In der Kölner Philharmonie fand am vergangenen Mittwoch ein weihnachtliches, aber unfrohes Konzert statt.
Kölner PhilharmonieVorweihnachtskonzert jenseits des guten Geschmacks

Der britische Dirigent Christopher Ward ist Generalmusikdirektor der Stadt Aachen. (Archivbild)
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Mitsingen beim Vorweihnachtskonzert in der Kölner Philharmonie? Ein „Richtig oder falsch“, „Gut oder schlecht“ im Sinne einer grundsätzlichen Entscheidung dürfte es hier so schnell nicht geben, in dieser Causa gehen naturgemäß die Geschmäcker, über die bekanntlich nicht zu streiten ist, weit auseinander.
Das Problem spitzt sich freilich dann zu, wenn der Dirigent – in diesem Fall Michael Reif als Leiter des Europäischen Kammerchores im aktuellen Kontrapunkt-Konzert – das Publikum nicht nur einfach beliebte Weihnachtslieder anstimmen lässt, sondern auch noch eine veritable Gesangsstunde verordnet. Da mussten die Anwesenden eine vokale Fanfare einüben und, bei „Alle Jahre wieder“, auf selbstgewählten Tönen der Melodie „hängen bleiben“, auf dass sich im Ergebnis ein diffus-stimmungsvolles Cluster-Rauschen einstellte. Chöre machen so etwas bei Intonationsübungen gerne, in diesem Fall war es eher fehl am Platz.
Über diesem Konzert stand ein Unstern
Überhaupt hing über diesem Konzert weniger der Stern von Bethlehem als vielmehr ein Unstern, den allein die Dramaturgie heraufbeschwor. Christopher Ward dirigierte in zwei Segmenten das Sinfonieorchester Aachen mit weihnachtsnaher russischer Musik – darunter Suiten aus den Tschaikowsky-Balletten „Schwanensee“ und „Nussknacker“.
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Ihm folgte jeweils vor und nach der Pause eben der Europäische Kammerchor unter Reif mit Auszügen aus den Bach-Kantaten „Nun komm der Heiden Heiland“ und „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (hier durften die Aachener abgespeckt begleiten) sowie A-Cappella-Chorsätzen von Hammerschmidt, Praetorius und Stanford.
Respektable Leistung der Musiker hilft nicht
Auf die Idee nun, Tschaikowsky und einen „ Best of“-Bach an einem Abend unter einen Hut zu zwingen, muss man erst mal kommen. Sicher ist der Mantel des Weihnachtsfestes weit genug, um (auch im Kunstbereich) Heterogenes gnadenvoll zu umschließen. Aber irgendwo wird der Geschmacksrahmen dann halt doch definitiv gesprengt – es kommt ja wohl so schnell auch niemand auf die Idee, eine Weihnachtsgans mit Marzipan zu füllen.
Auch die weithin respektable Leistung der Musiker – Ward ließ gerade bei Tschaikowsky gestenreich und szenisch eindringlich musizieren, und der Kammerchor entfaltete viel stimmlichen Schönklang und kontrapunktische Beweglichkeit – vermochte den grundständigen Fehler nicht zu beheben.

