Kommentar zu Heiko Maas' "Marshallplan"Bitte keine Retourkutschen!

Außenminister Heiko Maas
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Köln – Unter linksliberalen Europäern ist die Neigung verbreitet, Donald Trump kurzerhand als Faschisten zu etikettieren. Vorderhand – und zumal wenn man sich das Verhalten vieler seiner Anhänger wie etwa beim Kapitolssturm ansieht – scheint es plausibel, bei näherem Hinsehen ist es das nicht.
Hitlers Agenda: Lebensraumkrieg und Judenvernichtung
Ein Beispiel: Hitler hatte eine Agenda – den Lebensraumkrieg und die Auslöschung der Juden –, Trump hat keine. Es sei denn, man deklarierte Machterhalt um seiner selbst willen als eine solche. Wenn Trumps Zeit – hoffentlich – in der kommenden Woche zu Ende geht, wird man klarer sehen. Und bilanzieren, dass der Mann mit den gelben Haaren die US-Demokratie gegen die Wand gedrückt hat, bis es quietschte. Aber Faschismus inklusive Krieg und Auschwitz?
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Besagten Europäern sei also empfohlen, die Kirche im Dorf und auch hämische Retourkutschen zu unterlassen. Der Vorwurf, eine solche Kutschenfahrt zumindest verdeckt zu betreiben, ist leider auch dem sonst ungemein seriösen deutschen Außenminister Heiko Maas zu machen, wenn er den USA vorschlägt, gemeinsam einen „Marshallplan für die Demokratie“ ins Werk zu setzen. Mit dem Marshallplan halfen die USA nach 1945 dem in der Tat vom Faschismus zerstörten Westeuropa und seinen wiederbegründeten demokratischen Lebensformen auf die Beine.
Gönnerhafte Besserwisserei
Maas’ Offerte atmet somit eine Großherzigkeit, die gönnerhafter Besserwisserei sehr ähnlich sieht: Damals brauchten wir euch, jetzt, ätsch, braucht ihr uns. Wer zur neuen Biden-Administration ein gutes Verhältnis aufbauen will, sollte auf solche Gesten verzichten.