Schenkung für Museum LudwigNicht auszudenken, wenn das Schule macht

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Bernd und Hilla Bechers Aufnahme eines Stahlwerks in Lübeck (Ausschnitt) zeigt zwei Rohre mit Drehverschlüssen

Bernd und Hilla Bechers Aufnahme eines Stahlwerks in Lübeck (Ausschnitt)

Die Familie Bartenbach beschenkt das Kölner Museum Ludwig bereits zum zweiten Mal. Statt ihre gute Gabe an Bedingungen zu knüpfen, verbindet sie diese mit einer doppelten Hoffnung. 

Hin und wieder ist zu hören, Sammler würden sich zieren, ihre Werke einem Museum zu schenken, das auf den Namen Peter Ludwig hört. Allzu groß scheint ihnen die Wahrscheinlichkeit, dass ihre guten Gaben untergehen im Riesenreich des legendären Großsammlers, der sich weltweit in nicht weniger als elf Museen verewigte. Kurt Bartenbach hat sich mitsamt seiner Familie nicht von dieser Aussicht schrecken lassen und dem Kölner Museum Ludwig bereits im Jahr 2015 rund 200 Fotografien als ewige Leihgabe überlassen – darunter zahlreiche Arbeiten von Klassikern der dokumentarischen Fotografie.

2018 wurde das Geschenk öffentlich präsentiert, und Bartenbach versicherte, dass ihm wohl bei dem Gedanken sei. „Im Grunde spricht ja alles dagegen, seinen Besitz zu verschenken“, sagte er damals. „Aber in der Ausstellung habe ich die Sammlung erstmals als Ganzes gesehen - man weiß ja gar nicht, was man alles hat.“

Wir hoffen auf weitere Sammler, die Gleiches tun
Kurt Bartenbach

Jetzt folgt der Nachschlag, wie das Museum Ludwig am Dienstag mitteilte. Demnach schenkt die Familie Bartenbach dem Haus rund 40 Fotografien von Bernd und Hilla Becher, Alfred Ehrhardt, Walker Evans, Albrecht Fuchs, Hanne Garthe, Eckhard Korn, Albert Renger-Patzsch und Wolfgang Tillmans. Offenbar hat die Familie ihre erste Gabe nicht bereut, weshalb der „sehr glückliche“ Ludwig-Direktor Yilmaz Dziewior die zweite „auch als Ausdruck der fortgesetzten Wertschätzung der Aktivitäten des Museums Ludwig“ versteht.

Die vierköpfige Familie Bartenbach sitzt in einem Garten nebeneinander auf einer Bank.

Die Familie Bartenbach, aufgenommen von Albrecht Fuchs

Der Großteil der Schenkung besteht aus Bildern von Alfred Ehrhardt (1901-1984), dessen Werke in der Ludwig-Sammlung laut Auskunft des Museums bislang überhaupt nicht vertreten waren. Der Bauhaus-Absolvent arbeitete als Fotograf, Filmemacher und Maler und ist vornehmlich für seine Landschafts- und Industrieaufnahmen bekannt; das Ludwig erhält unter anderem Bilder aus seiner frühen Serie „Muscheln und Schnecken“, in denen Ehrhardt die Weichtiere mit Detailaufnahmen zu annähernd abstrakten Naturwundern stilisierte.

Ansonsten enthält die Schenkung schöne Einzelstücke von Walker Evans, Wolfgang Tillmans oder Bernd und Hilla Becher, von denen eine Detailaufnahme aus einem Lübecker Stahlwerk den Besitzer wechselt; von Albert Renger-Patzsch sind zwei Waldstücke dabei. Menschen zeigen die Bilder von Hanne Garthe (vertreten mit einem in Gedanken oder Tagträume versunkenen „Saarländischen Kind“) sowie Eckhard Korns Serie „Vierzehn“ mit herausgeputzten Konfirmationsschülern in ihren Jugendzimmern; auch sie scheinen noch nicht oder nicht mehr ganz da zu sein.

„Es ist schön, dass wir diese umfassende Fotosammlung des Museums Ludwig ergänzen und vielleicht auch bereichern können“, lässt sich Kurt Bartenbach zitieren. „Wir verbinden diese Schenkung mit der Hoffnung, dass die Stadt Köln den nahezu unermesslichen Wert ihrer Museen weiterhin pflegen und wertschätzen wird.“ Außerdem sähe es Bartenbach nicht ungern, sollte das Beispiel seiner Familie Schule machen: „Wir hoffen auf weitere Sammler, die Gleiches tun.“

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