Ärger um „Harry Potter“-AutorinWarum „Quidditch“ in Zukunft „Quadball“ heißt

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Deutsche Quidditch-Spieler  

Vermont – Zu J.K. Rowlings größten Erfindungen gehört zweifelsohne das Quidditch-Spiel, eine Art Rugby auf fliegenden Besen. Seit 2005 können sich auch Muggel – so werden in den „Harry Potter“-Romanen Normalsterbliche ohne Zauberkräfte genannt – an Quidditch-Turnieren beteiligen.

Zwei Studenten am Middlebury College im US-Bundesstaat Vermont hatten die Regeln der fiktiven Sportart in die der Schwerkraft unterliegenden Wirklichkeit übertragen: Die Besen sind PVC-Rohre, die statt als Fluggerät als zusätzliche Herausforderung dienen, der Klatscher ist ein Gummiball, der Goldene Schnatz ein Tennisball, den ein Spieler schwanzgleich an einer Schnur seiner Shorts trägt.

Quidditch wird in 40 Ländern gespielt

Auf dem Papier mag das etwas albern klingen, doch tatsächlich hat sich Quidditch als Sportart etabliert. Inzwischen gibt es in 40 Ländern Ligen mit rund 600 Teams, die sich auch in globalen Turnieren messen.

Nur Quidditch soll das Spiel nicht mehr heißen: Die beiden führenden Organisationen, U.S. Quidditch und Major League Quidditch, haben jetzt den neuen Namen verkündet: die Real-Variante von Quidditch heißt fürderhin „Quadball“.

Das liegt auch an den Namensrechten, die beim Filmstudio Warner Bros. – das die „Harry Potter“-Filmreihe produziert hat – liegen: Zwar zeigte sich Warner Bros. bislang gegenüber den Quidditch-Ligen kulant, doch eigene Merchandising-Produkte durften die Muggelsportler nicht unter dem geschützten Namen verkaufen.

J.K. Rowlings transfeindliche Tweets 

Der gewichtigere Grund liegt allerdings in dem Bestreben, sich von der Autorin J.K. Rowling zu distanzieren. Die hatte vor allem mit ihren Äußerungen über Trans-Frauen ihr einstiges Zielpublikum gegen sich aufgebracht, angefangen mit einem Tweet, in dem Rowling sich solidarisch mit einer Frau erklärte, die nach abfälligen Bemerkungen über Trans-Frauen ihren Job verloren hatte. Eine Trans-Frau sei keine echte Frau, twitterte die Autorin, es sei unmöglich, sein Geschlecht zu wechseln.

Das führte vor allem unter jüngeren Menschen, die mit den „Harry Potter“-Büchern als Bibel-Ersatz und Initiationsritus aufgewachsen waren, zu einem Aufschrei. Auch die Hauptdarsteller der Filme distanzierten sich von Rowlings bigotten Ansichten, die fatalerweise an den Glaubenssatz der Voldemort-Anhänger aus den Büchern erinnerten, nach dem Muggelstämmige keine echten Zauberer sein können.

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Statt Abbitte zu leisten, verrannte sich Rowling in einen regelrechten Kreuzzug gegen Trans-Frauen, verglich Transgender-Sein mit einer Geisteskrankheit und die Hormontherapien, denen sich viele Transpersonen unterziehen, mit den sogenannten Konversionstherapien gegen Homosexualität.

Die Assoziation mit J.K. Rowling, sagte nun ein Repräsentant der beiden amerikanischen Ligen der „New York Times“, sei zu einem Hindernis bei der Anwerbung neuer Spieler geworden. Inwieweit sich die offiziellen Gremien des Sports zukünftig überhaupt noch auf „Harry Potter“ beziehen würden, sei noch unklar.

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