Altes Hollywood“
Das sind die 10 ältesten Hollywoodstars

Lesezeit 8 Minuten
Shirley MacLaine posiert hinter der Bühne.

Hat auch im hohen Alter noch gut lachen: Shirley MacLaine backstage während der 89. Annual Academy Awards im Hollywood & Highland Center am 26. Februar 2017 in Hollywood, Kalifornien.

Nach dem Tod von Gina Lollobrigida in diesem Jahr und Angela Lansbury in 2022, sind zwei der letzten großen Schauspielerinnen des alten Hollywoods gestorben. Wer aber lebt noch aus dem Goldenen Zeitalter des Kinos?

Obwohl das Goldene Zeitalter Hollywoods vor über 50 Jahren endete, sind einige Schauspieler dieser Zeit heute noch am Leben. Einige dieser Schauspieler stehen sogar noch vor der Kamera. Es gibt zwar einige Schauspieler, die älter sind als die folgenden, aber entweder sind sie seit Jahrzehnten im Ruhestand oder hatten Karrieren, die nur kurze Zeit andauerten. Für diese Liste haben wir uns für die ältesten Schauspieler entschieden, die (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels) noch aktiv sind oder innerhalb der letzten zehn Jahre aktiv waren. 

Eva Marie Saint (* 4. Juli 1924), 98 Jahre

Sie dürfte die älteste noch lebende Oscar-Gewinnerin sein. 1955 erhielt Eva Marie Saint die begehrte Trophäe für ihre überragende Nebenrolle in Elia Kazans „Die Faust im Nacken“ neben Marlon Brando. Weltberühmt wurde sie auch für ihre sinnliche Darstellung der Eve im Hitchcock-Klassiker „Der unsichtbare Dritte“ (1959). Auch Saint wechselte später erfolgreich ins Fernsehgeschäft und erhielt 1990 den Emmy, die höchste Auszeichnung der Branche.

Bis ins hohe Alter stand Saint vor der Kamera, so noch 2006 im Blockbuster „Superman Returns“ oder 2014 in „Winter's Tale“ neben Colin Farrell und Russell Crowe. 2019 sah man die stets strahlende Schauspielerin unter anderem neben anderen Hollywood-Legenden wie Robert Wagner oder der damals noch lebenden Angela Lansbury auf dem roten Teppich bei einem Filmfestival.

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Mel Brooks (* 28. Juni 1926), 96 Jahre

Kaum einer verbindet Farce, Satire und Parodie so geschickt mit den Wurzeln des Vaudeville und einer schier manischen Energie wie Mel Brooks. Als Schauspieler war der große Komödiant in über 70 Filmen zu sehen, darüber hinaus verantwortete er elf Filme als Regisseur. Darunter Meisterwerke des Humors wie „Frühling für Hitler“ (1967), „Der wilde wilde Westen“, „Frankenstein Junior“ (1974) oder die Star-Wars-Parodie „Spaceballs“ (1987). Mel Brooks ist einer der wenigen Künstler, die mit den vier wichtigsten Auszeichnungen der US-Unterhaltungsbranche (Grammy, Oscar, Tony Award, Emmy) geehrt wurden. Für einen Mann, der seit fast einem Jahrhundert lebt, scheint Brooks bei relativ guter Gesundheit zu sein. Er arbeitet weiter und leiht seine Stimme Animationsfilmen wie „Hotel Transylvania 2“, „Toy Story 4“ und „Paws of Fury: The Legend of Hank“.

Tippi Hedren (19. Januar 1930), 93 Jahre

Tippi Hedren ist vor allem als Hitchcocks kühle Blondine schlechthin in Erinnerung geblieben. Ihre berühmtesten Auftritte hatte sie in Hitchcocks Meisterwerken „Die Vögel“ (1963) und „Marnie“ (1964). Sie spielte brillant und viele prophezeiten Hedren eine große Karriere. Doch dazu kam es nie. 2016 veröffentlichte Hedren ihre Memoiren „Tippi: A Memoir“. Darin behauptet sie, der 1980 verstorbene Hitchcock habe sie sexuell belästigt. „Es war sexuell, es war pervers und es war hässlich, und ich hätte nicht schockierter und angeekelter sein können“, zitierte sie das Magazin „USA Today“.

