„Mit 70 schreibe ich immer noch“Kölner Influencerin Hublé leidet unter Corona-Krise

Rike Hublé am Aachener Weiher
Copyright: Alexander Roll
Köln – Der Blog ist tot? Das wird zwar oft behauptet, aber hartnäckige Blogger und Bloggerinnen beweisen, dass dieses Format noch immer seine Qualitäten hat – und seine Fans. Trotz des Siegeszuges von Social-Media-Fastfood wie Instagram und TikTok.
Rike Hublé ist so eine überzeugte Bloggerin. Seit 2014 schreibt sie unter dem Namen „Bloggermaman“ über Lifestyle, Essen, Reisen (am liebsten nach Paris), Mode und Wohnen. Aber auch über ihren nicht ganz geradlinigen Lebensweg mit Trennungen, Jobwechseln und Noch-mal-Mutter-Werden mit 46.
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„Es gibt ja ganz viele Influencer, die nur auf Instagram sind. Aber was ist, wenn diese App mal weg ist? Was ist, wenn diese App ihre Richtlinien ändert? Da wäre ich ganz vorsichtig, und deswegen bin ich im Herzen eine Bloggerin, auch wenn alle immer sagen, der Blog ist tot.“
Natürlich hat die 57-Jährige auch einen Instagram-Account, auf dem ihr 22 000 folgen. Aber ganz davon abhängig machen will sie sich auf keinen Fall. Obwohl bloggen viel mehr Arbeit macht als ein paar schnelle Zeilen auf Instagram: „Der Blog ist etwas, was mir gehört. Den habe ich selbst gehostet, da kann mir keiner von oben etwas vorschreiben.“
Ihre langjährigen Blog-Leser und -Leserinnen sind „eine eingeschworene Gemeinschaft“, sagt sie. Selbst wenn – wie vor ein paar Wochen – länger mal Sendepause ist. „Ich habe eine sehr stabile Leserschaft, die verstehen das auch, wenn ich einfach mal zwei, drei Monate nichts poste“. Weil das Leben gerade zu stressig ist, oder weil es wegen der Corona-Pandemie einfach nichts Interessantes zu posten gibt.
„Ich leide sehr unter der Corona-Flaute“, seufzt Rike Hublé. Vor der Pandemie hat sie oft zweimal in der Woche Gäste zum Essen in ihrer Wohnung in Köln-Lindenthal, den Abend konnten sie über eine App buchen. Auch die Reisen in ihre zweite Heimat Paris fallen flach. Und sonst? „Was für einen Content soll man denn zeigen: dass es furchtbar anstrengend ist, zu arbeiten und die Kinder zu Hause zu haben im Home-Schooling? Das ist ja irgendwann auch durch.“
Zurückgemeldet hat sie sich mit einem sensiblen Thema: einer Operation zur Brust-Straffung. Von der Entscheidung bis hin zur OP und zur Nachsorge lässt sie ihre Leser und Leserinnen daran teilhaben. Was sie selbst betrifft, sei sie sehr offen, sagt Rike Hublé (auch wenn sie bei diesem Thema lange überlegt hat, ob sie es öffentlich machen soll, wie sie auf ihrem Blog schreibt).
Anders ist das definitiv, wenn es um Bilder ihrer eigenen Kinder geht oder um Details aus deren Leben. Ohnehin sei sie überhaupt keine typische Mama-Bloggerin, auch wenn der Name das nahe legt. „Wenn ich trotzdem mal ein Bild zeige, wird das immer von den Kindern abgenommen“.
"Ein Kind hat ein Recht auf sein eigenes Bild"
Kritisch sieht sie die vielen Influencerinnen, die ihre Kinder im Internet präsentieren – inklusive Geburtsbericht und in allen Situationen ihres Lebens. „Ich finde, ein Kind hat ein Recht auf sein eigenes Bild.“
Besonders begeistert seien ihre drei Kinder (28,16 und 10 Jahre) ohnehin nicht davon, eine Influencer-Mutter zu haben, erzählt sie. „Oft bekomme ich Fernsehangebote, wo sie sagen: »Nee, Du machst jetzt gar nichts, Mama, und hier kommt auch keiner mehr rein«.“
Rike Hublé lehnt dann auch Anfragen ab. Schließlich haben ihre Kinder auch schon die Schattenseiten ihres Influencer-Jobs miterlebt, Hass-Kommentare zum Beispiel. Natürlich gehe ihr so etwas nahe, sagt sie. Aber sie ist lange genug dabei, um sich nicht mehr einschüchtern zu lassen: „Du wirst es nie allen recht machen. Es gibt ja auch viele, die nicht verstehen, dass das zeitlich wirklich ein Job ist – obwohl das so aussieht, als würde man mal eben drei Bildchen knipsen.“
Zur Serie #Einflussreich
Wir sehen und hören sie jeden Tag: Auf Instagram, Twitter oder Youtube. Aber wer sind die Menschen hinter den Accounts, denen Zehntausende folgen? Warum posten sie Bikinifotos oder sprechen in Podcasts über intimste Details? Was treibt sie an, wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?Das alles wollen wir in unserer Serie „Einflussreich“ herausfinden. Und dabei spannende Menschen kennenlernen.
Auch als sie sich mit 46 für ein weiteres Kind entschied, musste sie viel Kritik ertragen. Für sie erst Recht eine Motivation, weiterzumachen: „Ich möchte die Frauen darin bestärken, sich eben nicht den gesellschaftlichen Erwartungen zu beugen – sei es privat oder im Job.“ Und deswegen findet sie auch, dass man für Social Media nie zu alt ist: „Mit 70 schreibe ich immer noch.“