Cat Stevens wird 75Von einem, der sich immer wieder neu erfand

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Cat Stevens, auch Yusuf, tritt bei seinem ersten von zwei Deutschlandkonzerten in der Zitadelle Spandau auf. Er trägt einen weißen Anzug und ein weißes T-Shirt.

Cat Stevens, auch Yusuf, tritt bei seinem ersten von zwei Deutschlandkonzerten in der Zitadelle Spandau auf.

Der Singer-Songwriter Cat Stevens feierte schon als junger Mann große Erfolge. Dann konvertierte zum Islam und kehrte der Musik den Rücken. Nun wird er 75 Jahre alt und steht wieder auf der Bühne.

Die Haare sind grau, der Bart auch, aber als Cat Stevens alias Yusuf vor wenigen Wochen beim englischen Glastonbury-Festival auftritt, klingt seien Stimme zwar etwas tiefer, aber fast genauso umschmeichelnd wie zu Beginn seiner Karriere vor mehr als 50 Jahren. Lässig sieht er aus, trägt ein weißes T-Shirt, weiße Sneaker und eine schwarze Hose und wirkt ganz mit sich im Reinen. 

Junge Erwachsene, deren Eltern mitunter vermutlich selbst gerade erste geboren waren, als Stevens es 1967 mit „Matthew and Son“ auf Platz 2 der britischen Charts schaffte, singen sehr textsicher mit.

75 Jahre alt wird der Singer-Songwriter am 21. Juli und er blickt auf ein bewegtes Leben und eine bewegte Karriere zurück. Einen der größten Songwriter, die Großbritannien je hervorgebracht hat, nannte ihn die BBC kürzlich. Und das will in diesem Land etwas heißen.

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Der Durchbruch gelang ihm als Teenager

Er war noch ein Teenager, als er seinen Durchbruch feierte und aus Steven Demetre Georgiou Cat Stevens wurde, weil der Sohn eines Griechen und einer Schwedin nicht glaubte, dass Menschen Platten kaufen, auf dem sein Geburtsname steht. Das Gitarre- und Klavierspielen hatte sich der Junge, der im Londoner West End aufgewachsen war, selbst beigebracht.

Seine von einem melodiösen Optimismus geprägten Songs kamen gut an - egal, ob er sie für sich selbst oder für andere schrieb. Mit der Hymne aller von Liebeskummer Geplagten - „The First Cut Is The Deepest“ - landet die US-Soulsängerin P.P. Arnold einen Hit. Die Tremeloes schaffen mit seinem Song „Here Comes My Baby“ den internationalen Durchbruch.

Anfang 1968 erkrankte er schwer an Tuberkulose und verbrachte mehrere Monate im Krankenhaus. Er beschäftigte sich mit Religionen und Meditationstechniken und schrieb Lieder wie „Father and Son“, „Peace Train“, „If You Want To Sing Out“, „Moonshadow“ und „Morning Has Broken“, die später zu großen Hits wurden.

Doch die Sinnsuche ging für ihn weiter. 1975 war er dem Tode wieder nahe. Vor der Küste Kaliforniens wäre er fast ertrunken. Zwei Jahre später legte er seinen Künstlernamen ab, konvertiert zum Islam und änderte seinen Namen in Yusuf Islam. Musik wollte er künftig keine mehr machen. Den Namen Yusuf, die arabische Version von Joseph, wählte er, weil er sich wie die Figur aus Koran und Altem Testament, der von seinen Brüdern aus Eifersucht in einen Brunnen geworfen und nach Ägypten verkauft wird, oft missverstanden fühlte.

Auf seinem neuen Album singt er von Frieden, Freiheit und Verständigung

Als er Ende der 80er im Streit über das Buch „Die Satanischen Verse“ das vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Chomeini verhängte Todesurteil gegen den britisch-indischen Autor Salman Rushdie zu rechtfertigen schien, wurde er von US-Radiosendern boykottiert. Später sagte er, er habe die Fatwa nie unterstützt.

2006 brachte er als Yusuf Islam doch eine neue Platte heraus, aber erst 2017 erschien ein Album unter seinem früheren Namen Cat Stevens. Mittlerweile nennt er sich Yusuf/Cat Stevens. In seinem im Juni erschienen Album „King of a Land“ singt er von Frieden, Freiheit und Verständigung. Diese Platte sei der Inbegriff der Verschmelzung zwischen Yusuf und Cat Stevens.

Im animierten Video zum gleichnamigen Titelsong schreibt ein Lehrer an die Tafel: „Ich bin wie du. Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Wie jeder andere bin auch ich auf der Suche.“ Er selbst scheint sich nach vielen inneren Kämpfen endlich gefunden zu haben.

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