So wird der „Tatort“Ist Gewalt vielleicht doch eine Lösung?

Torsten Falke (Wotan Wilke Möhring, l.) und sein Kollege Felix Wacker (Arash Marandi)
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„Gewalt ist eine Lösung.“ Ein Satz, der in diesen Zeiten schmerzt. Und der den neuen „Tatort: Tyrannenmord“ (20. März, 20.15 Uhr, ARD) mit Wotan Wilke Möhring, der übrigens schon lange vor Beginn des Krieges gegen die Ukraine gedreht wurde, doch gut einleitet.
Der Satz ist Teil eines Referats des Schülers August (Anselm Ferdinand Bresgott) im ländlich gelegenen Internat Rosenhag, wo reiche Unternehmer und Politiker ihre Kinder erziehen lassen, und das nur kurz darauf zum Schauplatz der Ermittlungen von Möhring als norddeutscher Kommissar Thorsten Falke wird. Denn ein Freund eben dieses Schülers ist verschwunden.
Falke genervt von Provinzjob
Das ist erst mal nichts, was einen Mordermittler beschäftigen sollte – denken sich nicht nur die Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer, sondern auch der schlecht gelaunte Falke. Doch das ändert nichts daran, dass er – und dann auch noch ohne seine geschätzte Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) – dort in die Provinz beordert wird. Er soll den 17-jährigen Juan Mendez (Riccardo Campione) wiederfinden.
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Denn, und das wird in diesem Krimi immer deutlicher, es handelt sich dabei nicht um irgendeinen davongelaufenen Jugendlichen. Juan ist der Sohn des Botschafters eines autoritär regierten Landes, dessen Präsident – ein fragwürdiger Despot – kurz vor einem Staatsbesuch in Deutschland steht. So lautet jedenfalls die Info, die Falke bekommt. Juan sollte den Vater demnach zu Terminen begleiten, hat aber offenbar kurz zuvor seinen Personenschützer mit einem Trick abgeschüttelt und ist nun unauffindbar.
Falke soll ihn nun wieder auftreiben, damit er rechtzeitig dafür zurück ist – und das möglichst ohne großes Aufsehen. Denn die deutsche Politik ist offenbar nicht ganz unabhängig von dem Despoten. Eine weitere, auffällige Parallele zum aktuellen, realen Kriegsgeschehen.
Für Dorfpolizist Wacker ist das Ganze ein Abenteuer
Weil Kommissarin Grosz in Hannover weiter die Sicherheitsmaßnahmen für den Staatsbesuch planen muss, bekommt Falke ersatzweise Unterstützung vom naiv-freundlichen Dorfpolizisten Felix Wacker (Arash Marandi), der immer mit seinem Klapprad unterwegs ist und für den die Suche nach dem verschwundenen Juan anfangs ein großes Abenteuer ist. Zum Missfallen von Falke.
Da prallen erst mal zwei Welten aufeinander. Der Kommissar ist also – mal wieder, es ist keine große Überraschung – maximal genervt. Trost spendet ihm nur, dass Grosz auch aus Hannover mithilft und ihm ab und zu wichtige Hintergrundinfos liefert.
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Doch schnell wird aus der einfachen Suche nach einem abenteuerlustigen Jugendlichen doch ein richtiger Kriminalfall mit zwischenzeitlich düsteren, auch brutalen Bildern. Denn Augusts gegenüber Falke geäußerte Vermutung, Juan wolle sich einfach vor den öffentlichen Auftritten verstecken und werde danach schon wieder auftauchen, scheint nicht der Wahrheit zu entsprechen. Ein Erpresserschreiben taucht auf, in dem gefordert wird, von dem Desposten inhaftierte Regimegegner und Journalisten freizulassen. Und Carlos (José Barros), der Personenschützer von Juan, wird in dem Zuge zum Verdächtigen.
Eine Menge Verdächtige
Er ist jedoch nicht der Einzige: August und Juans Freundin Hanna (Valerie Stoll) verhalten sich ebenfalls reichlich komisch. Und dann ist da auch noch das Internatleitungspaar Marie (Katarina Gaub) und Andreas Bergson (Christian Erdmann) – sie realistische Kapitalistin, er idealistischer Sozialist –, bei dem Falke so ein komisches Gefühl hat, das er erst mal nicht so ganz einzuordnen weiß. Und als wäre das nicht genug, will die Politik sich auch noch in die Ermittlungen des Kommissars einmischen.
Es ist ein politischer Tatort, der mit seinen Bildern und seiner Geschichte wohl mehr Bezüge zur Realität herstellt als ursprünglich geplant und bis zum Ende hin spannend bleibt – auch wenn er ab und zu ein paar Umwege zu viel geht. Dass dann am Ende ein Hund zur Auflösung verhilft, ist hingegen ein guter und witziger Clou.