KommentarWie ethisch ist eigentlich Spotify?

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Spotify-Gründer Daniel Ek

Stockholm – Ehrgeizig, ethisch und angetrieben von der Aufgabe, beim Aufbau einer blühenden Gesellschaft zu helfen. Wetten, so hätten sie Spotify nicht beschrieben? Keine Frage, die  Verbraucher haben von dem weltweit größten Musikstreamingdienst profitiert: Jeder Song ist in dem Augenblick, in dem man ihn hören will, schon vorhanden, nichts ist mehr unbezahlbar oder unauffindbar. In der Folge hat sich Musik von einem Luxus- in ein Gebrauchsgut verwandelt.  

Profitiert haben auch die drei verbliebenen Major-Labels, einige wenige Superstars wie Ed Sheeran oder Drake und nicht zuletzt das schwedische Unternehmen selbst. All die anderen Musiker dagegen, deren Songs und Alben über Spotify vertrieben wird, vom nischigsten Avantgarde-Act bis zu hallenfüllenden Bands, können von ihren Streaming-Einnahmen nicht leben.

Mittellose Musiker

Mit anderen Worten: Diejenigen, welche die Inhalte schaffen, derentwegen Menschen Spotify abonnieren, werden von dem vorherrschenden Verwertungsmodell nahezu mittellos zurückgelassen. Eine Gesellschaft, die ihre Künstler so behandelt, will man nicht blühend nennen.

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Genau genommen war es nicht sein Streamingdienst, den Spotify-Gründer Daniel Ek mit diesen Worten beschrieben hat, sondern seine Investmentfirma namens Prima Materia. Über diese will der CEO jetzt 100 Millionen Dollar seiner Spotify-Gewinne in das Start-up Helsing investieren. Die Münchner Tech-Firma wertet mittels Künstlicher Intelligenz die Muster hinter unstrukturierten militärischen Daten aus, wie zum Beispiel Kamera- Radar- oder Wärmebilder.

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Sie betreibt also Feindesaufklärung. Und weil Helsing behauptet, seine Software nur an liberale Demokratien verkaufen zu wollen – wir hätten gerne eine Liste –, glaubt Daniel Ek sein Investment als ethisch beschreiben zu können. Man kann es freilich auch anders ausdrücken: Die Millionen, die Ek zuvor Musikern geraubt hat, steckt er jetzt in die Rüstungsindustrie.  

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