Kölner Meisterkonzerte 2021/22Durchstarten nach der Pandemie

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Berlioz in gähnender Leere: Das Gürzenich-Orchester unter Sylvain Cambreling beim Dienstag-Abokonzert in der Kölner Philharmonie

Berlioz in gähnender Leere: Das Gürzenich-Orchester unter Sylvain Cambreling beim Dienstag-Abokonzert in der Kölner Philharmonie

Köln – „Ich bin Berufsoptimist“, gibt Burkhard Glashoff im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu Protokoll. Tatsächlich glaubt der (in Hamburg ansässige) Geschäftsführer der Westdeutschen Konzertdirektion (WDK), die in der Kölner Philharmonie die so renommierten wie altehrwürdigen „Meisterkonzerte“ veranstaltet, fest an die Wiederkehr des gewohnten Betriebs nach der Sommerpause. Konzerte für den Rest der laufenden Saison hat man sich abgeschminkt, aber angesichts der aktuellen Entwicklung an der Corona-Front scheint die Zuversicht nicht unbegründet, dass man im Herbst durchstarten kann.

Zusätzlich beflügelt wird sie durch den späten Beginn der Meisterkonzerte. Das erste ist am 27. Oktober – die Geigerin Hilary Hahn spielt mit dem Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai das Sibelius-Konzert (hinzu kommen die „Bilder einer Ausstellung“). Dann geht es Schlag auf Schlag: Am 3. November kommt der Geiger Joshua Bell mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter Alan Gilbert, am 4. November Anne-Sophie Mutter mit ihren „Virtuosi“ – auf dem Programm stehen Vivaldi („Vier Jahreszeiten“), Unsuk Chin und Mozart (Streichquintett KV 614).

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Weil eine Restunsicherheit bleibt, gehen die Ausweise für die angestammten Sitzplätze der Abonnenten („die uns“, so Glashoff, „erfreulich die Treue gehalten haben“), erst Mitte Juni heraus. Es hängen auch noch ein paar Programmdetails. Sollte es wider Erwarten im Oktober doch noch Einschränkungen bei der Zuhörerzahl geben, kommen als Erste die Abonnenten zum Zuge, die Käufer von Einzelkarten haben tendenziell das Nachsehen.

Glashoff macht keinen Hehl daraus, das das vergangene Jahr auch für die WDK hart war. Als größtes Problem kritisiert er die Planungsunsicherheit: „Da wurde innerhalb weniger Tage entschieden, ob ein Konzert stattfinden konnte – das hat man anderswo in Europa besser gehandhabt.“

„Willkürlich und mit wenig Sachverstand“

Als „willkürlich und mit wenig Sachverstand gezogen“ empfindet er auch die Obergrenzen bei der Besucherzahl. Finanziell waren naheliegend gerade die Konzerte mit wenigen Zuhörern ein Schlag ins Kontor – weil die Gagen für die Künstler trotzdem gezahlt werden mussten. Zum Glück seien viele der Auftretenden der Direktion entgegengekommen. Von den „großspurig angekündigten staatlichen Hilfen“ hingegen habe man „zu spät etwas und zu wenig gesehen“.

Soll im Herbst alles wieder wie vor der Krise sein? Was den Programmumfang, die Preisgestaltung, die Abonnentenbetreuung und – selbstredend – die Qualität des Angebots anbelangt: ja. Indes gibt es leichte Veränderungen in der Programmation. Stärker als früher soll im Zyklus C die große Solistenpersönlichkeit im Vordergrund stehen: Sabine Meyer kommt mit dem Alliage Quintett, Víkingur Ólafsson mit der Camerata Salzburg, Emmanuel Tjeknavorian und Kian Soltani kommen mit den St. Petersburger Philharmonikern, Julia Fischer mit der Academy of St. Martin in the Fields.

Schwerpunkt mit Londoner Spitzenorchestern

Ein gewisser Schwerpunkt liegt in der kommenden Saison auf den Auftritten von Londoner Spitzenorchestern: neben der Academy dem Royal Philharmonic (mit Anne-Sophie Mutter) und dem London Philharmonic (mit Jan Lisiecki). Mutter nimmt mit ihren zwei Auftritten eine kleine Residency wahr.

Auch sonst ist kein Mangel an großen Namen: Das Russische Nationalorchester spielt unter Mikhail Pletnev, das italienische Barockensemble Il Pomo d’Oro kommt mit dem Mandolinenvirtuosen Avi Avital, das Orchestre de Paris mit Igor Levit. Aus dem deutschsprachigen Raum sind angesagt: das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes; die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim; die Kammerakademie Potsdam mit den Solisten Emmanuel Pahud (Flöte) und Albrecht Mayer (Oboe); das Bruckner Orchester Linz mit dem Schlagzeuger Martin Grubinger (er spielt Avner Dormans Konzert „Frozen in Time“, es folgt Bruckners vierte Sinfonie); die Bamberger Symphoniker, die die Pianistin Hélène Grimaud begleiten.

Neues Magazin

Es wird, wie Glashoff versichert, von zwei Projekten abgesehen, in 2021/22 kein Rückstau aufgelöst: „Wir machen wirklich einen Schnitt, fangen von vorne an.“ Begleitet wird der Aufbruch durch ein neues Meisterkonzerte-Magazin mit Künstlerinterviews und Infos, das erstmals im Juni in Print- und Online-Form vertrieben wird.

www.wdk-koeln.de

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