Der französische Harfenist Xavier de Maistre begeisterte bei seinem Kölner Konzert spätestens mit der Zugabe.
Kölner PhilharmonieVirtuoser Taumel an der vorweihnachtlichen Harfe

Xavier de Maistre war in der Kölner Philharmonie zu Gast.
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Harfe zu Weihnachten - wer denkt da nicht sofort an jubilierende Rauschgoldengel? Mit solchen Assoziationen muss Xavier de Maistre wohl leben, wenn er in diesen Tagen auf Tournee geht. Ein Problem dürfte das für ihn nicht sein: Der Franzose ist seit mehr als zwei Jahrzehnten der unangefochtene Weltmeister seines Instruments; keiner hat es so gründlich und nachhaltig von seinem seraphisch-klangwolkigen Image befreit.
Wie konturenscharf und rhythmisch zugespitzt sich auf der Harfe spielen lässt, das demonstrierte Xavier de Maistre im philharmonischen Meisterkonzert gemeinsam mit den Festival Strings Lucerne an einem der berühmtesten Werke des Repertoires, dem Harfenkonzert B-Dur von Georg Friedrich Händel. Das wurde vom Komponisten später für die Orgel bearbeitet - was Xavier de Maistre wiederum als legitime Anregung nahm, seinerseits ein weiteres Orgelkonzert von Händel (F-Dur, HWV 293) für die Harfe adaptieren zu lassen.
Beiläufiger Charme, ungezwungene Lässigkeit
In diesem Stück, das saisongerecht mit einem melancholisch umflorten Weihnachts-Siciliano aufwartet, wirkte er eine Spur weniger souverän - vielleicht lag es an der Bearbeitung, vielleicht hat er sich da noch nicht genug Routine erspielt. Deutlich höher in der Gunst des Publikums stand unüberhörbar das Harfenkonzert C-Dur von François-Adrien Boieldieu, das Xavier de Maistre mit leichtgängiger Brillanz und erstaunlich klarer, dichter Melodieführung präsentierte.
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Den Vogel schoss der Musiker von der Côte d'Azur indes mit der Zugabe ab, einer zum virtuosen Taumel gesteigerten Paraphase über den „Carnaval de Venise“ aus der Feder des belgischen Harfenisten Félix Godefroid. Noch stärker als die spieltechnische Bravour wirkte hier der beiläufige Charme, die ungezwungene Lässigkeit, mit der de Maistre die irrwitzigen Kapriolen aus den Ärmeln seines scharf taillierten Designerhemdes schüttelte - so etwas können eben nur die Franzosen.
Die Festival Strings Lucerne hatten sich in der ersten Konzerthälfte darauf beschränkt, die Beiträge des Star-Solisten mit stimmungsvollen Miniaturen zu umgeben - darunter eine anspringend lebendige Version von Händels „Einzug der Königin von Saba“. Ein ausgesprochen vitaler Puls herrschte auch im großen Schlussstück, der Serenade C-Dur von Peter Tschaikowsky. Hier legte es der Konzertmeister Daniel Dodds mehr auf Energie als auf Masse an, was die klassizistischen Bestandteile des Stückes sinnig hervorhob. Auch ohne dirigentische Führung gelang den zwei Dutzend Streichern eine sehr flexible, atmende Lesart, für die es im Saal schon zwischen den Sätzen viel Anerkennung gab. Die Zugabe, eine Bearbeitung von Schumanns Abendlied op. 85/12, ließ das Konzert seidig-besinnlich ausklingen; allerdings hätte das Orchester vorher noch einmal kurz durchstimmen dürfen.

