Der Sender hatte die Jubiläumsshow zum 60-jährigen Bestehen als „unterhaltsamen Mix aus bekannten Showklassikern mit beliebten ZDF-Köpfen und Überraschungsgästen“ angekündigt. „Sechs Jahrzehnte Mitlachen, Mitfiebern, Mitsingen und Mitraten – vereint in einer großen Samstagabendshow“, sollte es geben. Zum besonderen Anlass wollte das Zweite eine große Gala am Samstagabend feiern, in Anknüpfung an große Formate der Vergangenheit.

Als Konzept hatten sich die Verantwortlichen des ZDF vorgenommen, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und mit Augenzwinkern auf die großen Erfolge der Vergangenheit zurückzublicken. Und so kündigte Martina Hill im Vorspann an, 60 Jahre seien so lange her, dass es damals nur „Dinosaurier und Mainzelmännchen“ gegeben habe. In dem Stil ging es dann weiter. Als besonderen Scherz hatte sich das ZDF mit dem Titel „Die Show der Shows“ an das RTL-Format DSDS („Deutschland such den Superstar“) mit Dieter Bohlen angelehnt.

Christoph Maria Herbst moderiert „Wetten dass.. ?“

Es folgte ein Rückblick auf das ZDF-Flaggschiff „Wetten dass.. ?“ über die Jahre mit spektakulären Wetten und Thomas Gottschalks haarsträubendsten Auftritten. Bis zum Schluss blieb geheim, wer die Sendung moderieren würde. Es war Christoph Maria Herbst, der mit blonder Gottschalk-Perücke und Witzen über die Notwendigkeit, die Sendezeit zu überziehen, das Programm eröffnete. Bei dem Blick zurück blieb es allerdings nicht, sondern es gab auch aktuelle Wetten.

„Fanta 4“-Mitglied Smudo musste ein hartgekochtes Ei mit einem Spielzeug-Bagger köpfen, Köchin Cornelia Poletto trat bei einem Nudel-Wettbewerb an. Die Rateteams bestanden aus Riccardo Simonetti und Giovanni Zarrella sowie aus Dunja Hayali und Oliver Welke. „Das sieht verdammt männlich aus“ kommentierte Herbst die Wette mit Smudo und dem Ei. Dann gab es die von „Wetten, dass.. ?“ bekannte obligatorische Runde der Eigenwerbung für den neuesten Film oder das neueste Buch. Herbst robbte parodistisch an Welke und Hayali heran, damit diese ihre Sendung vermarkten konnten. Insbesondere Welke war der ganze Auftritt sichtlich unangenehm, da sich ihm offensichtlich der Humor nicht erschloss. 

Schließlich erschien Thomas Gottschalk selber auf der Bühne und musste als Wettkandidat antreten. Der 72-Jährige sollte mit verbundenen Augen Mike Krügers Nase unter vielen anderen erkennen. Besonders lustig sollte sein, dass Gottschalk eine alberne Nasen-Brille trug. 

In ähnlichem Stil wurde die Show „Dalli Dalli“ mit Annette Frier und einem „Traumschiff“-Spiel verwurstet. Dann folgten „Der große Preis“ mit „Let's Dance“-Juror Joachim Llambi und die „ZDF Hitparade“. Hier betätigte sich Mike Krüger als Moderator anstelle von Dieter Thomas Heck, Howard Carpendale sang drei seiner Hits. Das Publikum schunkelte scheinbar begeistert. Als Letztes kam noch die Kindersendung „1, 2 oder 3“, die durch die ZDF-Zeitmaschine gedreht und von Jessica Schwarz moderiert wurde. Im großen Finale durfte dann „Howie“ nochmal ran.

Oliver Kalkofe zeigt sich erschüttert von „Die Show der Shows“ im ZDF

Das Echo auf die ZDF-Jubiläumssendung fiel eher negativ aus, wenn man von den zahlreichen Twitter-Kommentaren ausgeht. Viele fragten sich, was die Intention hinter der großen Show gewesen sein mochte. Insbesondere der Auftritt des Comedians Christoph Maria Herbst wurde kritisiert. Seine Gottschalk-Parodie wurde zwar auch als gelungen gewertet, allerdings tat sich das ZDF so keinen Gefallen, meinen viele. Er sei vor allem sarkastisch gewesen und habe wenig Liebe zum Original versprüht. 

ZDF-Nostalgiker fanden sich bei Annette Frier offenbar besser aufgehoben. Allerdings sei bei ihrem Auftritt auch Fremdscham aufgekommen, so ein User.

Die vernichtendste Kritik der ZDF-Show kam allerdings von einem Prominenten: Oliver Kalkofe äußerte sich bei Twitter ausführlich zum ZDF-Jubiläumsformat. Seine Empfindung: Man habe sich nicht für einen Ansatz entscheiden können. „Die Show der Shows“ sei weder eine Hommage noch eine Parodie gewesen, sondern ein kindisches „Aufbrühen alter Erfolge inklusive sämtlicher aller alten Fehler und Spießigkeiten“.

Man habe sich „selbst zerstört“ mit der eigenen Feier, so das harte Urteil Kalkofes. „Kein Mut, keine Liebe, keine Idee“, schreibt er. Er selber habe das ZDF im Laufe seiner Karriere oft kritisiert, aber eine solche Jubiläumsshow hätte er ihm niemals angetan, so der Satiriker und Schauspieler.

Oliver Kalkofe und Oliver Welke moderieren zusammen einen Podcast

Oliver Kalkofe verfolgt seit Jahrzehnten kritisch das deutsche Fernsehprogramm. 1994 wurde „Kalkofes Mattscheibe“ erstmals auf Premiere ausgestrahlt, zuvor lief die Sendung schon im Radio. Der 57-Jährige persiflierte und kommentierte darin das aktuelle TV-Programm.

Über das ZDF hatte Kalkofe noch wenige Tage zuvor in einem DWDL-Interview gesagt: „Damals war das ZDF der Crazy Shit für die jungen Leute!“ Der Sender sei das „ProSieben der 70er und frühen 80er Jahre“ gewesen. Es gebe inzwischen auch ein paar gute Ansätze, aber man müsse mutiger und innovativer sein. Die Jubiläumsshow dürfte Kalkofe in seiner Meinung mehr als bestätigt haben.

Kommentar zu „Nuhr im Zweiten“

Wenn Lachen wehtun soll

Ein Kommentar von

David Schmitz

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Besonders brisant: Kalkofe und „heute show“-Moderator Oliver Welke, der ja ein wichtiger Bestandteil der kritisierten Show war, haben einen gemeinsamen Podcast. Seit September 2022 gibt Kalkofe wöchentlich zusammen mit Welke „Kalk & Welk – Die fabelhaften Boomerboys“ heraus. Es geht darin um „Aktuelles aus Fernsehen, Politik, Kultur und Gesellschaft“ sowie die „Lieblingsthemen aus den 70er, 80er und 90er Jahren“.

Daher fragen sich einige Twitter-User auch, ob in der nächsten Ausgabe die denkwürdige ZDF-Sendung besprochen wird und wie Oliver Welke, eigentlich bekannt für seinen bissigen Humor, sich dazu verhalten wird.