NachrufDuane Eddy war der allererste Gitarrengott der Rockgeschichte

Lesezeit 3 Minuten
Duane Eddy im Oktober 2010 in der Royal Festival Hall in London

Duane Eddy im Oktober 2010 in der Royal Festival Hall in London

Duane Eddys Twang-Gitarre war so unverwechselbar wie Elvis Presleys Stimme. Jetzt ist der Rock'n'Roller mit 86 Jahren gestorben.

Sein größter Beitrag zur Rockgeschichte, sagte Duane Eddy, war nicht zu singen. Der Scherz verbirgt eine tiefere Wahrheit: Der Twang-Sound von Eddys Gitarre – scharf angerissen, vorzugsweise auf den Bass-Saiten gespielt und mit viel Hall unterlegt – war selbst eine Stimme, so unverwechselbar und aufrührend wie die von Elvis. Wenn auch nicht so modulationsfähig. Am 30. April ist der erste Gitarren-Gott des Rock’n’Rolls im Alter von 86 Jahren in Franklin, Tennessee an einer Krebserkrankung gestorben.

Als solchen lobte ihn John Fogerty von Creedence Clearwater Revival, einer von vielen prominenten Duane-Eddy-Fans. Fairerweise sollte man hinzusetzen, dass Eddy sich diesen inoffiziellen Titel mit Chuck Berry teilt. Und dass es dem Autodidakten weniger um die Virtuosität ging – da waren ihm Zeitgenossen wie Chet Atkins oder Link Wray voraus –, sondern um Unverwechselbarkeit. Aber dass Rockmusik und E-Gitarre heute wie Synonyme wirken, war vor allem Duane Eddys Verdienst.

Seinen Gitarrensound fand Duane Eddy in einem Wassertank spielend

Mitte der 1950er Jahre lernte der noch minderjährige Duane Eddy den jungen Radio-Discjockey Lee Hazlewood kennen, der später als Duett-Partner und Produzent von Nancy Sinatra („These Boots Are Made for Walking“) und Ann-Margret berühmt werden sollte. Gemeinsam produzierten die beiden Frischlinge die Single „Soda Fountain Girl“. Aber auf den Twang-Sound stießen sie erst zwei Jahre später mit „Movin' n' Groovin'“, als Eddy sich die Gretsch-Gitarre zugelegt hatte, die fortan sein Markenzeichen werden sollte.

Weil ihr Aufnahmestudio in Phoenix, Arizona keine Echokammer hatte, besorgte Hazlewood einen 7500 Liter fassenden Wassertank, in dem Eddy sein Solo spielte. Den Riff zum Auftakt hatte er sich bei Chuck Berrys „Brown Eyed Handsome Man“ ausgeborgt, später stahlen ihn die Beach Boys für „Surfin‘ USA“.

Viel erfolgreicher wurde jedoch das zweite Stück aus dem Wassertank: „Rebel-'Rouser“, 1958 auf Jamie Records erschienen, brachte es bis zum sechsten Platz der Billboard Hot 100, der erste Hit eines guten Dutzends in den USA, von „Because They’re Young“ bis zu seiner Version von Henry Mancinis Titelthema für die TV-Serie „Peter Gunn“. Duane Eddy war zudem einer der ersten Künstler, die auch im neuen Album-Format Erfolge feierten, „Have Twangy Guitar Will Travel“ heißt sein erstes aus dem Jahr 1958.

In Großbritannien landete Eddy sogar mit zehn seiner Instrumentals in den Top Ten. Die Leser des „New Musical Express“ wählten im Jahr 1960 zur weltweiten wichtigsten Musikpersönlichkeit, vor Elvis Presley. Da ließen die professionellen Bewunderer nicht lange auf sich warten: Man kann Eddys Einfluss in „Apache“ von The Shadows ebenso hören, wie in George Harrisons Lead-Gitarre für die Beatles, zum Beispiel in „I Want to Hold Your Hand“ oder in „Day Tripper“. Später verbeugten sich so unterschiedliche Künstler und Gitarristen wie Bruce Springsteen, Adrian Belew oder Mark Knopfler vor Eddys Saitenkünsten.

Die „britisch invasion“ beendete vorerst seine Chartkarriere und der gutaussehende Gitarrist versuchte sich als Schauspieler in Hollywood-Filmen und Westernserien. Ein großes Comeback gelang ihm erst 1986, dank einer neuen Generation von Neutönern. Die englischen Elektronik-Avantgardisten von Art of Noise collagierten das Pop-Äquivalent einer Musique concrète um Eddys alte Peter-Gunn-Version und in diesem Umfeld klang sein Twang noch einmal so aufsehenerregend wie 30 Jahre zuvor.

Im Jahr darauf veröffentlichte er ein hochgelobtes Comeback-Album, mit ein wenig Hilfe von Freunden wie Paul McCartney, George Harrison, Jeff Lynne und Ry Cooder. Und noch in den 1990ern erklang Eddy Gitarre in Filmen wie „Forrest Gump“ und „Natural Born Killers“, setzte Hans Zimmer ihn als Solisten für seinen Soundtrack zu „Broken Arrow“ ein. Er hatte gehört, dass Ennio Morricone gerne mit Duane Eddy aufgenommen hätte, sagte Zimmer in einem Interview: „Also holte ich mir den echten Duane Eddy.“

KStA abonnieren