Sie wehrte sich gegen den Regisseur, der ihre Karriere dafür jahrelang blockiert haben soll. Erst 1967 kehrte sie nach drei Jahren Pause auf die Leinwand zurück – damals eine Ewigkeit und der ultimative Karrierekiller. Hedren drehte zwar weiter, doch der große Erfolg blieb aus. Tippi Hedren trat in etlichen Gastrollen im Fernsehen auf und drehte einen höchst umstrittenen Film mit echten Wildkatzen („Roar - Die Löwen sind los“), deren Angriffe auf die Filmcrew für Schlagzeilen sorgten. Hedren setzt sich bis heute leidenschaftlich für den Tierschutz ein. Im Jahr 1983 gründete sie die Roar Foundation, eine gemeinnützige Organisation, die das Tierschutzgebiet Shambala Preserve in Kalifornien unterstützt. Als Hollywood-Legende ist Hedren ein gern gesehener Gast in Talkshows. Zuletzt war sie 2017 im Film „The Ghost and the Whale“ zu sehen. Ihre Tochter Melanie Griffith und ihre Enkelin Dakota Johnson sind ebenfalls bekannte Hollywood-Stars.

Shirley MacLaine (24. April 1934), 88 Jahre

Sie blickt auf weit über sechs Jahrzehnte Filmgeschichte zurück, und ein Ende ist für die große Shirley MacLaine nicht in Sicht. Ihr Filmdebüt gab die Schauspielerin 1955 in Alfred Hitchcocks „Immer Ärger mit Harry“, wofür sie mit dem Golden Globe als „Beste Nachwuchsdarstellerin“ ausgezeichnet wurde. Seitdem hat MacLaine in fast 80 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Das alte Hollywood der 1950er Jahre prägte sie mit ihren Auftritten in Klassikern wie „In 80 Tage um die Welt“ oder „Verdammt sind sie alle“.

1984 erhielt sie den Oscar als beste Hauptdarstellerin für die Tragikomödie „Zeit der Zärtlichkeit“, in der sie an der Seite von Jack Nicholson brillierte. Zweifellos hätte sie zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Oscars ihr Eigen nennen können, denn vor allem 1960 in „Das Apartment“ oder 1963 in „Das Mädchen Irma la Douce“ lieferte sie grandiose Leistungen ab, die für einen Oscar nominiert wurden. Bis heute ist sie regelmäßig im Kino zu sehen, so 2017 an der Seite von Amanda Seyfried in „Zu guter Letzt“ oder 2019 als Elfe im Disney-Weihnachtsfilm „Noelle“. Und natürlich sind auch ihre Gastrollen in Fernsehserien wie „Glee“ und „Downton Abbey“ unvergessen. 

Warren Beatty (* 30. März 1937), 85 Jahre

Der jüngere Bruder von Shirley MacLaine wurde zwar erst in den 1960er Jahren berühmt, als das alte Hollywood in den letzten Zügen lag, gehört aber wie seine Schwester zu den unvergessenen Hollywood-Legenden. Ob als Schauspieler oder Oscar-prämierter Regisseur: Beatty schrieb Filmgeschichte mit Klassikern wie „Bonnie und Clyde“, „Der Himmel kann warten“ oder „Dick Tracy“. Als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent drehte er 1981 das Epos „Reds“, das trotz seiner sympathischen Geschichte über den Kommunismus auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges eine Reihe von Oscars gewann. Darunter auch den Regie-Oscar für Beatty.

In den letzten Jahren hat er sich mehr und mehr aus dem Showgeschäft zurückgezogen, weniger aus Altersgründen als wegen mangelnden Erfolgs und Skandalen. Sein letzter großer Film „Rules don't matter“ (2016) war ein Flop. Und 2017 verlas er mit Faye Dunaway den falschen Oscar-Gewinner. Trauriger Höhepunkt: Im November 2022 wurde eine Klage wegen sexuellem Missbrauch gegen Beatty eingereicht.

Sophia Loren (* 20. September 1934), 88 Jahre

Sie ist der Beweis für eine tolle Ausstrahlung im hohen Alter und dass in diesem noch ein Comeback möglich ist. 2020 sorgte die große Sophia Loren nach einer langen Kinopause für Furore, als sie in der Netflix-Literaturverfilmung „Du hast das Leben vor dir“ als Holocaust-Überlebende und ehemalige Prostituierte brillierte.

Bereits seit 1949 ist sie auf der Leinwand zu sehen, im US-Kino schrieb sie Filmgeschichte mit temperamentvollen Komödien wie „Hausboot“ (1958) und „Arabeske“ (1966) oder epischen Meisterwerken wie „El Cid“ (1961). Ihren Oscar erhielt sie 1962 jedoch für ihre mitreißende Darstellung einer Kriegswitwe im italienischen Klassiker „Und dennoch leben sie“. Auch in einem guten Dutzend Filme mit ihrem Landsmann, dem unvergessenen Marcello Mastroianni, feierte sie große Erfolge. Als Weltstar hofiert, fliegt sie immer noch um den Globus, ist Gast bei Festivals und gibt gerne Interviews über ihre große Karriere.

