Kölner AusstellungEin pelziges Wohlfühlprogramm fürs Auge

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Paul Schöpfer

Köln – Seit Monaten und Jahren zeigt das Kölner Museum für Angewandte Kunst dem Publikum ein unschönes Gesicht. Zunächst mussten die maroden Fenster des denkmalgeschützten Baus aufwendig saniert werden, und als sich das Dauerbaustellenkleid allmählich zu lichten begann, setzte man dem Museum eine Wand aus Stahlcontainern vor die Eingangstür. Im Inneren bleibt der traurige Eindruck erhalten: Der Museumsshop ist einer improvisierten Garderobe gewichen, die Gastronomie bleibt so verwaist wie der freundliche Innenhof und der Lesesaal der Kunst- und Museumsbibliothek ist bis auf Weiteres geschlossen.

Susanna Taras soll das Treppenhaus des Museums zum Blühen bringen

Aktuell ist keine Besserung in Sicht, eher das Gegenteil. Das von Rudolf Schwarz entworfene Gebäude muss grundlegend saniert werden, zu welchem Preis und in welchem Zeitraum wird derzeit geprüft. Die Räume der historischen Sammlung sind bereits geschlossen, und seit die Sonderausstellung zur Kölner Fotoagentur laif abgebaut wurde, steht das MAKK bis auf die Abteilung „Kunst und Design im Dialog“ mehr oder weniger leer. Da ist jede Aufheiterung willkommen.

Seit dieser Woche zeigt das MAKK im weit geschwungenen Treppenhaus die aus Wolle geknüpften Blumenbilder der Künstlerin Susanna Taras. Die sind bunt und von einem Riesenwuchs, der die Wände ausfüllt. Allerdings wirkt es doch etwas hoch gegriffen, wenn das Museum einen „neuen Zugang zu Schönheit und Einzigartigkeit der Natur“ ankündigt.

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Taras sagt, sie male mit Wolle, weil sie die Fäden vorab einfärbt und dann zu einem Teppich verwebt. Malerisch ist das Ergebnis eher banal, ein pelziges Wohlfühlprogramm fürs Auge, das eher an Illustrationen in alten Botanikfibeln erinnert als an moderne Sensibilität. Man könnte auch an getrocknete und zwischen Buchdeckeln plattgedrückte Blumen denken, nur eben auf vier mal drei Meter aufgeblasen und an die Wand gehängt. Allerdings ist groß nicht unbedingt schön.

Auch Warhols Blumenbilder liebäugelten mit dem Kitsch

Man kann durchaus verstehen, warum die Kölner Kuratorinnen das für museumswürdig erachtet haben. Andy Warhol liebäugelte auf seinen „Flower“-Bildern ebenfalls mit dem monumentalen Kitsch, und an der Rehabilitierung der Textilkunst wird schon seit längerem erfolgreich gearbeitet – zuletzt sorgte in Baden-Baden sogar ein gehäkeltes Korallenriff für eine kleine museale Sensation. Aber im Vergleich dazu und zur Wirkkunst klassischer Teppiche erscheinen Taras Blumen blass und flach, zumal sie in Köln etwas lieblos präsentiert werden. Sie kleben wie ausgeschnitten an den weißen Wänden. Die Furcht vor der Museumsleere können sie jedenfalls nicht vertreiben.

Alles in allem wirkt die Blumenschau wie eine Notlösung, um die dunkle Jahreszeit zu überbrücken, bis im Februar die nächste größere Sonderausstellung ansteht. Praktisch ist sie ja durchaus, schon in konservatorischer Hinsicht – ins Treppenhaus hängt man eben eher robuste Wolle als empfindliches Papier. Das Berühren der Kunst ist trotzdem verboten.

„Susanna Taras. Blumen, Flowers, Fleurs“, Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule, Köln, Di.-So. Di.-So. 10-18 Uhr, bis 26. März 2023. Der Eintritt ist frei.

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