Zwischen dem bekannten Fotografen Boris Eldagsen und der Jury herrscht ein Zwist. Es geht um die Rolle von KI in der Fotografie.
Als „freches Äffchen beworben“Berliner Fotograf lehnt renommierten Preis ab und heizt Debatte um Künstliche Intelligenz an

Die undatierte Kombo zeigt den Berliner Fotografen Boris Eldagsen (l) und sein Werk „Pseudomnesia: The Electrician“. Eldagsen hat einen renommierten Preis abgelehnt und will damit eine Debatte über die Rolle Künstlicher Intelligenz in der Fotografie anstoßen.
Copyright: Alex Schwander/Boris Eldagsen/dpa
Der Berliner Fotograf Boris Eldagsen hat einen renommierten Preis abgelehnt und will damit eine Debatte über die Rolle Künstlicher Intelligenz in der Fotografie anstoßen. Die Sony World Photography Awards (SWPA) hatten Eldagsen mit seinem Werk „Pseudomnesia: The Electrician“ als Preisträger gekürt, wie die BBC am Dienstag berichtete.
Das düstere Bild zeigt zwei hintereinander stehende Frauen verschiedener Generationen und ist Eldagsen zufolge teilweise mittels Künstlicher Intelligenz (KI) kreiert worden.
Boris Eldagsen machte nicht deutlich, dass er KI benutzte – aber es fiel auch keinem auf
Die Verantwortlichen des Preises von der World Photography Organisation teilten der BBC zufolge mit, Eldagsen habe zuvor nicht deutlich gemacht, in welchem Ausmaß Künstliche Intelligenz bei seinem Beitrag eine Rolle gespielt habe.
Der Künstler selbst erklärte auf seiner Internetseite, er habe sich als „freches Äffchen beworben“ und das KI-Werk testweise eingereicht, um zu prüfen, ob Wettbewerbe wie dieser darauf vorbereitet seien. „KI-Bilder und Fotografie sollten nicht in Auszeichnungen wie dieser miteinander konkurrieren. Sie sind unterschiedliche Dinge“, schrieb er in seiner Begründung, warum er den Preis nicht annehme.
Boris Eldagsen will Debatte über Künstliche Intelligenz voran treiben
Stattdessen wolle er damit eine aus seiner Sicht dringend notwendige Debatte beschleunigen. „Wir brauchen in der Foto-Welt eine offene Diskussion darüber, was wir als Fotografie betrachten wollen und was nicht.“
Auf seiner Website veröffentlichte er eine detaillierte Chronologie vom Einreichen seines Werkes im Dezember 2022 bis zur Auszeichnung im März und Geschehnissen im Anschluss. So habe er mit bewusst einen Titel gewählt, um der Jury bereits einen Hinweis zu geben, dass KI im Spiel gewesen sein. „Denn er bedeutet ‚gefälschte Erinnerung‘“, so Eldagsen.
Deutscher Fotograf und KI-Experte schildert Vorgang um Preisverleihung
Als er erfuhr, dass er der Gewinner sei, habe er gegenüber der World Photography Organisation offen mitgeteilt, dass das Bild mithilfe von KI-Generatoren gestaltet wurde. Gefragt habe ihn vonseiten der Jury vorher niemand dazu.
„Da ich nicht möchte, dass es hier zu Missverständnissen kommt, ist es mir wichtig, in dieser E-Mail den Hintergrund des von Ihnen gewählten Bildes so detailliert wie möglich zu erklären“, zitiert er aus einer Mail, die er an die Organisation geschickt haben will. „In Deutschland bin ich als [...] KI-Experte im Deutschen Fotorat aktiv, um die Chancen und Risiken von KI-Bildgeneratoren zu diskutieren. Vielleicht wäre Sony daran interessiert, das Thema in diesem Zusammenhang für eine Podiumsdiskussion aufzugreifen“, heißt es dort weiter. Daran habe allerdings kein Interesse bestanden, den Preis habe er zunächst behalten dürfen.
Bild von Boris Eldagsen inwzischen nicht mehr zu sehen
Sein Bild sei vergangene Woche dann aber von der Website der SWPA verschwunden und auch in der Ausstellung in London nicht mehr zu sehen. Informiert worden sei er darüber nicht, so der bekannte Berliner Fotograf.
Ein Sprecher der World Photography Organisation, dem Fotografiezweig des Kunstveranstalters Creo, sagte, sagte in der „BBC“: „Da er sich nun entschlossen hat, seinen Preis abzulehnen, haben wir unsere Aktivitäten mit ihm eingestellt und ihn in Übereinstimmung mit seinen Wünschen aus dem Wettbewerb ausgeschlossen.“