KommentarWarum Christian Drosten mit seinem Comedy-Auftritt Galgenhumor beweist

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Querdenker-Demo in Stuttgart 2020 

Berlin – Dass Christian Drosten Humor hat, war schon bekannt, bevor er sich in Sarah Bosettis vorauseilendem Jahresrückblick auf 2022 als Erfinder der Corona-Pandemie outete. Er habe einfach mal einen erfolgreichen Podcast machen wollen, bekennt der Virologe im Video gegenüber der ZDF-Moderatorin.

Die macht sich indes einen Spaß daraus, seinen Namen mehrmals zu verhunzen, eigentlich habe sie längst vergessen, was dieser Christof Dorsten genau gemacht habe: „Waren sie nicht mal bei der »Bild«?“

Mit dem Ende der Pandemie möglichst schnell dem Vergessen anheim zu fallen, das könnte durchaus ein geheimer Wunsch des Virologen sein. Einer, der Christian Drosten spätestens umtrieb, nachdem die „Bild“-Zeitung im Mai 2020 eine verleumderische Kampagne gegen ihn gefahren hatte, die ihr später eine Rüge des Presserates einbrachte.

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Und Drosten wird längst nicht der einzige Corona-Experte sein, der inzwischen eher aus Pflichtgefühl denn aus Zeigelust das Licht der Öffentlichkeit sucht.  

Tägliche Mordaufrufe

Nach einer Recherche von „tagesschau.de“ hat die Zahl der Mordaufrufe gegen Politikerinnen und Politiker, Wissenschaftlerinnen, Ärzte, Polizisten, oder Journalisten auf dem russischen Messenger-Kanal Telegram sprunghaft zugenommen, seit offen über eine Impfpflicht debattiert wird.

Mehr als 250 Tötungsaufrufe habe man seit November in Telegram-Chats gefunden. Täglich fordern Querdenker – oft genug unter ihrem Klarnamen – hier dazu auf, Impfbefürworter hinzurichten, abzuknallen oder aufzuhängen. Da aber viele Telegram-Chats nur mit einem Einladungslink betreten werden können, stelle die Zahl von 250 wohl nur die Spitze des Eisbergs dar.

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Wie man noch vernünftig mit Menschen reden soll, die Andersdenkende nur als Objekte ihrer Tötungsfantasien betrachten, geschweige denn diese von der Sinnhaftigkeit des Impfens überzeugen soll, bleibt ein Rätsel. Für selbstironischen Humor, wie ihn Christian Drosten im ZDF-Comedy-Format bewiesen hat, sind diese Rachsüchtigen ganz sicher nicht zu erreichen.

Bleiben Rechtsmittel: Wenn der Gesetzgeber Telegram nicht dazu bringen kann, bestimmte Chat-Gruppen zu sperren, muss er eben Druck auf Google und Apple ausüben, auf dass diese den Messenger aus ihren App-Stores entfernen, oder zumindest damit drohen.

Das löst selbstredend auf lange Sicht nicht das Problem, dass sich ein kleiner Teil der Bevölkerung im inneren Bürgerkrieg zu befinden scheint. Andererseits glaubt aber auch kein Richter, dass er das Verbrechen an sich ausrottet, wenn er eine einzelne Straftat ahndet.

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