Kommentar zum „Art Review“-RankingBlack Lives Matter auf Platz 1 – aber warum?

Proteste im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung
Copyright: picture alliance/dpa/ZUMA Wire
Köln – Unter den vielen Ranglisten der Kunstwelt zeichnet sich diejenige der Zeitschrift „Art Review“ durch ihren durchweg unsentimentalen Zuschnitt, man könnte auch sagen: durch ihre Abgebrühtheit aus. Beim „Power 100 Ranking“ geht es nicht um die besten Künstler, sondern um die mächtigsten Akteure des Kunstbetriebs, weshalb sich Galeristen, Sammler und Museumsdirektoren dort in aller Regel die vorderen Plätze teilen. In diesen Kreisen entscheidet sich letztlich, wer groß rauskommt und Karriere macht.
In diesem Jahr ist jedoch vieles anders. Auf Platz eins der „Art Review“-Rangliste steht die „Black Lives Matter“-Bewegung, auf Platz vier die #MeToo-Kampagne, und allein in den Top Ten finden sich fünf Akademiker, die unsere aktuellen Diskussionen um die Benachteiligung von Frauen und die Folgen des Kolonialismus maßgeblich mitbestimmen. Als einziger Vertreter der klassischen, weil männlich und weißen Machtelite steht mit Glenn D. Lowry der Direktor des Museum of Modern Art einsam auf dem sechsten Rang.
Zu schön, um wahr zu sein
Demnach stünden Gewinner und Verlierer des Jahres 2020 fest: Verloren hätte das große Geld, gewonnen der politische Aktivismus, statt kleiner Eliten bestimmten Massenbewegungen die Geschicke der Kunst. Das klingt allerdings beinahe zu schön, um wahr zu sein – vielleicht sind die „Art Review“-Juroren doch sentimentaler als gedacht?
Das könnte Sie auch interessieren:
Denkbar wäre auch ein anderer Grund, warum die alten Machthaber nicht wie gewohnt zum Zuge kamen: die Corona-Pandemie. Ohne Ausstellungen und Messen fehlt ihnen die Bühne, ihren Einfluss zu entfalten.