Festival OLUZAYOAfropop-Band trifft auf Gürzenich Orchester

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Die Band trägt traiditonelle, größtenteils bunte Outfits. Sie sitzen an einer Bank mit Tisch im Grünen.

Die Afropop-Band Burkina Electric

Das Kölner Musikfestival OLUZAYO bietet ab dem 31. Mai zahlreiche Konzerte mit afrikanischer Musik. Die Afropop-Band „Burkina Electric“ wird mit dem Gürzenich Orchester spielen.

Alles geschieht irgendwann zum ersten Mal. Jetzt verbindet sich das Gürzenich Orchester unter Brad Lubman mit der Afropop-Band „Burkina Electric“. Der klassische Apparat trifft auf Gitarre, Schlagzeug, Elektronik, eine Sängerin und zwei ebenfalls singende Tänzer mit farbenfrohen Gewändern. Bindeglied ist der Drummer, Elektroniker und Komponist Lukas Ligeti. In seiner „Suite“ möchte er afrikanische und europäische Traditionen zu einer großen Feier verbinden. Mit ähnlicher Neugierde, doch ganz anderen Mittel tat dies 1941 auch der erste schwarze südafrikanische Komponist Michael Mosoeu Moerane in seiner sinfonischen Dichtung „Fatse la heso“ (My Country), die erstmalig in Köln zu hören sein wird.

Der Sohn des berühmten Komponisten György Ligeti lebt abwechselnd in Wien, Miami und Johannesburg. Er ist Gründer und Mitglied von „Burkina Electric“ und Teil des internationalen Kuratorenteams des Kölner Festivals OLUZAYO. Vom 31. Mai bis zum Abschlusskonzert mit dem Gürzenich Orchester am 4. Juni im Sartory-Saal präsentiert dieses Festival aktuelle, experimentelle und zeitgenössische Musik des modernen Afrika und seiner Diaspora.

Kölner Festival OLUZAYO läuft parallel zur European Conference on African Studies

Zu erleben sind Ensemblemusik, Klangkunst, Improvisationen, transkulturelle Mixturen und indigene Musiken. Hauptspielstätte ist der Stadtgarten mit Lectures, Performances, Field-Recordings sowie einer Club- und Tanznacht mit Afrobeats, Afrofusion, Amapiano, Afrobashment und Reggae. Einige Programmpunkte verdanken sich der Kooperation mit dem Festival und Label für elektronische Experimente und Partymusik Nyege-Nyege in der ugandischen Hauptstadt Kampala.

OLUZAYO findet parallel zur „European Conference on African Studies“ statt, die alle zwei Jahre an wechselnden Orten gastiert und erstmalig von der Universität zu Köln ausgetragen wird. Das Thema „African Futures – All Around“ mit über zweihundert Panels, Vorträgen, Workshops und Diskussionen spielgelt sich zeitgleich in einem vielfältigen Kulturprogramm der Stadt mit Theater, Literatur, Kunst, Film, Performance und eben OLUZAYO.

Die Musik vermischt tradierte Formen mit neuen Stilen

Für die Bereiche aktuelle Musik, Jazz, Pop und Elektronik ist Thomas Gläßer zuständig, der seit 2006 Konzerte im Stadtgarten kuratiert, auch mit afrikanischen Künstlern. Er beobachtet in Afrika ein aktuelles Umdenken, neues Selbstverständnis, andere Identitäts- und Kulturpolitik. Der Festivalname möchte umreißen, was dort gerade entsteht: „OLUZAYO ist ein schwer zu übersetzendes Zulu-Wort. Es meint keine Utopie, sondern das Kommende, etwas vor uns Liegendes, eine Zukunft, die man schon riechen kann.“

Gläßer sieht auch einen Aufbruch bei jungen Musikschaffenden in und aus Afrika. „Manche greifen oral tradierte Vokal- und Instrumentalmusik auf, um daraus Neues zu schaffen. Andere reagieren auf internationale Musikstile. So entsteht auch Noise aus Uganda und Death-Metal aus Angola.“ Der Kurator ist international mit Musikerinnen, Veranstaltern und Agenturen vernetzt. Er beobachtet, wie hierzulande Musikschaffende aus Afrika zwar mit Globaler Musik und europäischen Stilen präsent sind.

Es fehlen aber komponierte Kunstmusik, internationale Musikstile und Weiterentwicklungen traditioneller Musikformen. „Komponierte neue Musik aus Afrika ist ganz anders. Sie setzt sich mit traditionellen Instrumenten, Rhythmen, Melodien des Kontinents auseinandersetzen.“ Dadurch entstehen laut Gläßer „ganz neue Räume zwischen europäischen und afrikanischen Kulturen, die sich nicht so leicht zuordnen oder kommerziell einverleiben lassen.“

Programm startet am 31. Mai im Comedia Theater

Ungewöhnlich ist auch das Programm des Eröffnungskonzerts am Donnerstag 31. Mai im Comedia Theater. Auf einen Open Call reagierten 130 Komponierende, die sich mit afrikanischen Musikpraktiken beschäftigen. Eine internationale Jury wählte daraus zwei afrikanische und zwei europäische Komponierende. Deren Auftragsstücke bringt nun das Ensemble Modern unter Leitung des aus Zimbabwe stammenden Dirigenten Vimbayi Kaziboni zu Uraufführungen. Wie dieses Konzert werden dank Vermittlung durch Lukas Ligeti auch weitere Kölner Programmpunkte in die „World New Music Days“ der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik übernommen, die deren südafrikanische Sektion im November in Johannesburg veranstaltet.

Thomas Gläßer denkt die bisherigen Initiativen bereits weiter: „Köln könnte ein großes transkulturelles Musikfestival bekommen. Das ist in der Kulturpolitik auch schon präsent. Einer der Horizonte könnte Afrika sein, der andere der Globale Süden.“ Eine Basis dafür bieten die vielen migrantischen Akteure in der Stadt und internationale Kooperationen mit anderen Festivals in der Welt, wie sie zum Teil jetzt schon existieren.

www.oluzayo-festival.net

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