Bunny Wailer totMit Bob Marley zum Welterfolg

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (4)

Bunny Wailer

Kingston – Sie nannten sich The Teenagers, The Wailing Rudeboys, The Wailing Wailers und schließlich schlicht The Wailers: Neville O’Riley Livingston und Bob Marley hatten bereits als Kinder miteinander im jamaikanischen Dorf Nine Mile gespielt. Sie waren beide Söhne alleinerziehender Eltern, bis Marleys Mutter und Livingstones Vater zusammenzogen, eine gemeinsame Tochter bekamen und die Freunde zu Stiefbrüdern wurden.

Noch als Schüler fingen sie an, gemeinsam zu musizieren und als 1963 Peter Tosh dazu stieß, bildeten sie das oben erwähnte Gesangstrio. Livingston, der jüngste der drei, nannte sich fortan Bunny Wailer.

Im Jahr darauf gelang den Wailers der erste Nummer-Eins-Hit auf der Karibikinsel: „Simmer Down“, „regt euch ab“, riefen sie in schönster Harmonie den zunehmend gewalttätigen Gangs von Kingston zu, begleitet von den Skatalites, der Supergroup des Ska. „Das war ein pulsierender, druckvoller Lärm. Ein guter Lärm“, erinnerte sich Bunny Wailer 2009 im Interview mit dem Autor anlässlich seines Auftritts auf dem Summerjam am Fühlinger See. „Wir hatten keine Ahnung, was aus uns werden würde. Ich glaube die Wailers sind einem Plan gefolgt, der bereits für sie erstellt worden war. Wir wurden ausgewählt.“

Alles zum Thema Summerjam

Der nächste Hit „Rude Boy“ feierte dann das Gangleben, vor dem sie eben noch gewarnt hatten. Lange vor ihrer ersten transatlantischen Veröffentlichung galten die Wailers als die Beatles der Karibik, mit ebenso klaren Rollenzuschreibungen wie die Liverpudlians: Marley war der sanfte, Tosh der militante Revolutionär. Bunny Wailer aber bildete den spirituellen Anker der Gruppe, die sich mehr und mehr dem Rastafarianismus zuwandte: Die Dreadlocks wuchsen, der übererregte Rhythmus des Ska verlangsamte sich zu dem des Roots Reggae.

Als der Band und dem gesamten Musikgenre mit ihren für den britischen „Island“-Plattenboss Chris Blackwell produziertem Alben „Catch a Fire“ und „Burnin‘“ 1973 der internationale Durchbruch gelang, hatten sich die Machtverhältnisse zugunsten Bob Marleys verschoben: Er war der unbestrittene Superstar.

Kurz darauf verließen Tosh und Wailer die Band: Ersterer, weil er sich von Blackwell benachteiligt fühlte, letzterer, weil er sich weigerte, in Hippie-Clubs aufzutreten. Er wollte frohe Botschaften verkünden, aber nicht, während sich die amerikanische Jugend an der Bar volllaufen ließ. Sein erstes Soloalbum, „Blackheart Man“ aus dem Jahr 1976 ist auch sein bestes: es etablierte Wailer als mystische, weniger sloganhafte Alternative zu Marley.

Seine jamaikanische Heimat verließ er nur selten. Nämlich dann, wenn er glaubte, wieder etwas zu sagen zu haben. „Wenn du reifer wirst, lernst du, dass du vorsichtiger sein musst, bei deinen Entscheidungen“, erzählte Wailer im Gespräch. „Du willst keinen Fehler machen. Jeder der Wailers hat kleine Samen gepflanzt, und alle diese Samen sind zu großen Pflanzen herangewachsen. Unsere Wurzeln haben sich miteinander verschränkt und dabei haben wir gelernt, dass wir dieselben Früchte tragen.“

Bob Marley starb mit nur 36 Jahren an Krebs. Peter Tosh wurde sechs Jahre später von Gangstern in seinem Haus erschossen. Am Dienstag ist Bunny Wailer, der letzte der Wailers, im Alter von 73 Jahren in einem Krankenhaus in Kingston gestorben.

KStA abonnieren