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Schauspiel Köln mit acht UraufführungenSo vielfältig wird die neue Spielzeit

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Schauspiel Köln

Thomas Jonigk (v.l.), Stefan Bachmann, Hanna Koller und Richard Siegal bei der Präsentation der neuen Spielzeit 

Strahlender Sonnenschein, Kinderlachen im Hintergrund. Die Stimmung im Carlsgarten vor dem Depot des Schauspiel Köln in Mülheim war heiter, als Intendant Stefan Bachmann am Mittwochvormittag das Programm der neuen Spielzeit vorstellte.

Und der Ort der Pressekonferenz war bewusst gewählt. Der wunderbar blühende Garten sei mehr als ein Aushängeschild des Schauspiel, so Bachmann: „Er ist ein Symbol dafür, dass wir hier Wurzeln geschlagen haben.“

In Mülheim Wurzeln geschlagen

Aus der Übergangsspielstätte ist Heimat geworden. Und die wollen Bachmann und seine Kolleginnen und Kollegen nicht aufgeben, auch wenn die Tage in Mülheim nun wohl doch endlich gezählt sind und er damit rechnet, 2024 ins große Haus am Offenbachplatz umzuziehen.

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Seine Botschaft ist dennoch eindeutig: „Wir arbeiten daran, dass dieses Depot und dieser Garten als Gesamtkulturereignis erhalten bleiben.“

Alle Premieren am Schauspiel Köln

Once I Lived With A Stranger, Ein Phantombild in 28 Tagen von Marie Scherf, Regie: Marie Scherf, 9.9. König Lear von William Shakespeare, Regie: Rafael Sanchez, 23.9. Der eingebildete Kranke von Molière, in einer Überschreibung von Barbara Sommer, Regie: Stefan Bachmann, 29.9. Love Me More, Ein CrossoverProjekt frei nach Oscar Wilde, Choreografie und Regie: Saar Magal, 15.10. Wenn wir einander ausreichend gequält haben von Martin Crimp, Regie: Thomas Jonigk, 28.10 Die Revolution lässt ihre Kinder verhungern von Futur 3, Leitung: André Erlen und Stefan Kraft, 12.11. Phaedra nach Rachine/Seneca, Regie: Ersan Mondtag, 25.11. Vor Sonnenaufgang von Ewald Palmetshofer, Regie: Moritz Sostmann, 2.12. Helges Leben Revisited 2022 von Sibylle Berg mit dem Import Export Kollektiv, Regie: Saliha Shagasi, 14.12. Exil von Nuran David Calis, Regie: Nuran David Calis, 14.1. Der Prozess von Frank Kafka, Regie: Pinar Karabulut, 27.1. Johann Holtrop von Rainald Goetz, Regie Stefan Bachmann, 25.2. Meta, Eine Leonce und Lena-Korrektur, Regie: 123 Ceremony, 3.3. Ballet of (Dis)Obedience von Richard Siegal, 24.3. Das große Heft/Der Beweis/Die große Lüge/Die Analphabetin, von Ágota Kristóf, Regie: Mina Salehpour, 31.3. Die Troerinnen nach Euripides, Regie: Lucia Bihler, 28.4. Hinter den Zimmern von Wilke Weermann, Regie: Roman Senkl, 5.5., Digitales Stadtprojekt Body Without Organs von Richard Siegal, 11.5. Britney X, VI. Edition des Festivals, Juni 2023, in der Stadt Eva and the Apple, Gesprächsreihe mit Eva von Redecker, ab November 2022

Es müsse Druck entstehen, diesen gelernten und geliebten Ort mit beiden Spielstätten dauerhaft zu erhalten. Es aufzugeben gleiche einer Bankrotterklärung der Kulturlandschaft in Köln. „Das Schicksal hat uns ein großes Geschenk gemacht in Form dieses Ortes.“

Es habe sich zwar niemand in Köln dagegen ausgesprochen, betonte er: „Das erfüllt mich aber noch nicht mit Optimismus. So wie ich die Stadt kennengelernt habe, heißt das noch gar nichts, da muss ein Beschluss kommen.“

Bachmann hat keine Angst vor dem Herbst

Auf die neue Spielzeit mit acht Uraufführungen blickt der Schweizer optimistisch, auch für den Herbst, in dem eine neue Corona-Welle droht. „Wir sind Weltmeister im schnellen Reagieren geworden.“ Die Bilanz der letzten Spielzeit sei durchwachsen, aber 73 Prozent Auslastung halte er vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen für ein gutes Ergebnis.

Erste Premiere der neuen Spielzeit wird „Once I Lived with a Stranger“ von Marie Schlef über eine Frau, die davon überzeugt ist, nicht allein in ihrer Wohnung zu sein, der aber niemand glaubt. Martin Reinke verabschiedet sich mit „König Lear“ aus dem Ensemble, dem er seit 1990 angehört, auch wenn Chefdramaturg Thomas Jonigk mit einem James-Bond-Zitat Hoffnung auf ein Wiedersehen machte: „Never Say Never“.

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Den Holodomor, die große Hungersnot in der Ukraine in den 1930er Jahren, thematisiert das Kölner Theaterkollektiv Futur 3 in „Die Revolution lässt ihre Kinder verhungern“. Die Lage in der Ukraine soll immer wieder Thema im Programm sein, so Jonigk. In einer Ukraine-Sonderveröffentlichung zur neuen Spielzeit sind Texte von sechs ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern in beiden Sprachen abgedruckt.

Adaption von Rainald Goetz' Roman „Johann Holtrop”

Stefan Bachmann war die Vorfreude auf die Uraufführung von „Johann Holtrop“ sichtlich anzumerken. Den Roman von Rainald Goetz über den Manager Thomas Middelhoff aus dem Jahr 2012 wollte der Intendant schon lange auf die Bühne bringen, doch Goetz sträubte sich. Nach der Premiere seines Stücks „Reich des Todes“ gab er Bachmann dann jedoch, wie dieser erzählte, endlich grünes Licht für eine Bühnenadaption („Das ist eine kleine Sensation“), die erneut in Kooperation mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus entsteht.

Tanz-Kuratorin Hanna Koller stellte neun Premieren im Schauspiel vor. Zum ersten Mal kommt der Tänzer und Choreograf Serge Aimé Coulibaly aus Burkina Faso mit seiner Kompanie nach Köln (13. und 14.9.). In „Wakatt“ ist das zentrale Thema die Furcht vor dem Fremden. Eric Gauthier lässt von seiner Kompanie „Gauthier Dance“ die sieben Todsünden auf sieben verschiedene Arten tanzen (6. bis 8.1.) Anne Teresa De Keersmaeker kehrt mit einem Solo nach Köln zurück (18. und 19.3.).

Richard Siegal möchte in Köln bleiben

Richard Siegal, künstlerischer Leiter des Ballet of Difference am Schauspiel Köln, betonte, wie wohl sich seine Tänzerinnen und Tänzer in Köln fühlen. Die Arbeit in der Stadt möchte er gerne „auf unbestimmte Zeit“ verlängern, wofür Bachmann Unterstützung versprach. Die Kompanie reist für drei Wochen nach Japan und studiert dort die Praxis des „Japanese Precision Walking“. Die Premiere des „Ballet of (Dis)Obidience“ findet am 24. 3. im Rahmen des Festivals Far East/Far-West statt.

Nach neun Jahren kehrt Anja Laïs ans Schauspiel Köln zurück. Erstmals zu sehen ist sie in Bachmanns Inszenierung von „Der eingebildete Kranke“. schauspiel.koeln

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