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Kommunalwahl 2025„Werde weiter alles geben“ – Jubelstürme bei den Grünen

4 min
14.09.2025 Köln. Kommunalwahl 2025 B90/Die Grünen: Wahlabend der Kölner Grünen im Gürzenich. Nach der Prognose für Köln. Foto: Alexander Schwaiger

Berivan Aymaz jubelt am Wahlabend

Berivan Aymaz zeigt sich „tief gerührt“ und will für die Stichwahl „weiter alles geben“

Für die Grünen muss sich Köln anfühlen, wie das berühmte kleine gallische Dorf: Während das landesweite Ergebnis der Kommunalwahl zu Beginn des Abends für einen spürbaren Stimmungsdämpfer sorgte, führte insbesondere das Ergebnis der Oberbürgermeisterwahl bei der Wahlparty im Gürzenich zu regelrechten Jubelstürmen. OB-Kandidatin Berivan Aymaz gewann mit 28,1 Prozent deutlich vor ihrem SPD-Konkurrenten Torsten Burmester, auf den sie nun in der Stichwahl am 28. September erneut trifft.

„Wir haben das gemeinsam geschafft“

„Was für ein Abend, was für Wochen, was für Monate – ich bin tief gerührt“, sagte Aymaz. Und auch bei der Ratswahl lagen die Grünen am Ende mit 25 Prozent deutlich vorne und feierten den Doppelsieg. „Wir haben das gemeinsam geschafft“, sagte Grünen-Parteichef Cyrill Ibn Salem. „Wir haben ein echtes Finale vor uns, und wir wollen Geschichte schreiben.“ Berivan Aymaz wäre im Fall eines Sieges bei der Stichwahl am 28. September in der Geschichte der Bundesrepublik die erste Oberbürgermeisterin der Grünen in einer Millionenstadt. „Köln braucht eine Oberbürgermeisterin, die die Menschen nicht gegeneinander ausspielt“, sagte Ibn Salem.

Bei der Ratswahl konnten die Grünen das Ergebnis der Wahl von 2020 nicht wiederholen. Damals siegten die Grünen mit 28,5 Prozent, das war das beste Ergebnis in der Geschichte der Kölner Partei. Mit 25 Prozent erreichten sie am Sonntag allerdings das zweitbeste Ergebnis. In diesem Jahr dürften die Grünen eine niedrige einstellige Prozentzahl an die erstarkte Linke verloren haben.

Was mögliche künftige Ratsbündnisse angeht, wird es wohl kein Wiederaufleben des bisherigen Bündnisses mit CDU und Volt geben können – gemeinsam kämen die drei nur auf 46 von insgesamt 91 Sitzen im Stadtrat, eine äußerst knappe Mehrheit. Somit wäre auch ein Bündnis aus Grünen, SPD und Volt nur knapp mehrheitsfähig. Stabiler wäre es, wenn ein vierter Partner hinzukäme, wie etwa die Einzelmandatsträgerin Karina Syndicus von Gut und Klima-Freunde.

Diskussionen über AfD-Ergebnis

Denkbar wäre auch ein noch stabileres Bündnis aus Grünen, SPD und Linke – eine Konstellation, die zuletzt auch bei mehreren Abstimmungen im Stadtrat zusammenkam und zusammen auf 50 Sitze käme. Eine weitere – wenn auch unwahrscheinliche – Option wäre ein großes Bündnis aus Grünen, CDU und SPD, die zusammen 58 Sitze hätten. Für Diskussionen sorgte das gute Wahlergebnis für die AfD mit 9,1 Prozent. „Köln befindet sich, was die AfD angeht, in einer ähnlichen Situation wie andere Großstädte“, sagte Parteichefin Kirsten Jahn. Insbesondere was die Besetzung von Ausschüssen im künftigen Stadtrat anbelangt, steht zu erwarten, dass sich die Situation im neuen Stadtrat deutlich verändern wird. „Wir wollen das weltoffene Köln lebenswerter gestalten“, sagte Aymaz. „Und das ist die beste Antwort, die wir auf die AfD geben können.“

Was die personelle Zusammensetzung der neuen Ratsfraktion der Grünen angeht, ist ein größerer Personalwechsel zu erwarten. Etwa ein Drittel der Grünen Ratsmitglieder ist neu. Dass Fraktionschefin Christiane Martin und Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer ihre Funktionen behalten werden, dafür spricht derzeit einiges. Zumal sie mit dem sehr guten Wahlergebnis im Rücken gestärkt aus der Wahl herausgehen. Für die Mitglieder der Grünen wird der Wahlkampf an diesem Montag weitergehen. „Ich stehe startklar und werde weiter alles geben“, sagte OB-Kandidatin Berivan Aymaz. Sie werde noch an diesem Abend ihre schicken Schuhe gegen ihre Sneaker tauschen. Sie wolle auch eine Oberbürgermeisterin für diejenigen sein, die sie bislang noch nicht gewählt haben.

Die Grünen gewannen außerdem die Wahl in vier der neun Bezirksvertretungen – in der Innenstadt, in Lindenthal, Ehrenfeld und Nippes. In der Bezirksvertretung Innenstadt lagen die Grünen mit 33 Prozent der Stimmen vorne. Der langjährige Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke, war vor der Wahl bei den Grünen ausgetreten, weil er sich aufgrund seines Alters von 75 Jahren diskriminiert fühlte. Das von ihm neu gegründete Aktionsbündnis Innenstadt/Deutz – Team Andreas Hupke kam auf 2,46 Prozent. Das reichte nicht für einen Sitz.