Robert Wagner (* 10. Februar 1930), 93 Jahre

In Deutschland kennt man Robert Wagner vor allen Dingen als Jonathan Hart im 1980er-Jahre-Krimiklassiker „Hart aber herzlich“, doch der immer noch rüstige Schauspieler schaut auch auf eine bewegte Hollywood-Karriere zurück. Wagner spielte in über 80 Filmen mit, darunter „Der Untergang der Titanic“ (1953), „Der rosarote Panther“ (1963) oder die Austin-Powers-Trilogie. 1954 spielte er den „Prinz Eisenherz“, einer der ersten Filme im farbenprächtigen CinemaScope. Im Fernsehen war er außerdem in den beiden Hit-Serien „Ihr Auftritt, Al Mundy“ und „Die Zwei mit dem Dreh“ zu sehen.

Von 2010 bis 2019 hatte er eine Gastrolle in der Krimiserie „Navy CIS“, seither ist es ruhiger um ihn geworden. Für Negativschlagzeilen sorgte über Jahrzehnte seine vermeintliche Verwicklung beim mysteriösen Tod seiner langjährigen Ehefrau Natalie Wood († 1981), ebenfalls eine Hollywood-Legende. Im Mai 2022 wurde er offiziell als Verdächtiger ausgeschlossen.

Barbara Rush (* 4. Januar 1927), 96 Jahre

Mit ihren Hauptrollen in zwei der einflussreichsten Science-Fiction-Filmen der 1950er Jahre, „Der jüngste Tag“ (1951) und „Gefahr aus dem Weltall“ (1953), schrieb Barbara Rush Filmgeschichte und erhielt dafür einen Golden Globe. Später wechselte sie neben Marlon Brando, Dean Martin und Montgomery Clift in „Die jungen Löwen“ (1958) ins Charakterfach und überzeugte 1967 neben Paul Newman im Westernklassiker „Man nannte ihn Hombre“. Sie spielte alles, von der schnippischen Zicke, betrügerischen Ehefrau bis hin zur ruppigen Alkoholikerin. Danach trat sie im Fernsehen in zahllosen Serien auf, darunter „Fantasy Island“, „Knight Rider“, „Magnum“ oder bis 2007 in zehn Folgen „Eine himmlische Familie“. Obwohl sich Rushs Karriere seit 2007 deutlich verlangsamt hat, tritt sie immer noch für die Theatre Guild in Orange County auf und steht regelmäßig für Interviews über ihre Glanzzeit vor der Kamera.

Dick Van Dyke (* 13. Dezember 1925), 97 Jahre

Hollywood-Legende Dick van Dyke ist seit den frühen 1960er Jahren als Schauspieler im Kino, aber auch am Broadway und im Fernsehen erfolgreich. Der mehrfache Tony-, Grammy- und Emmy-Gewinner wurde durch die erfolgreichen Disney-Musicalfilme wie „Mary Poppins“ (1964) oder „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ (1968) international bekannt. Seinen Durchbruch hatte er 1963 mit der Musicalverfilmung „Bye Bye Birdie“. Im selben Jahrzehnt erhielt er seine eigene Fernsehshow. In den 1990er Jahren feierte er mit der Krimiserie „Diagnose: Mord“, die ab 1995 in acht Staffeln auf ProSieben ausgestrahlt wurde, ein Comeback im Fernsehen. Zuletzt war er unter anderem in der „Nachts im Museum“-Trilogie zu sehen. 2021 wurde ihm der Kennedy-Preis überreicht. Stets gut gelaunt und bei bester Gesundheit wurde er Ende 2022 gesehen, wie er Geld auf der Straße an Bedürftige verteilte

June Lockhart (* 25. Juni 1925), 97 Jahre

Lebt eigentlich noch jemand aus der Original „Lassie“-Serie? Unglaublich, aber wahr, June Lockhart, von Staffel 5 bis 11 dabei, erfreut sich mit annähernd 100 Jahren bester Gesundheit. Sie war auch in zwei „Lassie“-Kinofilmen zu sehen. Weitere Filme wie das Oscar-Meisterwerk „Sergeant York“ (1941) an der Seite von Gary Cooper oder der Trash-Klassiker „Die Werwölfin von London“ (1946) gehören ebenfalls zu ihrer Filmografie. Darüber hinaus spielte sie in weiter über 170 Serien die Haupt-, Neben- oder eine Gastrolle. Außerdem erhielt sie einen Tony Award für ihre Bühnenarbeit. Lockhart ist gegenwärtig immer noch gelegentlich als Schauspielerin aktiv und gilt dadurch als eine der Personen mit den längsten Hollywood-Karrieren.