Carolin und David Kebekus„Sie hat mich zum Heulen gebracht”

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Carolin und David Kebekus

Carolin und David Kebekus

Köln – Kaum jemand kennt uns so gut wie unsere Geschwister. Das ist auch bei Carolin und David Kebekus so. Die 42-Jährige und ihr vier Jahre jüngerer Bruder sind gemeinsam in Köln aufgewachsen. In einem neuen gemeinsamen Podcast „Kebekus – was warum wie war" (Audible) gehen beide nun auf eine Reise in ihre Vergangenheit.

Beginnend mit Davids Geburtsjahr 1984 behandeln sie in jeder Folge ein Jahr ihres Lebens. Im Podcast „Talk mit K“  des „Kölner Stadt-Anzeiger” (den Sie hier oben im Player oder auf allen bekannten Podcast-Plattformen hören können) sprechen die beiden mit Moderatorin Anne Burgmer darüber, wie es für Carolin war, als sie große Schwester wurde. Haben die Eltern sie in der Erziehung gleich behandelt? Hat David lange überlegt, denselben Beruf wie seine erfolgreiche Schwester zu wählen?

Wie viel gibt man von sich preis?

„Ich hatte in der Podcast-Reise ganz oft das Gefühl, ich weiß, wieder genau wie das damals war, warum ich etwas gefühlt und getan habe. Und ich glaube, das geht ganz vielen so. Jeder weiß, was der erste Schultag ist, die erste Freundin, der erste Liebeskummer, ein Todesfall in der Familie", erinnert sich David in „Talk mit K”.

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Für seine Schwester war es eine Gratwanderung, wie viel man von sich preisgibt in einem solchen Podcast. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nicht viel über mein Privatleben erzähle, aber auf der Bühne lasse ich die Hosen runter, was meine persönliche Schamgrenze betrifft. Ich erzähle da intime Gefühle.”

Am Anfang sei da die Sorge gewesen, zu sehr in die Privatsphäre gehen. „Wir mussten uns einen Rahmen stecken, wie weit wir gehen.” Und über andere aus der Familie, die keine öffentlichen Personen sind, sprachen sie nicht. 

Durch den Podcast lernte die Moderatorin und Sängerin, dass man sich an manches nicht richtig erinnert. „Die Erinnerungen hat man nur so abgespeichert, weil die jemand einem die so erzählt hat. Oder ich habe die einfach anders erzählt, weil ich sie so besser fand, bis meine Tanten gesagt haben: Das war überhaupt nicht so. Aber die Geschichte war halt andersrum einfach viel lustiger. Man baut sich so eine Erinnerung.”

Sie erfand die böse Carolin, um ihm Angst zu machen

Sie verstand sich die meiste Zeit gut mit ihrem Bruder, aber manchmal setzte sie ihm auch ganz schön zu. „Ich habe psychologische Experimente gemacht mit meinem Bruder, das ist uns dann wieder eingefallen. Ich habe eine zweite Carolin erfunden, die ganz böse war.”

Auch David hatte das fast vergessen. „Wir haben uns halt gekebbelt, es war kein richtiger Streit. Dann hat sie gesagt: Ich kann jetzt auch die böse Carolin holen. Für mich war das ein Schock. Ich wollte nicht, dass sie kommt. Denn Carolin hatte das Schauspielerische schon in sich drin. Sie hatte einen Pott-Schnitt, Kleidchen - und hat mich trotzdem zum Heulen gebracht, weil sie nur böse Sachen gesagt hat. Dann ist die böse Carolin rausgegangen und die liebe Carolin kam rein. Ich hatte das vergessen und verdrängt. Ich war echt ein bisschen sauer.”

Heute können beide über diese Episode lachen. „Gut, dass ich Comedienne geworden bin. Jetzt ist das eine lustige Geschichte. Wäre ich Serienkillerin, würde jetzt jemand in einem True-Crime-Podcast sagen: Sie hat schon früher ihren Bruder gequält”, sagt Carolin. 

Sie und ihr Bruder seien beide sensibel, aber unterschiedlich emotional. Auch sonst sieht Carolin Kebekus einige Unterschiede. „Ich bin wahnsinnig unordentlich, ich muss mich zur Ordnung zwingen. David konnte das immer schon. Ich konnte als junger Mensch nicht gut mit Geld umgehen, habe mir viel zu teure und schlechte Sachen gekauft, Geld verjubelt und verloren. Er hatte das immer besser unter Kontrolle."

Er misst sich nicht an ihrem Erfolg

Davids Humor sei zudem ganz anders als ihrer: „Er ist sehr trocken auf der Bühne, da gibt es nicht so Rumgehampel wie bei mir. Ich spiele die Sachen eher aus, David ist sehr pointiert.” Ihr jüngere Bruder kann gut damit leben, dass seine Schwester so erfolgreich ist: „Der Arena-Erfolg von Carolin ist natürlich megaabsurd und ganz weit weg davon, was Stand-up-Comedy im Grunde ist. Das hat sich vervielfacht und dahin entwickelt. Es ist nichts, was man planen kann. Da muss viel passieren und viel zusammenkommen.” Sein Antrieb sei nie gewesen, unbedingt in der Arena spielen. „Das ist nicht das Ziel. Das Ziel ist, besser zu werden, sich weiterzuentwickeln. Carolins Karriere ist keine Blaupause für einen Comedian. Das ist einfach ihr Weg."

Für ihn steht fest, dass er seine Karriere-Entscheidungen losgelöst von ihr treffen muss. „Wenn es Carolin nicht gäbe, hätte ich den Weg trotzdem genommen. Es gab eine Phase, wo ich schon in die  Branche geschnuppert habe, aber noch nichts vor der Kamera gemacht habe oder auf der Bühne. Für mich war es eine kleine Überwindung, der Familie zu sagen, dass ich auf die Bühne will. Aber es war mir wichtig, das zu zelebrieren. Und alle haben nur gesagt: Ja, klar. Mach doch.” 

Neue Folge jeden Donnerstag

Jeden Donnerstag um 7 Uhr gibt es eine neue Podcast-Folge „Talk mit K“, dem Talkformat des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie können ihn entweder hier oder auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören und kostenfrei abonnieren. Suchen Sie dort nach „Talk mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keins der künftigen Gespräche. Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier.

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