Kölner Theatergruppe Futur 3Reise ins Land der Träume

Ein Alptraum in Nachtblau
Copyright: Futur 3
Köln – Auf eine Reise ins Land der Träume lädt die Kölner Theatergruppe Futur 3 den Zuschauer ein. Zu diesem Zweck hat sich der Saal der Orangerie in eine dunkle Blackbox verwandelt, in dem das Publikum als Augen- und Ohrenzeuge die Traumprotokolle der Künstler verfolgen kann.
In Nachtgewändern, der Arbeitskleidung der Träumenden, lässt Regisseur André Erlen das Trio Irene Eichenberger, Stefan H. Kraft und Regina Welz als Protokollanten, Performer und Expeditionsführer vor einem pechschwarzen Vorhang vor das Publikum treten. Mit sanftem Flüsterton wird der Zuschauer auf einen Zustand eingestimmt, in dem es gilt, den Schatz jenseits des Wachzustandes zu heben, den der Mensch im Schlaf ansammelt. Die Dramaturgie für diese Transzendenz der Träume auf der Theaterbühne folgt zum einem den nächtlichen Schlaf- und Traumphasen, vom langsamen Wegdämmern über die Tief-und Leichtschlafphase bis hin ins Reich der REM-Träume, wenn in den Phasen des paradoxen Schlafes, der Körper ruht und das Gehirn den Bilderstrom erzeugt, an den wir uns im Wachzustand besonders gut erinnern können. Gleichzeitig gliedern die Protokollanten ihre Traumberichte in der Chronologie eines halben Jahres, innerhalb dessen die gut 200 Traumprotokolle entstanden sind.
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Nach erfolgter Einführung, mit Verweisen auf die neurologischen und mythischen Aspekte, hebt sich der Vorhang und eine Theater- und Traumlandschaft öffnet sich vor dem Auge des Betrachters, in der sich jenseits von Logik und raumzeitlichen Kontexten die unterschiedlichsten Szenarien entfalten. Kopfhörer, die jeder Zuschauer trägt, sollen mit ihrem akustischen Soundteppich aus Traumberichten, Musik und Geräuschen mithelfen, den Zuschauer in einen immersiven Zustand zu versetzen, um ganz in das Bühnengeschehen einzutauchen.
Formal lässt der traumschöne Abend mit seinem stimmungsvollen Bühnenbild, der Spielfreude der Akteure und den atmosphärischen Ausrufezeichen durch den Einsatz der (Live)-Musik denn auch kaum Wünsche übrig. Allein der Versuch, die persönlichen und kollektiven Traumszenarien auf eine auch inhaltlich relevante Ebene zu hieven, bleibt in Ansätzen stecken. Literarisch erscheinen einem die Traumtexte zu banal, während sich gleichzeitig beim Zuschauen und Zuhören der Eindruck aufdrängt, dass hier die Träume sehr wohl nach bestimmten Kriterien ausgewählt wurden, die das Experiment einer kollektiv entwickelten Traumsammlung zumindest verwässern. Allzu brav und auf visuelle Umsetzbarkeit abgestimmt, werden hier bestimmte Themen wie Ohnmachts- oder Allmachtsfantasien durchdekliniert. Verstörendes, Ausflüge in die Sexualität oder Gewaltfantasien sind in diesen Traumprotokollen kaum zu finden.
Gegen den kollektiven Traum einer besseren Welt als utopische Vision ist nichts einzuwenden. Allerdings ist die Partitur dieser Traumstimmen einfach zu schön, um wahr zu sein. Termine: 4. bis 7. 12., 20 Uhr,
8. 12. 18 Uhr