Rassismus am Düsseldorfer SchauspielhausRon Iyamus Vorwürfe wiegen schwer

Ron Iyamu, Ensemblemitglied am Düsseldorfer Schauspielhaus
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Düsseldorf – Der Hannoveraner Schauspieler Ron Ighiwiyisi Iyamu, Sohn einer Deutschen und eines Nigerianers, gehört seit Juni 2019 dem Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses an. Am Donnerstag hat er im Rahmen einer WDR-Sendung zum Thema Rassismus über rassistische Vorfälle am Gustaf-Gründgens-Platz berichtet.
In einer ersten Reaktion auf die Vorwürfe gab Intendant Wilfried Schulz ein schwaches Bild ab, sprach von einem „Fehler“, einem „vollkommen unakzeptablen Vorgang“, fügte dann aber hinzu, dass er ja auch kein Meldesystem einführen möge. Als hätte das Benennen rassistischer Vorfälle etwas mit Denunziantentum gemein.
Derweil hat Ron Iyamu seine Diplomarbeit am Salzburger Mozarteum ins Netz gestellt, „einen Erfahrungsbericht über Rassismus in der deutschen Schauspielszene“. Darin schildert er Vorfälle der Art, dass ein Regisseur ihn während der Proben mehrmals mit dem N-Wort Anweisungen erteilt und sich, darauf angesprochen, mit den Worten verteidigt habe: „Ich habe das früher auch schon gemacht und warum sollte ich das ändern?“
Von Regie-Star als „Sklave“ angesprochen
Ein anderer Regie-Star habe gewitzelt, dass Iyamu jetzt noch schnell „sein Bananengetränk“ trinken müsse und ihn, weil er im Stück den schwarzen Ex-Sklaven und späterem Revolutionsführer Toussaint Louverture spielte, beharrlich als „Sklave“ angeredet. Von der so entstandenen Atmosphäre soll sich ein Schauspieler dazu ermächtigt gefühlt haben, Iyamu ein Cutter-Messer an den Schritt zu halten und seine Kollegen zu fragen: „Wann schneiden wir dem N-Wort eigentlich die Eier ab?“
So weit, so schäbig. Die Namen der inkriminierten Regisseure lassen sich aus dem Spielplan ablesen, es handelt sich um die erste Riege des deutschsprachigen Theaters.
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Nun ist das Düsseldorfer Schauspielhaus übers Wochenende noch einmal in sich gegangen und hat verkündet, einen „Code of Conduct“ einzuführen, in Zuge dessen es Ansprechpartner und -partnerinnen geben wird, an die sich Betroffene wenden können. Mit anderen Worten: ein Meldesystem.
Das ist auch dringend nötig, denn mit der Theater-Folklore vom rauen Ton, von der künstlerischen Diktatur, der man sich freiwillig unterwerfe, haben diese Vorfälle nichts zu tun. Dafür alles mit Rassismus. Der findet auch hinter den Kulissen der moralischen Anstalt statt, worüber man wohl nur als weißer Theatergänger schockiert sein kann. Gut, dass Ron Iyamu den Mut hatte, ihn öffentlich zu machen.