So wird der neue „Tatort“ aus BremenAuf der Suche nach dem Teufel

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Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer)

Bremen – „Auf meiner Liste der Tatmotive ganz oben steht die Liebe, mächtiger als Hass oder Kränkung“, sagt Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) in die angespannte Eröffnungsatmosphäre des Bremer „Tatort: Liebeswut“ hinein.

Mit knalligem Rot und verschwimmenden Bildern wird durch die Kamera (Christian Huck) die Atmosphäre dieses Krimis schon von der ersten Sekunde an dick aufgetragen: ein Psychothriller mit allem Drum und Dran – Gewalt, Selbstmord, teuflischen Charakteren, misshandelten Kinder. Keine leichte Kost am Sonntagabend.

Eine Tote im Hochzeitskleid

Die Kommissarinnen Linda Selb (Luise Wolfram) und Liv Moormann werden zu einer ausgebrannten Wohnung gerufen. Eigentlich kein Fall für die Mordkommission. Doch hinter einer verbarrikadierten Tür verbirgt sich ein weiteres Zimmer der Wohnung, vom Brand unversehrt. Auf dem Bett liegt eine tote Frau im knallroten Hochzeitskleid: Kopfschusswunde, die Pistole liegt neben ihr im Bett.

Die Freude über den Fund der Leiche ist Linda Selb ins Gesicht geschrieben. Also doch ein neuer Fall! Denn anders als ihre Kollegin Moormann glaubt sie nicht an einen gewöhnlichen Selbstmord. Schließlich würden sich Frauen statistisch gesehen nicht erschießen. Und dann gibt es noch die zwei Töchter des Opfers, die nach der Schule verschwunden sind. Und, nicht zu vergessen, den großen Schriftzug an der Wand über dem Bett: „Der Teufel spricht zu ihnen durch die Wände. Er ist ganz nah. Er wird sie holen.“

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Klingt nach einer psychotischen Wahnvorstellung. Da die Kinder aber weder bei ihrem Vater, Thomas Kramer (Matthias Matschke), noch bei ihren Großeltern auftauchen, bleibt den Kommissarinnen nichts anderes übrig, als sich auf die Suche nach dem Teufel zu begeben. An Verdächtigen mangelt es nicht, aber an Zeit. Schließlich schwindet mit jeder Stunde, die vergeht, die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder lebend wieder gefunden werden.

Bei Liv Moormann werden Erinnerungen wach

Dieser Fall macht auch den Kommissarinnen zu schaffen, die in dieser Folge – aus welchem Grund auch immer – nicht von ihrem Kollegen Mads Andersen begleitet werden. Besonders Liv Moormann wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Das rote Tüll des Hochzeitskleides, aber vor allem der Nachbar des Opfers, Gernot Schaballa, versetzt die Kommissarin in alte Kindheitserinnerungen, die sie nicht zuordnen kann.

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Die Flashbacks geraten irgendwann so außer Kontrolle, dass sie nicht umher kann, sich ihrem Kindheitstrauma zu stellen. Je mehr die Erinnerungen an ihre Kindheit Form annehmen, desto mehr merkt Moormann, wer der eigentliche Teufel ihrer Kindheit war.

Aber auch Linda Selb hadert mit sich. Obwohl sie sich bemüht, Empathie zu zeigen, treibt sie es bei einem Verdächtigen mit ihrer kühlen und einschüchternden Art zu weit – mit schwerwiegenden Folgen.

Hochspannend - wenn auch nicht fehlerfrei

Anna Zohra Berrached setzt mit ihrer Regie voll auf Spannung, und das mit Erfolg. Vereint mit einem Drehbuch (Martina Mouchot), das die Verworrenheit der Liebe als Mordmotiv erzählen will, entsteht ein emotional mitreißender Krimi. Leider bleibt die Logik des eigentlichen Falls teilweise auf der Strecke, und einige Charaktere wirken in ihrer überzeichneten Form eher störend als effektvoll.

Trotzdem überzeugt der „Tatort: Liebeswut“ nicht nur mit der düsteren Atmosphäre, die den Zuschauer bis zum Ende in nervöser Spannung hält, sondern auch mit der Art und Weise, wie die Aufarbeitung von Kindheitstraumata dargestellt wird. So lernen die Zuschauer das junge Bremer Team auf intime Weise kennen.

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