Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Ig-NobelpreisSelbsterkenntnis ist der natürliche Feind der Wissenschaft

2 min
Der Ig-Nobelpreis für Ernährung wird von Daniele Dendi, Gabriel H. Segniagbeto, Roger Meek und Luca Luiselli entgegengenommen, die untersucht haben, inwieweit eine bestimmte Eidechsenart bestimmte Sorten von Pizza isst.

Gute Laune unter den Trägern des diesjährigen Ig-Nobelpreises für Ernährung 

Der Ig-Nobelpreis prämiert scheinbar unnütze Forschung und droht zum Opfer des eigenen Erfolgs zu werden. Eine Glosse.

In jedem Herbst fiebert die Wissenschaftsgemeinde der Verleihung der Nobel-Preise entgegen, deren einziges Problem darin besteht, dass sie Spitzenleistungen honorieren und die große Mehrheit der Wissenschaftler damit diskriminieren. Vielleicht erfreut sich der an diesem Freitag verliehene Gegenpreis daher so großer Beliebtheit: Der satirische Ig-Nobel-Award (von „ignoble“, dem englischen Wort für unwürdig, schmachvoll) prämiert unnütze Forschungsleistungen und schließt niemanden aus.

Auch hinter dem Ig-Nobelpreis steckt ein ernstes Anliegen

Zu den Klassikern des Ig-Nobelpreises gehört der wissenschaftlich geführte Nachweis, dass Brotscheiben immer auf die gebutterte Seite fallen, eine Meisterleistung an Zeitverschwendung, der auch die diesjährigen Preisträger akribisch nacheiferten. So erforschte eine multinationale Gelehrtengruppe die Pizzavorlieben einer Eidechsenart, in Japan färbte man Kühe in Zebrastreifen, um Fliegen in die Irre zu führen, in den USA untersuchte man die Geschwindigkeit, in der Fingernägel wachsen, und aus Deutschland kam die Erkenntnis, dass Alkoholkonsum das Sprechen von Fremdsprachen erleichtern kann.

Auch hinter dem Ig-Nobel-Spaß steckt ein ernstes Anliegen: Man wolle darauf hinweisen, dass auch scheinbar nutzlose Forschung einen überraschenden Nutzen abwerfen kann; die Satire ist also ein Plädoyer für die Wissenschaftsfreiheit. Als Paradebeispiel für die Ig-Nobel-These gilt die Erkenntnis, dass man Moskitos mit stinkendem Käse von menschlichen Füßen ablenken kann. Sie wird angeblich bereits erfolgreich in der Malaria-Bekämpfung angewandt.

Allerdings könnte auch der Ig-Nobelpreis ein Opfer des eigenen Erfolgs werden, nämlich, wenn die unnütze Wissenschaft den Gelehrten nicht mehr aus Versehen passiert, sondern diese gezielt darauf hinarbeiten. Mancher geht wohl lieber mit einem Trostpreis heim, als am Ende eines langen Forscherlebens mit leeren Händen dazustehen. Dabei entwickelt sich der schönste Unernst doch aus bierernster Fachidiotie – und deren natürlicher Feind ist Selbsterkenntnis.