Kommentar zu Stefan Raabs ESC-PlänenHoffentlich kein Aprilscherz

Stefan Raab
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Köln – Im Rotterdamer Veranstaltungszentrum Ahoy, dort, wo am 16. Mai der European Song Contest (ESC) stattfinden sollte, stehen jetzt Container für eine Corona-Klink. Zunächst sollen dort 68 Patienten Platz finden, in höchster Not ließe sich die Zahl der Betten auch verzehnfachen, sagen die Betreiber. Allein wegen dieser Meldung liegt es nahe, in Stefan Raabs Ankündigung, am 16. Mai in Köln einen Ersatz-ESC ausrichten zu wollen, einen schlechten Aprilscherz zu vermuten.
Klingt wie falsches Pathos
Aber die Sache ist offenbar nicht nur ernst gemeint, sie soll, so ProSieben-Chef Daniel Rosemann, auch den europäischen Gedanken in schweren Zeiten mit Leben erfüllen. Stefan Raab dreht die Pathosschraube noch etwas weiter und spricht von der „Geburtsstunde eines neuen, freien europäischen Songwettbewerbs“. Ein Schelm, wer bei so viel falscher Feierlichkeit nicht unweigerlich an den alten European Song Contest denkt.
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Aber wagen wir das Gedankenexperiment und stellen uns in Ermangelung eines fertigen Free-ESC-Konzepts den großen Kölner Fernsehabend im Rahmen aktueller Auflagen vor: Es dürfte allenfalls ein Geisterkonzert geben, vielleicht mit Fanscharen als Hologramm und einem einsamen Raab auf leerer Bühne; die Musiker werden per Stream aus ihren Wohnzimmern zugeschaltet. Und worin bestünde die neue Freiheit? Möglicherweise dürfen bei Raab alle Europäer abstimmen, wer für Europa singen soll, und möglicherweise gibt es am Ende keinen Gewinner, sondern nur geteilte Freude über einen schönen Abend.
Bald weiß man mehr. Und wie der neue ESC auch immer aussieht: Alles wäre besser als ein Stefan Raab, der sich lediglich die Freiheit für einen schlechten Scherz herausgenommen hat.